Pressburg KDV Karpatendeutsche Sonnwendfeier

Sonnwendfeier in den Kleinen Karpaten

Sonnwendfeiern haben in Pressburg schon ihre lange Tradition. Wir, die Erlebnisgeneration, erinnern uns daran, als wir Kinder mit unserer Schule im Jahr 1932 in Engerau an einer vom Deutschen Kulturverband (der mit Politik nichts zu tun hatte) veranstalteten Sonnwendfeier teilgenommen haben.

Diese Tradition wurde leider in den darauf folgenden Jahren zu Propagandazwecken missbraucht und die Nachkriegsjahre bescherten uns dann ein Jahrzehnte langes Vakuum. Unsere erste Sonnwendfeier nach der Wende veranstalteten wir auf den Tag genau nach 50 Jahren im Juni 1994 auf der Eisenbrünnler Wiese.

Pressburg KDV Karpatendeutsche Sonnwendfeier
Nach 50 Jahren am Eisenbrünnl

Es war ein Ereignis der Freude und des Dankes für die neu erlangte Freiheit. Es ist daher verständlich, dass wir in den darauffolgenden Jahren diese Tradition beibehalten wollten. Dazu eignete sich einer der schönsten Plätze in den Kleinen Karpaten zwischen dem Wallfahrtsort Mariatal/Marianka und Ratzersdorf/Rača, der schon seit hunderten Jahren als Zwischenstation von Pilgern bekannt ist. Mariatal war schon seit Menschengedenken ein beliebter Wallfahrtsort der Pressburger, ob Slowaken, Ungarn, Deutsche oder Kroaten.

Es trafen viele Gruppen und Einzelne aus der ganzen Slowakei, von der Schüttinsel und auch vielen Regionen unseres Landes ein – mit Pferdewagen, später mit Bussen, aber viele auch zu Fuß. Sie kamen, um in einer Maiandacht gemeinsam zu beten. Auch unsere Pressburger Heimatdichterin Martha Schuster-Neumahr berichtet in ihrer amüsanten Art von diesen die Nationalitäten verbindenden Wallfahrten.

Zu Fuß nach Mariatal

In meinen Erinnerungen bleiben die unvergesslichen Wanderungen von Ratzersdorf zu Fuß nach Mariatal, zu denen uns Kinder unsere Nachbarin, die Mutter meiner Mitschülerin die Ungarin und dazu auch noch anderer Konfession war, mitgenommen hat. Höhepunkt dieser Wanderung war der Tag im eigentlichen Wallfahrtsort: mit den vielen Menschen, dem Sprachgewirr, den Altären und dem Höhepunkt: den vielen Buden und Standerln der Verkäufer, in denen es die wunderbarsten Dinge zu kaufen gab. Heiligenbilder, Rosenkränze, Bücher und eine große Auswahl an Süßigkeiten.

„Lillihit, Pelendrek, Krumplicukor und Gummizuckerln“ versetzten uns Kinder in eine Märchenwelt. Den Fußmarsch nach Hause erleichterte dann die Erinnerung an diesen schönen Tag und wohl auch unsere von den vielen Süßigkeiten verklebten Finger.

Auszeit bei „Malý Slavín“

Eine kleine Rast gab es wieder unterwegs, bei einem schlichten Kreuz in der Mitte der Wegstrecke. Und eben dieses Kreuz hat alle Kriegsjahre und Jahre der Unfreiheit überlebt. An die Kriegswirren erinnert heute unweit im Wald eine Grabstätte, in der russische Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden haben. Daher die heutige Benennung dieser Stelle „Malý Slavín“ auf der alljährlich Gedenkstunden unter Teilnahme von Vertretern von Militär und Gesandtschaften stattfinden. Davon zeugt auch der gepflegte Zustand dieses einstmaligen Rastplatzes.

KDV Sonnwendfeier
Auf der Sonnwendfeier 1996

Eine wunderschöne Waldwiese, umrahmt vom Schatten der hohen Bäume, eine gut gesicherte Feuerstelle, Bänke und am Rande dieser Wiese, eine aus Holzstämmen gezimmerte überdachte Unterkunft für fast hundert Besucher, zum Schutz gegen zu starke Sonne oder manchen plötzlichen Regenguss. Ein idealer Platz zum Ausruhen in der Stille, aber auch für frohe Stunden mit Freunden.

Für die Naturfreunde unseres Karpatendeutschen Vereins in Pressburg war es ein Ort der Rast bei längeren Wanderungen und ein beliebtes Ziel für freundschaftliche Veranstaltungen und eignete sich somit als Austragungsort unserer alljährlichen Sonnwendfeiern. Es war immer ein Festtag für alle unsere Mitglieder. Viele, die gut laufen konnten, kamen zu Fuß, aber für den Transport der Verpflegung und diejenigen, die nicht mehr gut gehen konnten, wurde ein Bus bestellt.

Es war die Aufgabe der Naturfreunde, sich um die Vorbereitung der Feuerstelle zu kümmern. Sie brachten Wasser aus der nahen Quelle, die damals noch Trinkwasser bot, manche kochten Kaffee, es gab Limonade und Mineralwasser. Bei der Feuerstelle wurden Bratspieße vorbereitet. Die Wiese war voller Bewegung, es wurde viel gesungen, ja auch getanzt. Die Kinder konnten auf der Wiese herumtollen, es gab sportliche Spiele und Wettkämpfe, Fußball wurde gespielt und wenn alle satt waren, genoss man die Spaziergänge in den nahen Wald.

Ein unvergessliches Fest!

Später, als viele von uns schon älter geworden waren, haben wir dieses Fest in den Garten unserer Begegnungsstätte verlegt. Diese Sonnwendfeiern waren auch beliebt, gut besucht, aber es fehlte doch die Nähe zur Natur. So kamen einige unserer Freunde auf die Idee, diese Sonnenwende in Erinnerung an die schönen vorangegangenen, in diesem Jahr wieder in den Kleinen Karpaten zu veranstalten.

Zuerst gab es einige Bedenken: Wie kann man uns „Alte“ bei dieser Hitze in den Wald schleppen? Was, wenn einem schlecht wird und jemand umkippt? Wenn ein Gewitter kommt? Wenn, wenn, wenn… Aber eine unserer alten Naturfreunde Anna Hrotková blieb bei ihrem Vorschlag und hat gleich bei der Forstverwaltung, um eine Genehmigung gebeten, was, o Wunder, auch prompt zugesagt wurde. Dann kam aber noch dazu, dass die Kinder der mit uns zusammenarbeitenden Grundschulen zum Kulturfest nach Hopgarten gefahren sind und so nur die wirklich standhaftesten und mutigsten „Alten“ übrig geblieben sind.

Nostalgie Sonnenwende

Aber der liebe Gott hatte sein Einsehen und das Wetter war für uns außerordentlich günstig, sodass wir dann unsere „Nostalgie Sonnenwende“ erfolgreich genießen konnten.

Pressburg KDV Karpatendeutsche Sonnwendfeier
Dieses Jahr feierten wir die Sonnwendfeier wieder im Wald

Es ist uns gelungen, solche, denen nur die Erinnerung an diese traditionellen Feste geblieben ist, mit einem Kleinbus herzufahren. In unserer Begegnungsstätte hat unser sorgfältiger Proviantmeister Andi alles Notwendige für das leibliche Wohl vorbereitet. Ein ganzer Kranz aus Speckwürsten stand zur Verfügung, genauso wie Getränke. Holz für die Feuerstelle und Spieße zum Braten besorgten Michael und Martin. Mit Assistenz unserer Mitglieder Gabo und Miško konnte dann ein lustiges Speckbraten beginnen.

Mit den Liedern war es schon ein wenig schwierig, es fehlen die Omas, die uns in die Ewigkeit vorangegangen sind. Als wir unser Lied „Wahre Freundschaft“ angestimmt haben, klang es traurig. Aber es wurde viel geplaudert, in Erinnerungen geschwelgt. Bis dann alle schon müde wurden, haben wir unsere Freunde in den Bus gepackt und nach Hause gebracht. Viele schöne Worte des Dankes geben uns die Gewissheit, dass wir unseren „Eisernen“ ein wenig Freude bereiten konnten.

(st)