Bergbauakademie Schemnitz

Wissen bringt Segen: Die Bergbauakademie von Schemnitz

Im Schatten der malerischen Hügel der Mittelslowakei liegt Banská Štiavnica, eine Stadt, die einst als Schemnitz bekannt war und für ihre reiche Bergbautradition berühmt ist. Doch ihr wahrer Schatz ist nicht das Metall, das aus ihren Tiefen gewonnen wurde, sondern das Wissen, das über Jahrhunderte hinweg an ihrer renommierten Bergbauakademie kultiviert wurde.

Die Entwicklung der Bergbaustädte in der Mittelslowakei war eng mit dem Bergbau verbunden. Die 1605 gegründete Ausbildung für Bergbau, Hüttenwesen und Münzprägung in Ungarn führte zur Gründung der Bergbauschule in Schemnitz/Banská Štiavnica im Jahr 1735. Diese Schule, die später zur Bergbauakademie und letztendlich zur Hochschule für Bergbau und Forstwirtschaft erweitert wurde, hatte großen Einfluss auf die technische, wissenschaftliche und sozioökonomische Entwicklung der Region.

Im Zeichen der Aufklärung

In Europa entstanden Bergbauschulen erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zum Beispiel in Norwegen, Madrid und Paris. Neben Schemnitz wurden auch in anderen Teilen der Habsburger Monarchie Bergbauschulen gegründet wie etwa in Sankt Joachimsthal/Jáchymov, Schmöllnitz/Smolník und Orawitza in Siebenbürgen.

Diese Institutionen waren eine der ersten nichtkirchlichen Bildungseinrichtungen der Habsburger Monarchie und standen im Einklang mit den Prinzipien der Aufklärung. Sie standen allen Interessierten offen, unabhängig von Nationalität oder Religion, und zielten darauf ab, Fachkräfte zum Nutzen des Staates auszubilden. Bedeutende wissenschaftliche Persönlichkeiten wie der Bergbauingenieur Joseph Karl Hell gingen aus dieser Schule hervor.

Fokus und Lehrpläne

Die Studiendauer an der Bergbauakademie betrug zwei Jahre. Im ersten Jahr wurden mathematische, geometrische und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen vermittelt. Im zweiten Jahr spezialisierten sich die Studierenden auf fünf Kerngebiete: Bergbau, Bergrecht, Bergvermessung, Erzaufbereitung, Chemie-Metallurgie und Münzwesen.

Die Akademie förderte den Transfer von Wissen und Wissenschaft und reflektierte den Geist der Aufklärung, der zu weiteren positiven Entwicklungen führte. In der Mitte des 18. Jahrhunderts erlebten die mit dem Bergbau verbundenen Naturwissenschaften, insbesondere Metallurgie, Mineralogie, Geologie, Chemie und Physik, eine bedeutende Entwicklung.

Die „Bergbausociätas”

Im Jahr 1786 gründete Ignaz Anton Born die erste technische Gesellschaft der Welt und organisierte den ersten internationalen wissenschaftlichen Kongress in Glashütte/Sklené Teplice. Die „Bergbausociätas“ bestand aus gelehrten Fachleuten, darunter A. L. Lavoisier, J. Watt und Johann Wolfgang von Goethe, der damals Bergbauminister in Weimar war.

In diesem Kurort erinnert heute eine Gedenktafel an die Teilnahme von Johann Wolfgang von Goethe an dem Kongress, nach dem auch ein Kurhaus seinen Namen trägt. Diese Gesellschaft förderte den internationalen Austausch neuester Erkenntnisse und spiegelte den fortschrittlichen Geist der Zeit wider.

Bergbauakademie Schemnitz
Goethe diktiert in seinem Arbeitszimmer dem Schreiber John. (Ölgemälde von Johann Joseph Schmeller, 1834)

Akademie für Bergbau und Forstwirtschaft von 1762 bis zum Ausgleich von 1867

Die säkulare Bildungseinrichtung der Habsburger Monarchie zielte darauf ab, Fachkräfte auszubilden. Ihre einheitliche Lehre des Bergbaus wurde in vier Teile gegliedert: Bergbau, Metallhüttenwesen, Eisen- und Stahlhüttenwesen sowie Maschinenbau und Bauwesen. Das Studium der Forstwirtschaft wurde in allgemeine Forstwirtschaft und ingenieurwissenschaftliche Forstwirtschaft unterteilt – mit drei beziehungsweise vier Jahren Studienzeit.

Zwischen 1848 und 1849 wurde an der Akademie statt Deutsch erstmals Ungarisch als Unterrichtssprache eingeführt. Diese Änderung hatte jedoch negative Auswirkungen, da die Akademie ihren internationalen Charakter verlor und das Interesse von Professoren und Studierenden, insbesondere aus dem slowakischen Gebiet, abnahm.

In und nach der Doppelmonarchie (1867- 1919)

Nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 blühte die Bergbauakademie dennoch auf und wurde zu einem Zentrum des technischen Fortschritts. Die Einführung der ungarischen Sprache und Reformen stärkten ihren Ruf im ungarischen Teil der Doppelmonarchie.

Die 1904 zur Hochschule für Bergbau und Forstwirtschaft umgestaltete Akademie passte ihre Studienformen an Industriebedürfnisse an und verlängerte die Studienzeit auf vier Jahre. Das Studium wurde in vier Fachrichtungen durchgeführt: Bergbauingenieurwesen, Eisen- und Hüttenwesen, Metallurgietechnik und Forsttechnik. Der Erste Weltkrieg führte jedoch zum Stillstand durch gekürzte Unterstützung und Kriegsdienstverpflichtungen. 1919 wurde die Hochschule endgültig nach Ungarn verlegt, was das Ende ihrer Rolle in der Entwicklung der Bergbaustädte in der Slowakei markierte.

Fazit

Die Bergbauakademie von Schemnitz/Banská Štiavnica war mehr als nur eine Bildungseinrichtung; sie war ein Katalysator für den Fortschritt der deutschgeprägten Bergstädte Niederungarns. Ihre Absolventen trugen maßgeblich zur wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung der Region bei. Die Akademie war ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Bildung die Gesellschaft transformieren kann.

Oswald Lipták