Redewendungen auf den Zahn gefühlt
Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.
Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen alphabetisch vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!
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Die Nadel im Heuhaufen suchen
Wer eine Nadel im Heuhaufen sucht, hat wenig Aussicht auf Erfolg. Die Herkunft dieser Redensart ist nicht sicher. Belegt ist, dass sie schon im 19. Jahrhundert verwendet wurde, wahrscheinlich ist sie aber noch älter. Wenn es fast unmöglich ist, etwas zu finden, das man sucht, dann ist es so schwer zu finden wie eine Nadel im Heuhaufen.
Den Nagel auf den Kopf treffen
Man trifft den Nagel auf den Kopf, wenn man das Wesentliche einer Sache benennt, das Richtige sagt, den Kern einer Angelegenheit erfasst oder etwas treffend beschreibt. Die Verwendung dieser Redewendung reicht bis ins Antike Rom zurück und wird dem Dichter Platus zugeschrieben.
Die Nagelprobe bestehen
Diese Redewendung verwendet man in Bezug auf eine wichtige oder entscheidende Prüfung, in der sich etwas oder jemand in einem kritischen Fall beweisen muss. In der ältesten bekannten Bedeutung ist die Nagelprobe ein Trinkritual zur Prüfung eines leergetrunkenen Trinkgefäßes. Dieses wird mit der einen Hand so umgedreht, dass der eventuell darin verbliebene Inhalt auf den Daumennagel der anderen Hand rinnt: Ist mehr enthalten, als auf dem Nagel Platz findet, so gilt das Gefäß als nicht leergetrunken und die Probe als nicht bestanden.
Bei Nacht und Nebel
Diese Redewendung stammt aus der Rechtssprache und man benützte sie, um den Zeitraum zu bezeichnen, in dem Dunkelheit herrscht und in dem deshalb unerlaubte Handlungen im Schutz der Dunkelheit geschehen können. Das Deutsche Rechtswörterbuch führt Belege für die Formel aus dem 14. bis 17. Jahrhundert an.
Eine Nachteule sein
Wenn jemand besonders nachts aktiv ist oder spät heimkommt, dann bezeichnet man ihn als Nachteule. Dabei wird der Vergleich mit einer Eule herangezogen, weil dies Vögel sich bei Tag kaum blicken lassen.
Narrenfreiheit genießen
Wenn jemand tun und sagen kann was er will oder nicht ernst genommen wird, genießt er Narrenfreiheit. An den Königs- oder Fürstenhöfen im Mittelalter hatten auch die „Hofnarren“ ihren Platz. Deren Aufgabe war es Witze und Späße zu machen, Dinge zu sagen, für welche andere Menschen eine Strafe bekommen hätten. Sie hatten Narrenfreiheit.
Eine lange Nase drehen
Das sagt man, um jemandem gegenüber Spott oder Hohn auszudrücken oder wenn man die Weisungen von jemandem ignoriert. Dabei hebt man eine gespreizte Hand zum Kopf, führt den Daumen an die Nasenspitze und zeigt mit dem kleinen Finger auf den Verspotteten. Lange Nasen galten im Spätmittelälter als Attribut der Narren, ähnlich wie heute die rote Pappnase der Clowns.
Die Nase voll haben
Wenn man von etwas genug hat, genervt ist und es nicht mehr ertragen kann, wenn jemand eine bestimmte Situation satt hat und nicht mehr darüber reden will, dann hat er die Nase voll. Eine Theorie besagt, dass die Redewendung aus der Gaunersprache kommt. Gefängnisinsassen bekamen zur Strafverfolgung hinzu die Nase voll (gehauen).
Sich selber an der Nase nehmen
Wenn jemand einen Fehler eher bei sich selbst statt bei anderen sucht, nimmt er sich selber an der Nase. Der Ursprung dieser Redewendung geht möglicherweise auf den Rechtsbrauch zurück, sich beim öffentlichen Widerruf einer Beleidigung an die Nase zu fassen.
Aus der Not eine Tugend machen
Diese Redewendung benützt man, wenn man einer unangenehmen Sache noch etwas Gutes abgewinnen will, wenn man eine schlechte Situation zum Vorteil wendet. Den Ausdruck soll schon der römische Redner Cicero verwendet haben.
Not am Mann
Wenn eine Gefahr besonders groß ist, sagt man, es ist Not am Mann. Der Spruch stammt aus der Zeit, als beim Militär noch Mann gegen Mann gekämpft wurde. Man stand dem Gegner Auge in Auge gegenüber: Die Bedrohung, die „Not“, war ganz nah, direkt „am Mann“.
Die Notbremse ziehen
Wenn man eine Sache beendet, bevor sie gefährlich wird, zieht man die Notbremse. Der Ursprung dieser Redewendung liegt wahrscheinlich im Bereich des Verkehres, wo die Notbremse in Gefahrensituationen gezogen wird, um einen Wagen oder Zug zum Stehen zu bringen.
Den Nullpunkt erreichen
Mit dieser Redewendung wird ausgedrückt, dass etwas einen Tiefpunkt oder den Stillstand erreicht hat. Sie steht auch für schlechte Laune in der Gesellschaft oder schlechten Arbeitsbeziehungen beim Versagen in Unternehmen.