Berühmte Zipser: Händler Donat Várady-Szakmáry
Die Szakmárys waren in Kesmark/Kežmarok angesehene Bürger, sie stellten 1682, 1704 und 1709 mit David Szakmáry bzw. Andreas Szakmáry den Richter der Stadt. Donat Szakmáry war Händler, seinen Reichtum nutzte er auch im Interesse der Bürger.
Die Vorfahren des am 13. März 1696 in Kesmark als Sohn von Andreas Várady-Szakmáry und Anna Mauks geborenen Donat lassen sich vier Generationen zurückverfolgen.
Der Älteste in dieser Linie ist Donats etwa Mitte des 16. Jahrhunderts geborener Ur-Ur-Großvater Martin, der den Nachnamen Várady (auch Wárady geschrieben) führte. Ein genaues Geburtsdatum kennen wir erst von Davids Großvater Andreas (23. Mai 1629) und dessen Nachkommen.
Von Sathmar zu Szakmáry
Martin Várady ergänzte zu Lebzeiten seinen Namen mit dem Zusatz Szakmáry. Für die Gründe gibt es unterschiedliche Darstellungen. Unbestritten ist, dass damit ein Bezug zur Stadt Sathmar (ung.: Szatmár), dem heute in Rumänien gelegenen Satu Mare, geschaffen wurde. Keine Rolle spielt die bis heute in Ungarn existierende Gemeinde Szakmár.
Die wohl wahrscheinlichste Erklärung finden wir in alten ungarischen Quellen. Dort wird über die Tätigkeit von Martins Sohn Peter für Stephan Thököly (1581-1651) berichtet. In dessen Auftrag hielt sich Peter Várady oft und über längere Zeit in Szatmár auf.
Man nannte ihn „der aus Szatmár”, woraus der Beiname Szatmáry entstand, der sich in Szakmáry wandelte und zum Doppelnamen Várady-Szakmáry führte.
Die folgenden Generationen waren sich über das Weiterführen des Doppelnamens nicht einig. So gab es Nachkommen, die sich Várady-Szakmáry und andere, die sich nur Szakmáry nannten.
Leckerbissen für Wappenkundler
Die Váradys bekamen 1572 erstmals das Recht, ein Wappen zu führen. Später, 1712, finden wir für einen Nachkommenszweig ein anderes. Der ins damalige Komitat Sáros gezogene Zweig der Familie war diplomatisch – sein Wappen vereinigt die beiden.
Kesmarks Tokajer Weinberge
Donat Várady-Szakmáry übernahm den Weinhandel seines Vaters Andreas. Dass man durch Handel gutes Geld verdienen kann, ist bekannt. Nicht so bekannt dürfte sein, dass die Stadt Kesmark Weingüter in der Tokaj besaß.
Eine besondere Spezialität waren (und sind) die Weine aus dem „Eperies-Tokajer-Erzgebirge”. Das ist die frühere Bezeichnung für das nördlich von Tokaj gelegene Weingebiet (ung. TokajHegyalja). Dieses umfasst den Hauptteil des Tokajer Weingebiets (Tokaji borvidék) und wurde 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Mit seinen Weinen aus der Tokaj schaffte es Donat Várady-Szakmáry bis zum Lieferanten für den polnischen König August (1670-1733), bekannt als August der Starke.
Ein Dorf wird gekauft
Die Einnahmen aus den guten Geschäften nutzt der umsichtige Donat, um seinen Grundbesitz systematisch zu vergrößern. Als Kesmark für das Tilgen von Schulden das der Stadt gehörende Dorf Lautschburg/Lučivná verkaufen wollte, greift der Weinhändler zu und zahlt dafür 28.000 Gulden.
Die Freude über diesen Kauf währte nicht lange. Manchmal reicht es nicht aus, nur Geld zu haben. Auch gute Beziehungen zu Politikern können wichtig sein. Diese fehlten Donat und so musste er ansehen, wie Graf Grassalkovich (1694-1771), Präsident der königlich ungarischen Hofkammer, diesen Kauf durch Kaiser Franz I. (1708-1765) annullieren ließ, um einen Verwandten zu begünstigen.
Das Vermögen und der Einfluss von Grassalkovich lässt sich daran erkennen, dass er sich nach dem Schloss Gödöllö bei Budapest außerdem 1760 den „Grasalkovičov palác”, den heutigen Sitz des slowakischen Staatsoberhauptes, in Pressburg/Bratislava bauen ließ.
Familiengrab in Lautschburg
Lautschburg/Lučivná ist heute mehr durch sein Heilbad und den Snowpark bekannt als durch das alte, zuletzt von den Várady-Szakmárys genutzte Herrenhaus mit den Familiengräbern.
Golddraht hilft
Manchmal hilft der Zufall. Hier war es ein natürlich entstandener Golddraht, der auf einem von Szakmárys Äcker gefunden wurde. Kaiser Franz I. war naturwissenschaftlich interessiert, sammelte Münzen und Mineralien. Szakmáry versuchte, den Fund als Gegengewicht einzusetzen. Tatsächlich gelang es ihm, sein Kauf blieb gültig und er bewahrte so die Stadt Kesmark vor Zahlungsschwierigkeiten.
Follywark über der Magura
Christian Genersich (1759-1825) schildert einen Zwist zwischen Szakmáry und Baron Mednyansky um das „Dorf Follywark über der Magura”. Dieses Dorf ist vermutlich ein größerer Gutshof (poln.: Folwark) auf der nördlichen Seite der Zipser Magura, den bereits Donats Vater von der Stadt Kesmark gekauft hatte. Es kam zum Prozess, bei dem Mednyansky Dokumente vorlegte, die „Follywark” als sein Erbgut bewiesen und gewann.
Danach hätte das zu dieser Zeit verarmte Kesmark den Kaufpreis an Donat Szakmáry zurückzahlen müssen. Szakmáry, der am 23. April 1754 starb, verzichtete aber auf die Rückerstattung und wurde erneut als treuer Beschützer der Stadt gerühmt.
Dr. Heinz Schleusener