Advent in Preßburg: Sehet, die vierte Kerze brennt!

Die alljährlich veranstalteten gemeinsamen ökumenischen Adventsandachten waren immer ein würdiger Abschluss unserer Tätigkeit das ganze Jahr über. Der Gedanke, eine solche Andacht in Preßburg zu veranstalten, kam mir in Deutschland, als ich dort an einer solchen Andacht teilgenommen hatte. So, dachte ich mir, könnten wir auch unsere Kirche füllen.

So öffneten sich am Mittwoch, dem 16. Dezember 1992, um 15 Uhr die Tore der Jesuitenkirche auf dem Hauptplatz in Preßburg neben dem Rathaus. Trotz nur mündlicher Einladung war das Gotteshaus randvoll mit über 300 erwartungsvollen Menschen. Und schon aus dem ersten gemeinsam gesungenen Lied konnte man die Dankbarkeit über die Wende, das Ende des verhassten Regimes und die Freude über die wiedergewonnene Muttersprache aller heraushören. Die Jesuitenpatres, Ignaz Kubeš und Klement Fabík von der katholischen Kirche, sowie Dozent ThDr. Ján Grešo und Pfarrer Ľudovít Muntág von der evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses führten durch die Andacht. Die Predigt hielt Pfarrer Grešo. Ein nur vier Tage zuvor von Frau Chovancová zusammengestellter Kinderchor sang deutsche Weihnachtlieder.

Ökumenische Andacht auch 30 Jahre später

Die ökumenische Andacht dreißig Jahre danach, am 18. Dezember 2022, in der Kleinen Evangelischen Kirche auf der Nonnenbahn eröffnete die Introduktion der Hubertusmesse von Peter Vacek. Mag. Michaela Posch PhD. leitete die Andacht ein. Die vorsitzende Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Preßburg Altstadt, Mag. Anna Polcková, führte die Andacht und hielt die Predigt, die uns allen Trost in dieser so düsteren Zeit des Krieges, der Gewalt gegen Andersdenkende und Andersfühlende, wirtschaftlicher Rezession und Covid-Pandemie brachte.

Es folgten weitere Teile der Hubertusmesse wie das Credo und das Gloria. Die Gemeinde sang das alte Weihnachtslied „Stille Nacht“. Die Orgelmusik, dargebracht von Martin Bako, und das Bläsertrio Festum Corni mit Jakub Badrna, Peter Michalka und Lubomír Petic bildeten einen würdigen und wunderbar klingenden akustischen Rahmen.

Unser Regionsvorsitzender RNDr. Michael Stolár wünschte allen Anwesenden ein gesegnetes, fröhliches Weihnachtsfest und bedankte sich bei der Gastgeberin, Frau Mag. Anna Pocková, und allen Mitwirkenden. An der Andacht nahmen auch unser Vereinsvorsiztzender RNDr. Ondrej Pöss mit Gattin und unsere Ortsgruppenleiterin Ing. Judita Kubincová teil. Leider brachte die Grippewelle einige unangenehme Überraschungen. Professor Tomáš Jellúš vom Jesuitenorden, Rektor der Kirche des Heiligen Erlösers in Preßburg, konnte wegen einer akuten Erkrankung an der Andacht nicht teilnehmen und auch die Gemeinde schrumpfte wegen Krankheit auf um die 50 Personen.

Persönlich tat mir die Abwesenheit der Kinder der Schulen mit Deutschunterricht am meisten weh. Dreißig Jahre lang, nur mit Ausnahme der Jahre der Pandemie, nahmen sie mit ihren Lehrerinnen an der ökumenischen Andacht teil, sangen und brachten uns Älteren ein freudiges Erlebnis. Schade, dass es zum dreißigsten Jubiläum nicht ging.

Rosi Stolár-Hoffmann