Als Bomben auf die Pfarrkirche von Krickerhau fielen

Wenige Tage vor der Befreiung im Jahr 1945, wurde Krickerhau/Handlová, die Bergbaustadt im Hauerland, in der letzten Woche im März 1945 zweimal bombardiert. Die russische Luftwaffe konzentrierte sich nämlich auf größere industrielle Gebiete im Bezirk Prievidza/Priwitz und wurde von den Verbündeten kräftig unterstützt.

Am 24. März 1945 wurden im Oberen Neutral drei Ortschaften bombardiert: Handlová/Krickerhau, Poluvsie/Halbendorf und Nitrianske Pravno/Deutsch Proben. Am frühen Morgen um 8.20 Uhr kamen vier russische Bombardierflugzeuge und warfen 16 Bomben auf Handlová/Krickerhau ab. Zwölf Menschen kamen ums Leben, davon sechs Zivilisten, vier Soldaten der Wehrmacht und zwei slowakische Soldaten.

Mehrere Menschen wurden verletzt, davon erlitten sechs Personen schwere und dreizehn Personen leichte Verletzungen. Was die materiellen Schäden anbelangt, wurden vier Häuser vernichtet und zehn beschädigt, darunter Wohn- und Hochhäuser, die Villa, das Bergbauhotel Lamika, aber auch der damalige Fußballplatz, mehrere Kraftfahrzeuge sowie verschiedene dem Wohnen und der Wirtschaft dienende Anlagen. Das Telefon-, Strom- und Wasserversorgungsnetz wurde beschädigt. Bei dem ersten Bombenabwurf wurde auch das Krankenhaus, der nahe liegende Friedhof und das Eisenbahnviadukt der Stadt vernichtet.

Erneut fallen Bomben

Zu der zweiten Bombardierung kam es am Montag, den 26. März 1945, um 7.45 Uhr. Die rumänische Luftwaffe konzentrierte sich auf die Chemiefabrik und Unterkünfte der Arbeiter in der sogenannten Kolonie. Die erhaltenen Nachrichten sind eher knapp. Man geht davon aus, dass bei der Bombardierung wahrscheinlich neun Menschen ums Leben kamen. Bei den Kämpfen wurden durch die Artillerietruppen und durch den Bombenabwurf 70 Häuser vernichtet und 670 Gebäude beschädigt, unter anderem ging es um Objekte und Anlagen des Bergwerkes. In Nová Lehota/Neuhau, einem Ortsteil von Handlová/Krickerhau, mussten 200 Häuser erneuert werden.

Um über den zweiten Bombenabwurf sprechen zu können, ist es wichtig, die dem vorausgehenden Ereignisse zu erwähnen. Kurz vor Ostern kam es im Bergwerk zu einem Unfall, bei dem sechs Bergleute starben. Die Beerdigung fand am Samstag, den 24. März 1945, statt, und der Gottesdienst wurde zwei Tage später zelebriert. Die Kirche der Hl. Katharina war voll, denn es erschienen nicht nur unzählige Bergleute, um der Kollegen zu gedenken, sondern viele Leute kamen auch zur Osterbeichte. Eine Bombe fiel auf die Kirche, wahrscheinlich aus Versehen.

Tragisches Ereignis in der Pfarrkirche

Die Pfarrkirche und der Pfarrer spielten im Leben aller Krickerhauer eine entscheidende Rolle, seit sie aus Kremnica/Kremnitz gekommen waren. Das erste Gebäude wurde auf Grundstücken gebaut, welche fromme Bürger für den Aufbau der Kirche gespendet hatten. Mit dem Bau hatte man noch früher begonnen, als Heinrich Kricker am 8. März 1376 die Gründungsurkunde bekommen hatte. Bei der Einweihung wurde die Heilige Katharina Schutzpatronin der Kirche. Von dem ursprünglichen Kirchengebäude sind der 45 Meter hohe viereckige Turm, der älteste Teil der heutigen Kirche, sowie ein Teil des Presbyteriums erhalten geblieben.

Dieses tragische Ereignis ruft auch nach Jahrzehnten Tränen hervor, denn es waren nur noch einige Wochen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Unsere Landsfrau und Vorsitzende der Ortsgruppe Handlová/Krickerhau, Frau Hildegard Radovská, gehört zu den letzten Augenzeugen. Sie war damals elf Jahre alt und kann sich noch genau an die schrecklichen Ereignisse erinnern. Sie erzählt: „Es war ein Montag vor Ostern, der 26. März 1945. Ich ging zusammen mit meinem Bruder, Johann Daubner, zur Beichte vor dem Osterfest in die Pfarrkirche. Vor dem Hauptaltar wurde die Heilige Messe für die verunglückten Bergleute zelebriert. Beim Nebenaltar zelebrierte Kaplan Štefan Bičaník eine sogenannte stille Messe. Plötzlich hörte man Sirenen, Flugzeuge und die ersten Bomben fielen auf die Kirche. Es war schrecklich.“

Die Decke der Pfarrkirche der Hl. Katharina begann einzustürzen. Da, wo einst der Chor war, blieb nur ein großes Loch, erinnert sich Frau Radovská: „Ich war sehr erschrocken, unter den Trümmern und dem Priesterkleid erkannte ich unseren jungen Kaplan, Herrn Bičaník. Ich und mein Bruder begannen zu laufen. Über den Friedhof, auf den damals 15 Bomben fielen, rannten wir nach Hause.“

Die Erinnerungen sind auch nach Jahren grausam, Frau Radovská und ihr Bruder nutzten jede Möglichkeit, um sich zu verstecken. Den Schrecken, als Bomben Gräber mit Gebeinen öffneten, werden sie wohl nie vergessen.

Als der Krieg endete

Die Truppen der Roten Armee kamen am 3. April 1945 nach Handlová/Krickerhau. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann man Schutt und Asche aufzuräumen – nicht nur von den durch Bomben der Luftwaffen zerstörten Gebäuden, sondern auch von der Dominante der Stadt, von der Pfarrkirche. Die Trümmer sind jedoch bis 1954 in der Kirche und in deren nahen Umgebung geblieben. Im Jahre 1954 wurden im Rahmen der gemeinnützigen Arbeiten alle Trümmer weggeräumt. Die Renovierung der Kirche endete im Jahre 1965 – die Reste des beschädigten Kirchenschiffes wurden entfernt. Auf den Grundmauern der ursprünglichen gotischen Kirche wurde ein neues Kirchenschiff erbaut. Man renovierte auch den Turm und das Presbyterium.

Gedenktafel
Die Gedenktafel am Pfarrhaus erinnert an Kaplan Štefan Bičaník.

Am 26. März 2010, im Jahre der Priester, wurde für den jungen verstorbenen Kaplan Štefan Bičaník eine Gedenktafel enthüllt. Die Erinnerungstafel befindet sich am dortigen Pfarrhaus. Der junge Kaplan bleibt unvergessen – an seinem Grab auf dem Ortsfriedhof brennen immer Kerzen.

VE

(Bearbeitet nach Quellen des Hornonitrianske múzeum in Prievidza/Priwitz und den Aussagen von Frau Radovská)