Regionaltreffen des KDVs in Schwedler
Jahr für Jahr geraten Erinnerungen an Menschen, die bei uns lebten und unsere Geschichte mitgestalteten, gemeinsam mit ihren Sprachen, leider in Vergessenheit. Die menschliche Eigenart zeigt sich jedoch seit Jahren in der Suche nach den eigenen Wurzeln. Wo sind aber unsere Wurzeln?
Der deutsche Schriftsteller Thomas Mann schrieb einmal: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht verstehen.“ Wer also nicht nach seinen Wurzeln sucht, kann nicht wachsen und schon gar nicht seine Zukunft gestalten. Niemand sollte seine eigenen Wurzeln vergessen, weil sie Vorläufer des eigenen Daseins sind – kulturelle Vergangenheiten, tief in unserem Wesen verwurzelt, auch in der Form von Überlieferungen.
Wir leben in einer Zeit großer und schneller Veränderungen, die eng mit dem Durchdringen von Technik in alle Bereiche unseres täglichen Lebens zusammenhängen. Erzählungen sind zwar noch da, aber sie verlieren ihren Inhalt. Die Arbeit wird weiterhin ausgeführt, aber auch sie verliert an Inhalt, Form und Vorgehensweise. Erinnerungen an unsere Leute und ihre Arbeit können jetzt auf alten Lichtbildern und Grunddaten betrachtet werden. Vergangenheit ist heute, nur ein wenig später.
Um die Erinnerung und die Gegenwart ging es auch bei unserem Regionaltreffen der Ortsgruppe des Karpatendeutschen Vereins in Schwedler/Švedlár, die Ende Mai stattfand. Für mich persönlich war es eine große Ehre, über Traditionen, Bräuche und Erinnerungen in der Vergangenheit zu sprechen und mich zu erinnern. Besonders begrüßt wurden auf der Veranstaltung die Stellvertreter der benachbarten Ortsgemeinschaften der Region Unterzips und aus anderen Städten. Ich danke diesen Gästen und unseren Mitgliedern sehr, dass sie sich die Zeit genommen haben und zu uns gekommen sind. Wir hielten eine Schweigeminute für unsere verstorbenen Mitglieder und auch für Frau Darina Mikulová, die frühere Vorsitzende der OG des KDVs Schmöllnitz Hütte.
Wie wir bei unserem Treffen gesehen haben, sind wir weniger und werden älter, aber das Wichtigste ist, dass wir da sind und uns treffen – auch wenn es selten ist,. Ich persönlich bin allen dankbar, die gekommen sind und ein Stück von zu Hause mitgebracht haben. Es ist wunderbar, dass wir leben und dass wir uns wiedersehen.
Dieses Treffen und auch die Treffen bei unseren Nachbar-Ortsgruppen bemühen wir mit Gesundheit, Freundschaft und guten Beziehungen zu absolvieren. All das Genannte sind die berechtigten Ansprüche der Karpatendeutschen in der Slowakei, die es zu bewahren gilt. Nicht viele kommen aus dem Ausland, nicht viele sind gesund. Wir haben auch in Deutschland mehrere ältere Mitglieder: Margarete Murzko (84), Hilde Gundel (88), Aranka Stigloher (91), Irene Heindrich (92), Herr Ladislaus Murzko (93), Prof. Dr. Ferdinand Klein (90). In unseren Reihen leben in einem schönen Alter: Herr Franz Kister (91), Ladislav Loy wird 90, Helene Patz Burgaren (88), Marika Patz (85), Johan Patz (88), Gerlinde Patz, Brunhilde Fedorová (82), Theodor Loy wird 81 sowie Adela Münnich (81). Alle genannten Mitglieder waren bei der Gründung der Ortsgruppe des Karpatendeutschen Vereins in Schwedler dabei. Wir wünschen allen beste Gesundheit und Ruhe in den weiteren Lebensjahren. Bei der Gelegenheit des Regionaltreffens in Schwedler haben wir an diese Landsleute gedacht und uns an die guten alten Zeiten erinnert. Wir wünschen uns allen, dass die Sprache, Kultur und Bräuche unserer Vorfahren in Erinnerung bleiben und der KDV in der Slowakei noch viele Jahre funktionieren wird.
Gabriela Ivančová