Autor Peter Janoviček: „Wenn meine Bücher erscheinen, strahle ich vor Freude“

Er ist ein Publizist mit Wurzeln in der slowakischen Hauptstadt Preßburg/Bratislava. Seine schriftstellerische Tätigkeit hat uns Werke wie „Mozart, Vĺčikove Vianoce“ (Mozart, Wolferls Weihnachten) oder „Z Prešporku do Soľnohradu“ (Von Preßburg nach Salzburg) gebracht. Seit ungefähr zwei Jahren ist Peter Janoviček außerdem Chefredakteur des deutschsprachigen Webportals Preßburger Kipferl des gleichnamigen Bürgervereins.

Auf welche Ihrer literarischen Leistungen sind Sie besonders stolz?

Jedes Buch, an dem ich gearbeitet habe, ist für mich fast wie ein eigenes Kind. Immer wenn meine Bücher erscheinen, strahle ich vor Freude. Im letzten Jahr durfte ich dieses Gefühl bei meinem Märchenbuch „Mozart, Wolferls Weihnachten“ erleben. Ich bin genauso stolz auf den 4. Platz meiner Kurzgeschichte „Ruža z Tivoli“ (Die Rose aus Tivoli) beim Literaturwettbewerb „Cena Fantázie“ (Fantasiepreis) der Buchhandlung Martinus.

Wo finden Sie Inspiration fürs Schreiben?

Ich nutze oft die Situationen und Erinnerungen aus meinem eigenen Leben als Inspirationsquelle für meine Werke. Wenn es um geschichtliche Themen geht, muss ich nicht weit suchen. Auch in meiner Heimatstadt Preßburg/Bratislava und ihrer reichen Geschichte finde ich stets Inspiration für meine Werke.

Der Alltag in Preßburg wurde in einigen ihrer Werke auch schon thematisiert. Wofür steht für Sie der Begriff „Preßburg“ (oder der historische slowakische Begriff „Prešporok“)?

Preßburg/Prešporok ist eine Stadt, die heute leider nicht mehr existiert. Es war eine mehrsprachige Stadt, in der Deutsche, Ungarn, Slowaken, Juden, Kroaten, Bulgaren und andere Nationalitäten friedvoll zusammenlebten. Die Stadt Preßburg lag im damaligen Königreich Ungarn, aber sie war vor allem durch die deutsche Kultur geprägt. Das alles ist schon lange vorbei und kommt nicht mehr zurück. Das heutige Bratislava ist aus den Ruinen des alten Preßburgs entstanden. Der Zeitgeist Preßburgs fand durch den Zweiten Weltkrieg ein endgültiges Ende, insbesondere nach der Vertreibung der jüdischen, deutschen und ungarischen Bewohner aus der Stadt. Der Begriff „Preßburg“ symbolisiert für mich also die „guten alten Zeiten“, in denen es sicher auch Probleme gab, die aber eine angenehme Nostalgie ausstrahlen.

In einem früheren Gespräch haben Sie den Wunsch ausgedrückt, dass der Verein Preßburger Kipferl dem deutschen Preßburg ein bisschen von seinem alten Glanz zurückbringen will. Wie schätzen Sie dieses Ziel zwei Jahre nach dieser Aussage ein?

Ehrlich gesagt ist es ganz schwierig, diesen Wunsch zu erfüllen. Wir bemühen uns, Artikel auf Deutsch zu veröffentlichen, in denen wir über die Geschichte Preßburgs und seine Persönlichkeiten berichten. Ich möchte hiermit deutschsprachige Autoren, die an einer Veröffentlichung interessiert sind, einladen, mit mir Kontakt aufzunehmen. Das Themenspektrum ist ziemlich breit gefächert. Wir widmen uns etwa der Geschichte, Kultur, den Erinnerungen an das alte Preßburg, der deutschen Minderheit und alten Familiengeschichten. Ich freue mich, von jedem zu hören, der uns und unsere Webseite https://pressburgerkipferl.sk unterstützen möchte.

Wie kann man junge Menschen für die Geschichte von Preßburg begeistern?

Man muss versuchen, sich in die Lage der Jugendlichen hineinzuversetzen. Dazu muss man ihre Kommunikationskanäle verwenden. Man sollte außerdem die passende Art auswählen, wie man die Informationen vermittelt. Man kann nicht erwarten, dass junge Menschen selbst zu einem kommen, sondern man muss sie aufsuchen. Vieles erreicht man mit einem Schulbesuch. Man muss nur abschätzen können, wie viele Informationen die Menschen aufnehmen können, ohne sie mit langen Reden über Geschichte zu belasten. Man sollte junge Menschen bewusst in die Diskussion einbeziehen. Es ist ganz wichtig, ihre Kenntnisse über das behandelte Thema nicht zu unterschätzen. Ich war selbst überrascht, wie viel manche Kinder schon in der Grundschule über Themen wissen, die für sie zeitlich sehr weit entfernt sind.

Wo könnte sich die heutige Hauptstadt der Slowakei von ihrer Vergangenheit inspirieren lassen?

Ich denke, dass das heutige Preßburg in vielerlei Hinsicht erfolgreich an seine Geschichte anknüpfen konnte. Früher hatten wir eine Mehrsprachigkeit und heute ist sie wieder da – nur in anderer Form. Viele Ausländer studieren oder arbeiten hier. Wir nehmen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf, multinationale Konzerne und internationale Organisationen haben hier Niederlassungen. Preßburg ist eine multikulturelle Stadt und die meisten ihrer Einwohner sind tolerant gegenüber Minderheiten. Und zwar nicht nur gegenüber den nationalen, sondern auch gegenüber den sexuellen und religiösen Minderheiten. Die Bürger entdecken die alten Traditionen der Stadt wieder und sie mögen sie. Wir könnten uns sehr wohl von der Vergangenheit inspirieren lassen. Preßburg war noch nie eine Großstadt und die derzeitige Entwicklung geht bereits auf Kosten der Natur, der Ökologie und der Gesundheit der Einwohner. Lasst uns unsere Stadt grün halten, lasst uns Bäume pflanzen und lasst uns ihr natürliches Erbe nicht zerstören.

Welchen Bezug haben Sie zur deutschen Minderheit in der Slowakei?

Meine Vorfahren mütterlicherseits hatten alle deutsche Nachnamen, aber während des 19. Jahrhunderts haben sie sich stolz zur ungarischen Nationalität bekannt und im Alltag überwiegend Ungarisch gesprochen. Mein Urgroßvater ist allerdings in Wien geboren. Väterlicherseits bin ich Lutheraner, also einen gewissen religiösen Bezug zum Deutschtum gibt es bei mir. Ich finde die Geschichte der Deutschen in der Slowakei faszinierend und ich bin mir bewusst, dass ihre Ankunft eine kulturelle Bereicherung für die Slowakei war. Die Deutschen haben großteils für einen Aufschwung in der finanziellen und wirtschaftlichen Entwicklung auf dem Gebiet der heutigen Slowakei gesorgt. Widergespiegelt hat sich das auch in der Architektur und in der Tradition des Handwerks. Dies ist den heutigen Bewohnern der Slowakei meist nicht bewusst.

Für mich ist es beschämend, die Geschichte zu kennen, wie nach dem Zweiten Weltkrieg unschuldige Deutsche und Ungarn aus der Slowakei vertrieben wurden. Von diesem Ereignis war auch unsere Familie direkt betroffen. Mein Großvater, seine Schwestern und Eltern wurden als Ungarn nach Engerau/Petržalka ausgewiesen, während seine Tante als Deutsche ausgewiesen wurde und auf dem Weg starb. Das empfinde ich als eine historische Schande für die Slowakei. Auch darum versuche ich durch meine Arbeit die Geschichte der Deutschen in der Slowakei bekannter zu machen. Aber es geht mir nicht nur um die deutsche Geschichte. Die jüdische oder die ungarische Geschichte ist genauso faszinierend. Jedoch ist die Verbindung zu Deutschland und Österreich für mich eine Herzensangelegenheit.

Noch eine Frage zum Schluss: Mohn oder Nuss?

Meinetwegen Nuss. In meiner Familie gibt es trotzdem mehrere Mohn-Liebhaber, die nicht genug davon bekommen können. Hochwertige Preßburger Kipferl, die nach dem Originalrezept gebacken sind, schmecken lecker – egal ob sie mit Nuss oder Mohn gefüllt sind.

Das Gespräch führte Alan Laifer.