Die Gäste genießen das gute Wetter.

Bei den deutschen Holzhackern der Kleinen Karpaten

Es ist bereits zur Tradition geworden, dass sich am Fest der Heiligen Maria Magdalena Nachkommen der Holzhacker, die in den Kleinen Karpaten lebten und arbeiteten, bei der Kapelle am Sand bei Modern (Piesok pri Modre) treffen. So begannen am Sonntag, dem 23. Juli 2023, um 11 Uhr die Feierlichkeiten unter den majestätischen Linden in der Kapelle der Heiligen Maria Magdalena mit einer Messe, die für die verstorbenen Holzfäller und ihre Nachkommen gehalten wurde.

Die Holzhacker in den Kleinen Karpaten werden auch Huncokári genannt und waren Holzfäller, Waldarbeiter, Waldwächter und Förster, die im 17. Jahrhundert von der Grafen-Famillie Pálffy eingeladen wurden, um den Wald auf moderne und effiziente Weise zu bewirtschaften. Die meisten von ihnen kamen aus dem österreichischen Alpenraum. Der neue Arbeitgeber siedelte sie in den Tälern der Kleinen Karpaten an. Hier bildete sich eine Gemeinschaft, die sich mit dem Wertesystem ihres Arbeitgebers identifizierte und deren Aufgabe es war, den Wald auch vor Holzdieben und Wilderern zu schützen. Dies verlangte ein ethisches und moralisches Niveau, Verantwortungsbewusstsein, Vertrauen und Ehrlichkeit. Der katholische Glaube war ebenfalls eine Voraussetzung.

Die Gäste genießen das gute Wetter.
Die Gäste genießen das gute Wetter.

Isolation und Assimilation

In den Kleinen Karpaten lebten die „Huncokári“ größtenteils isoliert und getrennt von den Bewohnern der Umgebung. Sie vermissten die unter den Bergen liegenden Gemeinden nicht, sie besuchten sie nur gelegentlich geschäftlich, zum Einkaufen oder Kirchgang. Obwohl sie kilometerweit voneinander entfernt waren, fühlten sie sich wie eine Familie, sie besuchten einander, halfen sich und hatten oft an den Feiertagen gemeinsam Spaß. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie assimilierten sie sich allmählich mit der lokalen Bevölkerung, aber viele von ihnen überlebten in den Bergen auch noch die Zeiten der Tschechoslowakischen Republik und des Slowakischen Staates. 

Pfarrer Jozef Mišík liest die Messe.
Pfarrer Jozef Mišík liest die Messe.

Auch die deutschen Holzhacker waren aber den Repressionen nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesetzt. Obwohl sie politisch untätig waren, wurden die meisten aufgrund der Kollektivschuld der Deutschen enteignet und vertrieben. Nach der politischen Wende 1989/1990 konnte der Rest dieser geschlossenen Gemeinde der neuen Zeit nicht mehr standhalten. Die Assimilierung fuhr fort und so lebt nur noch die Geschichte und Tradition der „Huncokári“ wieder auf, wenn solche Zusammentreffen stattfinden wie das bei der Kapelle der Heiligen Maria Magdalena.

Erinnern in festlicher Stimmung

Über viele Jahre hinweg bereicherten die festliche Stimmung des Treffens die Sängerinnen der Gruppe „Singende Omas“ aus Preßburg, die mit ihrem Gesang die Orgelmusik ergänzten. Leider lichteten sich die Reihen der Omas im Laufe der Zeit, sodass ihre Auftritte endeten. Auf Einladung des Organisationskomitees der Huncokári in Vertretung von Frau Irene Herchel nahm eine kleine Gruppe des Karpatendeutschen Vereins der Region Preßburg – der Regionsvorsitzende RNDr. Michal Stolár, und von der Ortsgruppe Preßburg Josefine Markus, Ing. Gabriel Markus und Msc. Martin Stolár – an der Feier teil. Nach einer herzlichen Begrüßung reihten wir uns in das Auditorium ein, um den erfrischenden Worten des geistlichen Leiters der Heiligen Messe, des Pfarrers Jozef Mišík, und des örtlichen Chores zu lauschen.

Der Bergfriedhof wird gut gepflegt.
Der Bergfriedhof wird gut gepflegt.

Nach der Heiligen Messe besichtigten wir außerdem mit anderen Gästen und Nachkommen der Holzfäller den renovierten und gepflegten Bergfriedhof und das gut erhaltene Holzfällerhaus der Familie Herchel neben der Kapelle. Anschließend fand ein festliches Treffen der Nachkommen und Gäste statt. Alle Anwesenden genossen das gesegnete schöne Wetter und wünschten sich abschließend gut gelaunt, dass sie sich in einem Jahr gesund und wohlauf auf diesem Fest wiedersehen.

Text und Foto: RNDr. Michael Stolár, Msc Martin Stolár