Eintrittskarte zu einem der beliebten Konzerte

Ein herausragender Lehrer, Organist und Komponist

Auf dem städtischen Friedhof in Leutschau/Levoča träumt der herausragende Lehrer und Organist Mgr. Jozef Rátz seinen ewigen Traum. Er wurde am 25. November 1884 im Dorf Crvenka in der Vojvodina in Serbien (ehemaliges Jugoslawien) geboren und stammte aus einer deutschen Lehrerfamilie.

Seine beiden Brüder waren evangelische Pfarrer. Karol, geboren 1875, war viele Jahre lang Pfarrer in Großlomnitz/Veľká Lomnica. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde er als Militärkaplan nach Bikács in der Region Tolna im heutigen Südungarn versetzt. Wilhelm, geboren 1882, war der dritte Pfarrer in Preßburg/Bratislava und arbeitete auch als Chefredakteur des deutschen Kalenders Kreuzkalender.

Eintrittskarte zu einem der beliebten Konzerte
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Jozef Rátz verbrachte sein ganzes Leben in Leutschau/Levoča als Lehrer an der deutschen evangelischen Volksschule und war auch Hauptorganist in der evangelischen Kirche. Er war ein herausragender Interpret der Werke von Bach, Händel und Liszt. 

Reste des Reformations-Denkmals
Reste des Reformations-Denkmals

Als Dirigent des Kirchenchors komponierte er mehrere Werke wie „Abschied von der alten Orgel“ und „Begrüßung der neuen Orgel“. Darüber hinaus komponierte er mehrere Chorwerke anlässlich der Reformation, die von der evangelischen Jugend vor dem hussitisch-reformatorischen Denkmal gesungen wurden. Dieses Denkmal existiert heute nicht mehr, an seiner Stelle steht eine Statue von Ľudovít Štúr. Der Kelch, ein Symbol des Christentums, wurde vom kommunistischen Regime so unglücklich mit einem Traktor umgerissen, dass er beim Sturz auf den Boden zerbrach. Heute befindet sich dieser ursprüngliche, wieder zusammengesetzte Kelch zwischen dem Rathaus und der evangelischen Kirche.

Grabplatte von Jozef Rátz
Grabplatte von Jozef Rátz

Eine neue Orgel für Leutschau

Rátz war maßgeblich daran beteiligt, eine neue 29-registrige Orgel für die evangelische Kirche zu beschaffen, da die alte Orgel technisch absolut unzureichend war. Die neue Orgel wurde 1932 von der Firma Rieger angeschafft. Gemeinsam mit dem Komponisten Kurt Freitag entwarf Rátz auch die Disposition dieser neuen Orgel. Er initiierte von 1932 bis 1944 auch regelmäßige Orgelkonzerte in Leutschau/Levoča. Sie wurden von der Bevölkerung sehr geschätzt. Außerdem trug er oft zum Kreuzkalender bei. 

Beerdigung des Lehrers und Organisten Jozef Rátz
Beerdigung des Lehrers und Organisten Jozef Rátz

Er hatte zwei Gärten zur Miete und in seinen letzten Lebensjahren widmete er sich dem Obstanbau, organisierte Obstausstellungen in Leutschau und beschäftigte sich auch mit volkstümlicher Meteorologie zur Wettervorhersage. Von Frau Mgr. Antašová, geborene Bystrická, wissen wir, dass der Lehrer Rátz bei den Schülern sehr beliebt war und sie ihn Peter nannten. Es ist jedoch fraglich, warum. In den letzten Momenten seines Lebens plante er, mit seiner Ehefrau, geborene Judková, seinen Verwandten, seinem Sohn und Schwiegersöhnen in Deutschland zu leben. Doch dies erfüllte sich nicht mehr, da er kurz vor seiner Abreise nach Deutschland am 14. Oktober 1964 verstarb.

M.B.