Bergbau-Experte Wilhelm Fuchs
Zipser haben nicht nur die Berge der Tatra erkundet, erstiegen und beschrieben sowie sich um das Erschließen und Bewahren der Natur verdient gemacht. Aus der Zips sind auch berühmte Geologen hervorgegangen, wie der Leutschauer Wilhelm Fuchs.
Christian Wilhelm Fuchs wurde am 1. August 1802 in Leutschau/Levoča als Sohn des Gymnasialprofessors Samuel Fuchs und dessen Frau Juditha geb. Kowalski geboren.
Apotheke statt Kunst
Bereits als Kind beeindruckte Wilhelm seine Eltern und Lehrer durch großes Zeichentalent. Der Vater und später das Gymnasium lenkten sein Interesse aber auch auf die Naturwissenschaften.
Als sein Vater im Jahr 1817 starb, stürzte das die Mutter mit acht Kindern in finanzielle Probleme. Wilhelm musste 1819 nach Pest in die Apothekerlehre. Nicht die Kunst, sondern die Chemie stand jetzt im Vordergrund.
Im Kreis der Gelehrten
Die Tätigkeit als Apothekengehilfe entsprach aber nicht seinen Vorstellungen. So begann er 1826 in Wien ein Pharmaziestudium.
Seine Lieblingsdisziplinen waren Botanik und Chemie. Bereits im Januar 1829 erwarb er mit einer Arbeit zur Analyse der Brennberger Braunkohle den Doktortitel auf dem Gebiet der Chemie.
In Wien sammelten sich zu dieser Zeit um den Freiherrn von Jacquin, einen zuvor in Schemnitz lehrenden Professor für Chemie und Botanik, ausgewählte Wissenschaftler zum Gedankenaustausch. Wegen seines Wissens und seiner humorvollen Konversation zählte Fuchs bald zu diesem Kreis.
Hier entstand 1827 seine Idee zur Herausgabe einer als Herbarium angelegten botanischen Zeitschrift, der „Flora Schneebergensis”. Nach den ersten Heften musste Fuchs dieses aufwendige Projekt wegen finanzieller, aber auch gesundheitlicher Probleme einstellen.
Doch noch im Traumberuf
So nahm er freudlos seine Arbeit als Apotheker wieder auf. Immerhin sicherte sie seinen Lebensunterhalt.
Die Wende kam 1829 mit einer Reise, bei der er in Schemnitz Station machte, wo er viel über den Bergbau erfuhr. Er entschloss sich zum Studium der Mineralogie an der dortigen Berg-Akademie. Aufgrund seiner Vorkenntnisse beendete er den dreijährigen Kurs bereits nach nur einem Jahr – mit Auszeichnung.
Danach ging es steil bergauf: Nach kurzer Praktikantenzeit bot ihm die Österreichische Hofkammer in Münz- und Bergwesen gleich zwei Dienstposten an. Fuchs entschied sich für den in Agordo in den Venetischen Alpen (heute Italien).
Erfolgreich und unstetig
Die Jahre ab 1835 sind eine Erfolgsbilanz seiner geologischen Arbeit. Viele Ergebnisse dieser Zeit finden wir in Fuchs‘ wohl bedeutendstem Buch „Die Venezianer Alpen”. Es erschien 1844, nach seinem endgültigen Abschied von Agordo. Das Werk enthält für diese Zeit erstaunlich genaue Höhenmessungen, Zeichnungen, Karten sowie Analysen der Bergmassivstrukturen und deren Zusammensetzung.
Ab 1836 war Fuchs fast zwei Jahre als Hüttenmeister in Száskabanya (heute Sasca Montană, Rumänien) tätig. Hier gelang es ihm, das silberhaltige Schwarzkupfer mit Hilfe von Schwefelsäure in seine Bestandteile zu zerlegen. Von 1838 bis 1839 ging er als Hüttenverwalter nach Schmöllnitz.
1844 finden wir Fuchs als Bergrat und Oberhüttenverwalter in Schemnitz. Dort entwickelte er spezielle Schmelzverfahren für die hier lagernden Erze.
Neugestalter in Serbien
Seine proungarische Haltung während der Revolution von 1848/49 führte 1849 zu seiner Entlassung. Die Zeit danach überbrückte er mit wissenschaftlicher Arbeit in Wiener Archiven.
Erst im September 1851 nahm er wieder eine verantwortungsvolle Tätigkeit auf, als ihn die fürstlich-serbische Regierung an die Spitze des serbischen Bergwesens berief. In den 16 Monaten bis zu seinem frühen Tod am 28. Januar 1853 erreichte er die Neuorganisation des gesamten serbischen Bergwesens einschließlich einer modernen Bergbaugesetzgebung. Den Kupfer- und Eisenbergbau in Majdanpek ließ er durch neue Eisenhütten, Straßen und Wohngebäude aufblühen. Seine Arbeiten wurden Leitlinie für den Bergbau in Serbien.
Nicht nur damit, sondern mit seinem gesamten Schaffen hat der Zipser Wilhelm Fuchs weit über seine Heimat hinaus ein bleibendes Erbe hinterlassen.
Dr. Heinz Schleusener