Berühmter Zipser Barna Győrffy

Berühmte Zipser: Biologe und Pflanzengenetiker Barna Győrffy

Wer in der Zips geboren wurde und aufwächst, hat stets ein besonderes Verhältnis zu den Bergen und zur Natur. Der spätere Pflanzengenetiker und Biologe Barna Győrffy aus Zipser Bela/Spišská Belá interessierte sich sehr früh für die Gebiete, in denen er später durch seine erfolgreiche Grundlagenforschung weltbekannt wurde.

Ob Barna Győrffy, eigentlich mit Vornamen Barnabás, der berufliche Lebensweg durch seine Eltern vorgegeben wurde, ist nicht sicher. Wohl aber sehr wahrscheinlich, denn sein Vater Stephan, geboren 1880 in Hidasnémeti, war Botaniker und Biologe.

Seine Mutter Irma Greisinger, 1882 in Zipser Bela geboren, war die erste Studentin der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität von Klausenburg/Kolozsvár/Cluj. Nach der Heirat unterstützte sie die Forschung ihres Mannes und recherchierte selbst über Blütenpflanzen der Hohen Tatra. Beider Sohn Barna erblickte am 11. Juli 1911 das Licht der Welt, also in einer ungünstigen Zeit, wenige Jahre vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges.

Interesse für Pflanzen geweckt

Wer in Zipser Bela aufwächst, für den üben die in greifbarer Nähe liegenden Berge einen besonderen Reiz aus. Barna – vom Vater abgeschaut – interessierten nicht so sehr die Höhen, sondern das, was auf diesen wuchs. Wie seine Freunde sammelte Barna Pflanzen, trocknete sie und presste sie zwischen Heftseiten. Vom Vater erhielt er dazu viele Hinweise und Erklärungen.

Moose der Hohen Tatra

Sein Vater lenkte das Interesse des jungen Barna auf die in der Hohen Tatra wachsenden Moose (bryphyta). Mit väterlicher Hilfe klassifizierte und dokumentierte er sie und legte Moos-Herbarien an. Sehr schnell war ihm klar, wie seine Zukunft aussehen müsste – er wollte einen ähnlichen Beruf wie der Vater ausüben.

Vater Gründungsdirektor in Szeged

Als Barna sich für das Studium an einer Universität interessierte, hatte man seinen Vater zum Gründungsdirektor des 1922 eröffneten Botanischen Gartens der heutigen Universität Szeged (Szegedi Tudományegyetem Füvéskert) berufen. Diese entstand 1921 durch Verlegung der Klausenburger Franz-Josef-Universität nach Szeged als eine der Festlegungen des Vertrages von Trianon, in welchem Siebenbürgen Rumänien zugesprochen wurde.

Die Klausenburger Universität um 1900
Die Klausenburger Universität um 1900

Berufliche Laufbahn

Barna Győrffy studierte an der Universität Szeged und erwarb dort sein Diplom. Anschließend war er am Zoologischen Institut der Szegeder Universität tätig. Im Jahr 1933 wechselte er an das Biologische Forschungsinstitut in Tihany und arbeitete dort bis 1944. Den Doktortitel erwarb er 1936. Von 1937 bis 1939 forschte er als Stipendiat des DAAD am Institut für Biologie in Berlin-Dahlem.

Die Habilitation, die höchstrangige Hochschulprüfung, in der die Befähigung zur Lehre in einem wissenschaftlichen Fach einer Hochschule festgestellt wird, legte er 1943 an der Klausenburger Universität ab. Inzwischen zu einem der weltweit führenden Pflanzengenetiker geworden, gab er sein Wissen an mehrere studentische Generationen weiter.

Im Jahr 1944 übernahm Barna Győrffy die Leitung des Mosonmagyaróvárer biologischen und genetischen Labors des Instituts für Pflanzenzüchtung. Ab 1948 war er bis zu seinem Tod am 5. August 1970 Leiter des Instituts für Genetik an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.

Arbeitsgebiete von Barna Győrffy

Barna Győrffys Forschungen richteten sich zunächst auf Pflanzen mit mehreren Chromosomensätzen, z.B. tetraploiden Paprika, mit dem Ziel der Erhöhung des Vitamin C-Gehalts. Sie erweiterten sich dann auf biochemische Aspekte pflanzlicher Stoffwechselveränderungen und den genetischen Code. Győrffy veröffentlichte aus Zeitmangel relativ wenig, eines seiner letzten Werke ist „Vom Mendel-Faktor zum genetischen Code“ (1967).

Internationale Anerkennungen

Seine Forschungen zur Pflanzengenetik brachten ihm nationale und internationale Anerkennung ein. So erhielt er zweimal die höchsten ungarischen Preise für Wissenschaft: 1949 den Kossuth-Preis und 1990 posthum den Széchenyi-Preis. Ebenso wertvoll erscheint ein 1986 von Prof. G. P. Rédei, Universität Missouri-Columbia, publiziertes Dokument.

In diesen „Memoirs of Professor Barna Győrffy“ schildert Rédei sehr einfühlsam seine Kontakte mit Győrffy und weist auf dessen strikt ablehnende Haltung zu den von Stalin geförderten Positionen Lysenkos (nur die Umweltbedingungen bestimmen die Eigenschaften der Kulturpflanzen) hin.

Der Barna Győrffy-Preis

Und noch eine Ehrung muss genannt werden: Jahrzehnte nach Győrffys Tod wurde von der ungarischen Gesellschaft für Genetik der Barna Győrffy-Preis ins Leben gerufen, mit dem herausragende Ergebnisse der ungarischen Genforschung Anerkennung finden.

Barna Győrffy-Preis
Der Barna Győrffy-Preis der ungarischen Gesellschaft für Genetik ging 2017 an Dr. Lóránt Székvölgyi

Győrffys Grabstätte befindet sich auf dem Budapester Friedhof Farkasréti, sie steht seit dem Jahr 2004 unter Denkmalschutz.

Dr. Heinz Schleusener