Berühmte Zipser: Carl August Scholtz
Matzdorf/Matejovce, ung. Mateóc, ist einer der Orte, die 1946 oder später dem ursprünglichen Deutschendorf/Poprad zugeordnet wurden. Neben Matzdorf (eingemeindet 1974) sind das Felka/Veľká, Georgenberg/Spišská Sobota (beide 1946 eingemeindet) und Michelsdorf/Stráže pod Tatrami (eingemeindet 1960). So erhöhte sich die Einwohnerzahl Deutschendorfs von etwa 1.500 Ende des 19. Jahrhunderts auf inzwischen über 50.000.
Der am 5. Mai 1760 in Leutschau/Levoča geborene Johann Scholtz wurde nach seinem Theologie-Studium, das er in Jena absolvierte, zum evangelischen Pfarrer von Matzdorf berufen. In der dortigen Kirchengemeinde war er bis zu seinem Tode am 13. Juli 1827 tätig. Neben seiner Arbeit in der Gemeinde beschäftigte er sich mit der evangelischen Kirchengeschichte der Zips. Eines der sechs Kinder aus der Ehe des Johann Scholtz mit Anna Susanna Roxer war Carl August, geboren am 14. März 1799. Carl August Scholtz eröffnete 1833 in seinem Geburtsort ein Eisenwarengeschäft.
Der Bedarf an Eisenwaren war groß, Scholtz begann daher selbst mit dem Herstellen in einer eigenen Werkstatt. Zunächst sind es einfache Produkte, deren Palette er nach und nach erweitert. Im Jahr 1845 bietet er verzinnte und verzinkte Waren an.
Aus Eisenwarengeschäft wird Betrieb
Mit Hilfe seines am 22. Juni 1828 geborenen Sohnes Johann Emil wird die Betriebsstätte um 1859 stark ausgebaut. In der Produktion kommen nun Pressen, auch Ziehpressen für Bleche, zum Einsatz und es werden Emaillearbeiten ausgeführt. Carl August Scholtz investiert ständig, das Werk wird bald zu einem großen Unternehmen und Arbeitsstätte für 800 Leute.
Striegel- und Metallwarenbetrieb
Scholtz nennt sein Unternehmen einen Striegel- und Metallwarenbetrieb. Unter Striegeln wird heute meist das Bürsten von Pferden verstanden, um deren Fell grob zu reinigen und die Muskeln zu massieren. In der Landwirtschaft sind Geräte gemeint, die zum Lockern des Bodens und zum Bekämpfen von Unkraut dienen. Zu diesen zählen die Egge und der Hackstriegel, der heute in der Landwirtschaft anstelle von Unkrautvernichtungsmitteln zum Einsatz kommt.
Breite Produktpalette
Die Palette an Erzeugnissen wurde immer größer. Die im Katalog der Firma stehenden und mit den Buchstaben A und B beginnenden zeigt der Auszug aus dem Katalog der Firma C. A. Scholtz. Es werden Blechwaren, Geschirr und landwirtschaftliche Maschinen hergestellt. Auch Produkte für das Militär kommen dazu, wie Helme und Feldflaschen.
Sohn erfindet und führt Betrieb weiter
Viele Geräte wurden von Scholtz und seinem Sohn selbst entwickelt, einige auch patentiert. So bekamen sie 1878 ein Patent für Sämaschinen. Ihre Erzeugnisse fanden Abnehmer über Österreich-Ungarn hinaus. Nach dem Tod des Vaters nahm Sohn Johann Emil die Geschicke der Firma in seine Hand. Eine der Eigenentwicklungen, eine 1873 entstandene und danach weiterentwickelte Maschine für die Kartoffelernte, wurde 1901 bei einem internationalen Wettbewerb in Budapest mit einer Goldmedaille prämiiert.
Sozial und geadelt
Johann Emil Scholtz wusste, dass es der Firma und damit ihm nur gut gehen kann, wenn es seinen Mitarbeitern gut geht. Daher führte er eine betriebliche Krankenversicherung und Sozialfürsorge ein. Das war neben seinem Engagement als evangelischer Kircheninspektor mit ein Grund für die Erhebung in den Adelsstand im Jahr 1899. Er wurde nun Johann Scholtz von Matheócz genannt. Fast 70 Jahre alt, übergab er im Jahr 1897 das Unternehmen an seine Söhne Carl Albert und Victor Emil.
Schließlich Tatramat, Whirlpool und Stiebel Eltron
Nach 1945 wurde das Unternehmen verstaatlicht. Es gab unter dem Namen Tatrasmalt und ab 1974 Tatramat weiterhin vielen Einwohnern der Region um Deutschendorf/Poprad Arbeit. Nach der politischen Wende 1990 passierten die in dieser Zeit bei der Privatisierung üblichen Ungereimtheiten. Die Reste des ehemaligen Großbetriebes stabilisierten sich schließlich zum Unternehmen Tatramat. Dessen Waschmaschinenbereich gehört heute zu Whirlpool, einem der weltweit führenden Herstellern von Haushaltsgeräten. Der Bereich Heizelemente wurde ausgegliedert, hat eine eigene Entwicklungsabteilung und gehört seit 2004 dem deutschen Familienunternehmen Stiebel Eltron. Die Produkte werden in den östlichen Ländern weiter unter dem Namen Tatramat und den westlichen als Stiebel Eltron- oder AEG-Produkte verkauft.
Dr. Heinz Schleusener