Poet Friedrich Lám

Friedrich Lam – Poet aus Kesmark

Friedrich Lám zählt zu den bedeutendsten Dichtern der Zips. Obwohl ihn sein beruflicher Weg aus der Zips hinausführte, war er bis zu seinem Tod sehr eng mit der Heimat verbunden. Sein Name und Werk ist auch der Jugend gut bekannt, dank des nach ihm benannten Sprachwettbewerbs.

Heute wäre Friedrich Lám für jeden Lehrer ein Musterkind, denn er las gerne und viel. Er fand in der umfangreichen Bibliothek seines Großvaters Hugo Payer dazu gute Voraussetzungen. Dieser hatte im Auftrag des „Ungarischen Karpathen-Vereines“ die 1880 in Kesmark erschienene, 378 Seiten umfassende und thematisch gegliederte Bibliotheca Carpathica herausgegeben.

Der früh verwaiste Friedrich wuchs beim Großvater auf. In diesem Umfeld wurden für ihn bald Bücher zu liebsten Spielgefährten. Dies galt auch später für die Zeit am Kesmarker Lyzeum, das ebenfalls über eine gut ausgestattete Bibliothek verfügte.

Poet Friedrich Lám

Der berühmte Zipser Friedrich Lám

Zipser Vorfahren

Friedrich Lám, in dessen Ahnentafel wir den Zipser Schriftsteller Sebastianus Ambrosius Lám (1554-1600) finden, wurde am 13. Mai 1881 in Kesmark/Kežmarok als Sohn des Rechtsanwalts Dr. Friedrich Lám und dessen Ehefrau Agnes Payer, beide evangelisch, geboren. Der Kirchenbucheintrag von Geburt und Taufe (am 8. Juni 1881) zeigt uns als zweiten Vornamen Hugo – den Vornamen seines von ihm sehr verehrten Großvaters.

Ausbildung und Beruf

Die Schulausbildung bekam Friedrich in Kesmark. Nach der Volksschule (1887-1891) besuchte er das Gymnasium (1891-1899). Es folgte das Studium der Philologie in Budapest. Hier richtete sich sein Interesse auf Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte.

Nach der erfolgreichen Verteidigung seiner Dissertation „Die Geschichte des deutschen Theaters in Raab/Györ“ begann für ihn das Berufsleben. Dieses führte ihn als Lehrer zunächst nach Fünfkirchen (1904-1906) und Erlau (1907-1908). Lange arbeitete er in Raab (1908-1935), dann noch ein paar Jahre in Budapest als Fachberater und Fachinspektor für Französisch an höheren Schulen. Im Jahr 1938 ging er hier als Oberstudienrat in den Ruhestand. Er blieb aber weiterhin schriftstellerisch aktiv, bis zu seinem plötzlichen Tod am 27. Dezember 1955.

Mehrsprachig

Friedrich Lám wuchs in einer Zeit auf, die man als „Magyarisierung“ bezeichnet. Bereits 1883 wurde per Gesetz an den Gymnasien, an staatlichen und auch privaten, die ungarische Sprache zur Unterrichtssprache erhoben.

Deutsch und Ungarisch beherrschte Friedrich Lám gleichermaßen perfekt. Die Mehrzahl seiner Gedichte, Erzählungen, Feuilletons, Buchbesprechungen, seiner literarischen und theatergeschichtlichen Abhandlungen schrieb er auf Deutsch. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind meist in ungarischer Sprache verfasst. Lám arbeitete auch als Übersetzer ungarischer und deutscher Lyrik in die jeweils andere Sprache.

Zipser Gedichte

In dem sich zunehmend der ungarischen Sprache bedienenden Umfeld war es nicht einfach, Gedichte in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Lám nutzte daher für seine auf die Zips bezogene Poesie die regionalen Zeitungen und Zeitschriften. So finden wir seine ersten Gedichte in der „Karpathen-Post“, dem „Zipser Boten“ und der „Zipser Heimat“.

Seine Verse gefielen den Lesern. Bald druckten auch die „Wiener Illustrierte“, das „Sonntagsblatt“, die „Neue Post“ sowie Zeitschriften wie „Badenia“, „Moderne Welt“ und „Stern und Blumen“ Láms Gedichte.

Faksimile

Erster Vers des Gedichtes “Strahlenbrechung”
(aus “Unvergessene Heimat”)
„Steckst Du den Stock in klares Wasser,
Scheint er gebrochen, wenn auch ganz,
Den dunklen hell umschimmert lieblich
Der bunte Regenbogenglanz.“

Gedichtsammlungen

Am bekanntesten sind die heimatbezogenen 44 Gedichte der Sammlung „Zipser Treue“ (1921), in denen er sich mit der Situation der Zipser nach 1918 als Bürger der Tschechoslowakei kritisch auseinandersetzt. Hier finden wir fünf Gedichte in der Oberzipser Mundart (Potooksch).

Auch die achtteilige Gedichtsammlung „Popperwasser“ von 1924, die sich auf Kesmark bezieht, enthält Mundartgedichte. Darüber hinaus finden wir u.a. Texte über das Thököly-Schloss, das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert und die Alte Holzkirche.

Friedrich Lám starb am 27. Dezember 1955. Eine umfangreiche, thematisch geordnete Auswahl seiner Gedichte wurde 1966 anlässlich seines 10-jährigen Todestages von der Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen unter dem Titel „Unvergessene Heimat“ veröffentlicht.

Nicht nur als Poet unvergessen

Andrea Vojtillová beendete ihre 2009 verteidigte Diplomarbeit über die heimattreue Poesie von Lám mit folgendem Satz:

„Dieser Dichter wollte uns die Zipser Heimat unvergesslich machen, und deshalb verdient er es auch, für die Zipser und die Bewohner des karpatendeutschen Raumes, unvergessen zu bleiben.“

Dass dies auch in der Zukunft so bleibt, wird u.a. durch den „Friedrich-Lam-Wettbewerb“ für Grundschulen unterstützt. Es ist gut, dass so bereits Schüler der unteren Klassen nicht nur mit Láms Namen, sondern auch mit Prosa und Poesie in deutscher Sprache vertraut gemacht werden.

Dr. Heinz Schleusener