Berühmte Zipser: Graf Albin Csáky
Wer im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst hat, erfährt spätestens bei einem Besuch der Zipser Burg von der Adelsfamilie Csáky. Sie ist eine der bedeutendsten Familien der Zips und letzter Besitzer der Burg. Graf Albin Csáky wurde 1841 geboren, kam mit 25 Jahren ins Parlament, war 20 Jahre Obergespan des Zipser Komitats und sechs Jahre ungarischer Kultus- und Unterrrichtsminister.
Graf Albin Rudolf Alexander August Csáky de Körösszeg et Adorján, so der bei der Geburt eingetragene Name, wurde am 19. April 1841 in Krompach/Krompachy als Sohn von August Csaky und Iphigenie Pronay geboren.
Das Gymnasium besuchte er in Leutschau/Levoča. Er beendete es mit Auszeichnung, anschließend studierte er in Kaschau/Košice Jura. Die Anwaltsprüfung legte er im Jahr 1862 ab.
Vom Landtag ins Parlament
Bereits 1866, im Alter von 25 Jahren, wurde er Reichstagsabgeordneter. Als Mitglied der Deák-Partei (Ferenc Deák, 1803-1876) nahm er an den Ausgleichsverhandlungen mit Österreich teil. Hier fiel er Gyula Andrássy (1823-1890) auf.
Andrássy wurde nach diesen Verhandlungen Ministerpräsident Ungarns. Kaiser Franz Joseph schlug er den begabten Albin Csáky als einen Kandidaten für das Amt des Obergespans des Komitats Zips vor. Auf die Bemerkung des Kaisers, „dieser ist vielleicht noch etwas zu jung!” soll Andrássy geantwortet haben: „Majestät, das ist ein Fehler, der von Tag zu Tag geringer wird!”
So stand Graf Csáky zwanzig Jahre an der Spitze des Komitats und erwarb sich hier Achtung und Sympathien. Für eine gewisse Zeit übernahm er auch die Verwaltung des durch Misswirtschaft in Schieflage geratenen Komitats Sáros.
Nachdem 1878 Bosnien und Herzegowina wieder zu Österreich kam und vom österreichischen Finanzminister verwaltet werden sollten, bot man diese Aufgabe dem nun 37-jährigen Grafen an. Albin Csáky lehnte ab, in Kenntnis der schwierigen nationalen und religiösen Verhältnisse. Offiziell begründete er dies mit gesundheitlichen Problemen.
Minister für Religion und Erziehung
Als ihm 1888 der damalige Ministerpräsident Koloman von Tisza (1830- 1902) das durch den Tod von August von Trefort (1817-1888) frei gewordene Amt des Kultus- und Unterrichtsministers anbot, nahm er an.
Sechs Jahre, vom 22. September 1888 bis zum 10. Juni 1894, führte Graf Albin Csáky diese Aufgabe aus. Er war ein Mann der Tat und erregte daher nicht nur durch seine Äußerungen schnell Aufsehen und Widerstand.
Eine am 26. Februar 1890 erlassene Verordnung machte ihn besonders bekannt. Es ging um das Durchsetzen des von seinem Vorgänger im Jahr 1884 erlassenen Dekrets gegen das sogenannte Wegtaufen.
Das Wegtaufen
Zu dieser Zeit war die ungarische Politik mit Fragen des staatlichen Einflusses der Kirche, insbesondere der katholischen, befasst.
Zu den ersten Streitpunkten zählte die Frage, nach welcher Religion ein Kind aus einer „gemischten” Ehe zu taufen sei. Ein Gesetz von 1868 hatte dazu angeordnet, dass das Geschlecht des Kindes bestimmt, ob es zur Religion des Vaters oder der Mutter gehören soll.
Tatsächlich kamen aber zahlreiche Fälle vor, in denen Geistliche zu anderen Konfessionen gehörende Kinder tauften und in ihre Taufmatrikel eintrugen. Für diese Missachtung des Gesetzes war keine Strafe vorgesehen.
Neue Verordnung durch Csáky
Kulturminister Trefort wies daher 1884 die Kirchen an, die Taufscheine den kompetenten Geistlichen zu übermitteln. Diese Verordnung zeigte aber keine Wirkung. Graf Albin Csáky erließ nun eine neue Verordnung, die bei Nichteinhalten des Meldens eine Buße von bis zu 100 Gulden festlegte.
Damit war das Problem jedoch nicht gelöst, denn viele Geistliche beriefen sich auf ihr Dogma, das sie zur Taufe verpflichtet.
Es ging um mehr
Albin Csáky unterstützte weitgehend den eigentlich als klerikal angesehenen Grafen Albert Apponyi, der sich für zivilrechtliche Änderungen einsetzte und unter anderem für die Zivilehe, die Autonomie der Katholiken, staatliche Hilfen für die protestantischen Kirchen und Gleichstellung des jüdischen Glaubens eintrat.
Schließlich führte das zu den zwischen 1894 und 1895 erfolgten kirchlichen Reformen. Sie bestimmten etwa, dass zukünftig staatliche Einrichtungen die Tauf-, Heirats- und Sterbematrikel führten.
Unterricht geht vor
Die Beerdigung des Nationalhelden Kossuth Lajos am 21. März 1894 in Budapest wurde zu einem besonderen, alles andere stilllegenden Ereignis für die Stadt. Csáky gestattete aber nicht, dass Schulkinder an der Beerdigung teilnahmen. Er sah den Lehrauftrag der Schulen bedroht.
Schloss Szepes-Mindszet/Bijacovce
Der Hauptwohnsitz der Familie, die während Albins Zeit als Minister und Abgeordneter in Budapest wohnte, war das im Stil des späten 18. Jahrhunderts erbaute Schloss in Szepes-Mindszet/Bijacovce mit 80 Räumen. In ihm wurden sechs der sieben Kinder, die er mit seiner Frau Anna Bolza hatte, geboren.
Hier wurde auch erfolgreich Landwirtschaft betrieben, wie Auszeichnungen bei verschiedenen Ausstellungen beweisen.
Preußische Tugenden
Albin Csáky war ein ausgeglichener, ernster und pünktlicher Mensch. Kam ein zu Tisch geladener Gast nicht zur Zeit, ließ er trotzdem das Essen auftragen und beginnen.
Hochgeachtet, so auch mit dem Orden vom Goldenen Vlies, wirkte Graf Albin Csáky als Präsident des Reichstag-Oberhauses bis zu seinem Tod am 15. Dezember 1912.
Nur einige Wochen zuvor hatte ihn Kaiser Franz Joseph mit der Würde des Tavernicus, des Reichsoberschatzmeisters und damit der vierthöchsten Position im Land, geehrt.
Dr. Heinz Schleusener