Berühmte Zipser Julius Lux

Berühmte Zipser: Julius Lux

Julius Lux führte mit seinen Arbeiten zum Dobschauer Dialekt die von Samuel Klein (1847-1915) und Samuel Pellionis (1870-1953) begonnenen fort. Er bekleidete wichtige Positionen im Bildungssystem und war aktives Mitglied verschiedener wissenschaftlicher und pädagogischer Verbände. Als sein wohl größtes Vermächtnis ist das von ihm erarbeitete Wörterbuch des Dobschauer Dialekts zu bezeichnen.

Aufgrund der beruflichen Tätigkeit seines Vaters wurde er nicht in Dobschau, sondern im etwa 14 Kilometer weiter südlich gelegenen Hentzendorf/Henckovce, dem damaligen Henczkó, geboren. Vater János Lux war Bergmann, ein Unfall machte ihn zum Invaliden. Er hatte aber Glück im Unglück, denn Graf Andrássy setzte den erfahrenen Fachmann als Leiter in seiner Hentzendorfer Eisenhütte ein.

Der Geburts- und Taufeintrag im Kirchenbuch von Niedersalz/Nižná Slaná zeigt als Vornamen Gyula János (Julius Johann), den 20. April 1884 als Geburts- und den 29. April 1884 als Taufdatum. Die Familie Lux hat ihre Wurzeln in Aachen, von dort kam sie im 18. Jahrhundert nach Dobschau. Seine Mutter Amalia Schönwiesner stammte aus Einsiedel/Mníšek nad Hnilcom (ung. Szepesremete). Julius hatte zwei ältere Brüder, die Bürgerschullehrer wurden.

Die Volksschule besuchte Julius Lux im Geburtsort und danach die Bürgerschule in Dobschau. Es folgte die Ausbildung am Losonci Magyar Királyi Állami Tanítóképezdét, dem Lehrerbildungsinstitut in Losoncz (ung. Losonc, slow. Lučenec).

Nach dem Abschluss des Studiums am 26. Juni 1902 mit dem Diplom als „elementarer Volks- und Bürgerschullehrer und Kantor“ bekam er das Angebot der evangelischen Kirche, in Kesnyő (heute Kšinná, in der Westslowakei gelegen) als Lehrer und Kantor tätig zu sein. Bis Mai 1904 war der vielseitig interessierte Julius Lux dort im Dienst der Kirche.

Weiteres Studium

Nach seiner Rückkehr bemühte sich Julius Lux um weitere Qualifikationen. Am 8. Juni 1907 erhielt er am Budapester Paedagogium (Magyar Királyi Állami Polgári Iskolai Tanítóképző-Intézet) die Lehrbefugnis für Linguistik und Geschichte als Lehrer für die obere Volks- und Bürgerschule. Am Apponyi Kolleg der katholischen Pázmány-Peter-Universität (Pázmány Péter Katolikus Egyetem) bestand er mit Auszeichnung die Diplomprüfung zum Hochschullehrer für Ungarisch und Deutsch.

Jetzt in Klausenburg

Mit diesem Abschluss wurde er Lehrbeauftragter am Ungarischen Königlichen Staatlichen Institut in Klausenburg. Seine Aufgabe war das Betreuen der Lehrstühle für Geschichte und Deutsch. Auch hier ging es für ihn beruflich aufwärts, am 21. Dezember 1910 wurde er dort „Hilfslehrer“ und noch im selben Schuljahr „ordentlicher“ Lehrer.

Soldat im Ersten Weltkrieg

Julius Lux wurde im August 1914 als gemeiner Soldat eingezogen und dem Losonczer Infanterieregiment zugeteilt. Bei den Kämpfen an der russischen Front erkrankte er an Typhus. Die Heilung war schwierig. Als er die Infektion überwunden hatte, musste er wieder an die Front. Diesmal ging es nach Italien. Diese Zeit überstand er unverletzt und erhielt den Orden eines Reserveleutnants sowie drei Auszeichnungen: das Karlskreuz, die Militär-Verdienstmedaille (Signum Laudis) und die bronzene Tapferkeitsmedaille. Mit der Demobilisierung kehrte er im November 1918 zurück.

In verantwortungsvollen Positionen

Nach dem Krieg führte Julius Lux seine berufliche Laufbahn an der Lehrerbildenden Hochschule für Bürgerschulen weiter. Er wurde später zum Direktor der Praktikum-Volksschule ernannt und ging 1925 an die Lehrerbildende Hochschule mit der Zuständigkeit für den Deutschunterricht. Als die Hochschule 1928 nach Szeged zog, wechselte Lux zur Staatlichen Lehrerbildungsanstalt im I. Budapester Bezirk (heute XII. Bezirk). Er publizierte zu methodischen Aspekten des Fremdsprachenunterrichts und nahm Einfluss auf die Fortbildung der Deutschlehrer und das Erarbeiten von Lehrbüchern. Seine gleichzeitig geführten Studien in Philosophie schloss er im Jahr 1933 sogar mit einem Doktortitel der Universität Szegedin (Szeged) ab.

Seine wissenschaftlichen Arbeiten hoben ihn immer mehr aus dem Kollegenkreis hervor, im Jahr 1937 folgte seine Ernennung zum Direktor der Budapester Lehrerbildungsanstalt. Zwei Jahre später bekam er den Auftrag, in Ungarn die erste deutschsprachige Lehrerbildungsanstalt zu gründen. Deren Name war „Ungarisches Königliches Deutschsprachiges Lehrerbildungsanstalt-Lyzeum“. Dort bildete man Lehrer für Deutsch und Ungarisch mit den notwendigen methodischen Kenntnissen aus.

In Zusammenhang mit seinem Bemühen, die Methodik des Sprachunterrichts zu verbessern, formulierte Julius Lux den Satz „Der höchste Wert der eigenartigen Kultur eines Volks ist die Sprache.“ Für Lux war es beim Vermitteln einer Sprache wichtig, dass die Gedankenstruktur und Gefühlswelt von der eigenen auf die fremde Kultur bezogen wurde. Er verwendete dazu den Begriff „Kulturkunde“.

Berühmte Zipser Julius Lux
Aus dem Titelblatt des Buches zur Sprachinsel Dobschau

Im Jahr 1940 wurde Lux zum Oberstudienrat ernannt. Seine Tätigkeit endete 1940 abrupt, die Hochschule, bald nach Kriegsbeginn in materiellen und räumlichen Schwierigkeiten, wurde geschlossen und er aus politischen Gründen entlassen. Er hatte schon 1941 keinen Hehl aus seiner Meinung gemacht, dass die häufig der neuen Jugendorganisation Deutsche Jugend angehörenden Studenten unter einen „deutschen nationalsozialistischen erzieherischen Einfluss geraten, der von unserem im Wesentlichen abweicht.“

Privatleben

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges heiratete Julius Lux. Seine Frau Irén Gömöry stammte aus Dobschau. Die Freude über das neue Glück war kurz. Er wurde aus den Flitterwochen geholt und zum Kriegsdienst an die Front geschickt. Das Paar hatte zwei Kinder, das erste der beiden, Sohn Gyula, wurde 1916 geboren, das zweite Kind war ihr Sohn Emil, der 1921 auf die Welt kam.

Seine gute berufliche Stellung und Bezahlung nutzte Lux nach dem Ersten Weltkrieg, um für die Familie in der Orbánhegyi út 13 in Buda eine Villa bauen zu lassen. Sie wurde 1928 fertiggestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Vermögen der Familie beschlagnahmt. Die geringe Altersversorgung reichte kaum zum Leben aus. Lux soll durch das Bemalen von Lampenschirmen das geringe Einkommen etwas aufgebessert haben. Julius Lux starb am 5. November 1957 in Budapest. Er wurde 73 Jahre alt.

Veröffentlichungen

Nach seinem zwangsweisen Ruhestand beschäftigte er sich intensiver mit dem Dialekt von Dobschau, der Stadt, die für ihn die Heimat war. Zusammen mit einem Verwandten seiner Frau, dem Oberleutnant Árpád Gömöry (1883 – 1943), beschäftigte er sich seit 1920 mit seiner eigentlichen Heimatstadt Dobschau, insbesondere ihrer Geschichte und dem Dialekt. In dieser Zusammenarbeit entstanden auch Veröffentlichungen, wie 1927 „Das 600-jährige Jubiläumsbuch von Dobšina“ und 1934 „Geschichte der Siedlung und des Besitztums der Bergstadt Dobschau“.

Mundartenforschung und Dialektwörterbuch

Über seine Forschungen zur Dobschauer Mundart berichtete er seit 1937. Er stellte fest, dass die Mundart Elemente der am Mittel-Rhein, im West-Erzgebirge und in bayerischen Regionen gesprochenen Mundarten enthält. Die mittelrheinischen Mundartelemente stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Dobschau existierte damals noch nicht. Die Sprecher dieser Mundart müssen daher aus der Oberzips nach Dobschau gekommen sein. Weiter belegt er, dass die westerzgebirgischen Elemente erst im 16. Jahrhundert hinzukamen. Die westerzgebirgischen Siedlungen entstanden etwa zur gleichen Zeit wie Dobschau. Erst als dort ein Überfluss an Einwohnern war, gab es Auswanderung. Das muss im 16. Jahrhundert gewesen sein, als im Westerzgebirge der Silberbergbau einging und der Zipser Erzbergbau sich stark erweiterte.

Julius Lux
Aus dem Dialektwörterbuch

Aus der Analyse der Lautentwicklung datiert er die Zuwanderung aus Bayern ins 13. Jahrhundert, sie kam in die Komitate Gömör/Gemer und in die Zips/Spiš. Insgesamt schrieb Julius Lux mehr als 150 Publikationen. Sie befassen sich mit Linguistik, Geschichte, Ethnographie und Demographie. Viele davon sind Dobschau gewidmet.

Seine Arbeiten „Eine deutsche Sprachinsel im Karpatenraum: Dobschau“ und sein „Wörterbuch der Mundart von Dobschau“ erschienen erst einige Jahre nach seinem Tod im Jahr 1959 beziehungsweise 1961.

Dr. Heinz Schleusener