Berühmte Zipser: Verleger Theodor Sauter
Der am 15. August 1886 in Kesmark geborene Theodor August Sauter ist eine der Personen, die mit ihrer Arbeit die Zips über Jahrzehnte prägten. Mit seinem Namen ist die deutschsprachige Zeitung Karpathen-Post eng verbunden.
Theodor Sauters Vater war der aus Deutschland eingewanderte Paul Theodor Sauter (1840-1908). Dieser Paul Sauter wurde am 22. Juli 1840 in Heilbronn geboren. Er kam über Wien, wo er für das „Neue Wiener Tagblatt“ arbeitete, im Jahr 1879 nach Kesmark. Wie es heißt, hörte er erstmalig in Wien von der Stadt am Rande des Tatra-Gebirges, in der zu dieser Zeit so viele Deutsche lebten.
Bereits ein Jahr später, im Jahr 1880, gründete Paul Sauter mit Carl Robert Schmidt in Kesmark die Druckerei Sauter und Schmidt. Im selben Jahr kam die Wochenzeitung „Karpathen-Post“ heraus. Sauter, im Herzen noch immer Journalist, übernahm 1882 diese Wochenzeitung. Chefredakteur wurde Friedrich Scholcz – ganz sicher ein Glücksfall. Paul Sauter und Friedrich Scholcz waren die Garanten für gute journalistische Arbeit, die der Karpathen-Post bis zur letzten erschienenen Ausgabe bescheinigt wurde.
Praktikum nach der Schule
Theodors Vater Paul und seine Mutter Mathilda Wahliss waren evangelisch. Damit war klar, dass der junge Theodor das Evangelische Lyzeum in Kesmark besuchte. Danach lernte er auf einer weiterführender Kesmarker Berufsschule. Zum Sammeln von erster Berufserfahrung schickte ihn der Vater anschließend nach Liptau-Sankt-Nikolaus/Liptovský Mikuláš. Dort arbeitete Theodor als Praktikant in einer Lederfabrik.
Früh in Verantwortung
Früher als gedacht ging die Verantwortung für Druckerei und Verlag an Theodor über. Er war 24 Jahre alt, als sein Vater starb und er dessen Arbeit weiterführen musste. Als Kind hatte er bereits die als Magyarisierung bezeichneten Entwicklung in „Ober-Ungarn“, wie seine Heimat zu dieser Zeit bezeichnet wurde, kennengelernt. Er kannte den Kampf seines Vaters um den Erhalt der deutschsprachigen Karpathen-Post. Diesen Kampf musste er nach Ende des Ersten Weltkrieges, nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik, erneut führen. Es war nicht leicht, aber es gelang ihm, den Fortbestand der Zeitung zu sichern.
Neben der Karpathen-Post, deren Chefredakteur und Herausgeber er in den Jahren von 1908 bis 1942 war, gab er von 1922 bis 1937 deren Beilage „Zipser Heimat“ und kurzzeitig (1922) den „Zipser Landwirt“ heraus.
Rückzug als Verleger und schließlich Vertriebener
Die Hoffnung von Theodor Sauter, eine Eigenständigkeit der Zips zu erreichen, vielleicht sogar eine unabhängige Republik Zips aufzubauen, musste er bald aufgeben. Für dieses Ziel hatte er die Sozialdemokratische Partei in der Zips gegründet. Deren Einfluss blieb jedoch gering. Auch die von ihm aufgenommenen Kontakte zur Deutschen Partei, der Nachfolgeorganisation der Karpatendeutschen Partei, halfen ihm nicht. Im Gegenteil, die Deutsche Partei näherte sich immer mehr Hlinkas Slowakischer Volkspartei. Sehr bald sah er dort keine Übereinstimmung mit seinen Auffassungen. Statt einer Zusammenarbeit wurde auf den Idealisten Sauter immer mehr Druck ausgeübt, seine Karpathen-Post umzugestalten. Es ging nicht nur um den Übergang von der seit Gründung des Blattes verwendeten Frakturschrift zur Antiqua, es ging immer mehr um Inhalte.
Sauter versuchte das zu umgehen und druckte eine längere Erklärung auf der Titelseite. In ihr wird die Unmöglichkeit beschrieben, in der gegenwärtigen Zeit ein politisch unabhängiges Regionalblatt herauszugeben. Als Schlussfolgerung werden daher in der Karpathen-Post keine politischen Meinungsäußerungen mehr erscheinen. Damit konnte er aber den neuen geforderten Untertitel, welcher die Karpathen-Post vom 22. August 1942 als „Volksdeutsches Wochenblatt“ bezeichnete, nicht verhindern (vgl. Abb. 3). Er, der die politische Entwicklung des 1939 gegründeten slowakischen Staates missbilligte, konnte sich dieser nur entziehen, indem er seine geliebte Zeitung einstellte.
Das fiel ihm doppelt schwer, denn er hatte gerade seinen ältesten Sohn Erhard in die Schriftleitung berufen. Dieser Erhard Sauter, der später einmal die Firma übernehmen sollte, wurde bald darauf eingezogen und verlor mit nur 21 Jahren im Krieg sein Leben. Im Jahr 1945 musste Theodor Sauter, wie viele Deutsche, die Heimat verlassen. Er schaffte es mit seiner Familie und ein paar Habseligkeiten bis nach Krumau/Český Krumlov in Südböhmen. Dort fand er in einer Vertriebenenunterkunft eine Bleibe.
Arbeit gab es für ihn nur als Schafhirte. Er nahm die Arbeit an und hoffte, bald nach Deutschland zu kommen. Das gelang ihm nicht mehr. Theodor Sauter, der erfolgreiche Kesmarker Verleger und Druckereibesitzer, starb am 30. Juni 1949 im Alter von 62 Jahren in Krumau.
Dr. Heinz Schleusener