Aleš Šilberský: „Ein Restaurator ist wie ein Arzt für Dinge“

Seit der Gründung des Museums der Kultur der Karpatendeutschen in Preßburg/Bratislava restauriert Aleš Šilberský dort Exponate. Über 3.000 sind seit den 1990er Jahren durch seine Hände gegangen. Ende Mai hat er sich in den Ruhestand verabschiedet – mit einer faszinierenden Ausstellung, die einen kleinen Einblick in seine umfangreiche Arbeit liefert.

Sie haben tausende Exponate restauriert. Welches war denn am schwierigsten für Sie?

Da gibt es sicher mehrere. Eines davon findet man auch in der Ausstellung „Auswahl aus der Restauratorentätigkeit des SNM-MKKN – ein Blick in die Vergangenheit und Zukunft“. Es war auf der einen Seite ein sehr gewöhnliches Objekt, auf der anderen Seite war es aber sehr schwer, es zu demontieren. Ich habe es also mehrere Jahre liegen lassen, bis mir eingefallen ist, wie ich es machen könnte. Ich habe dafür selbst Hilfsmittel hergestellt. Beim Restaurieren von Kunsthandwerk ist es im Unterschied zum Restaurieren von Hochkunst – Malerei oder Bildhauerei – so, dass man sich Hilfsmittel herstellen muss, um die Gegenstände überhaupt restaurieren zu können.

Ausstellung Museum der Kultur der Karpatendeutschen
Dieser Korb hat dem Restaurator einiges Kopfzerbrechen bereitet.
Was war das denn für ein Exponat?

Das war ein Korb für Löffel – ein kleines Meisterwerk der Volkskunst. Es besteht aus Holzstücken, Leisten und Furnieren, die gebogen und verwoben sind. Die Enden der Holzstücke hat der Künstler in einen Rahmen gesteckt und es fixiert. Es hat dann der Aufbewahrung von Löffeln in einem Haushalt gedient. An der Vorderseite hat sehr viel gefehlt und eine Schwierigkeit bestand darin, die gebogenen Furniere genau in dem Winkel zu biegen, dass sie zu den anderen Teilen passen. Ich habe mir so geholfen, dass ich die Holzstücke vorbereitet habe, sie im Wasserbad eingeweicht habe und dann auf einem Holzblock mit vier Nägeln gebogen habe. Die Nägel mussten genau den Winkel haben, wie die ursprüngliche Leiste. Das war für mich eines der größten Rätsel, die ich hier im Museum lösen musste.

Sie haben in all diesen Jahren auch vielen Besuchern unser Museum gezeigt. Was hat Ihnen dabei am meisten Freude bereitet?

Ich habe mich immer über Besucher gefreut, die vom Thema Karpatendeutsche begeistert waren und durch die ich auch so einen Einblick in ihre Welt bekommen habe. Es kommen natürlich auch viele Besucher aus nah und fern, die ihre Wurzeln bei den Karpatendeutschen haben. Sie hatten dann umso mehr Interesse daran, woher die Karpatendeutschen waren und was sie hier gemacht haben. Die Karpatendeutschen waren bekannt dafür, dass sie handwerklich sehr geschickt waren. Sie brachten neue Technologien in die Slowakei mit, die die Entwicklung vorangetrieben haben. Da gab es also immer viel zu erzählen. Unsere Exponate sind so reich, dass man wirklich viel darüber sprechen kann, woran sich die Karpatendeutschen beteiligt haben.

Sie haben ja auch eine besondere Führungstechnik, gerade wenn junge Leute das Museum besuchen.

Ja, wir haben nicht bei allen Exponaten Beschriftungen. Damit testen wir auch, ob die Besucher erraten, wofür der jeweilige Ausstellungsgegenstand diente. Manchmal kommen dann auch sehr lustige Antworten. Aber selbst unsere schwierigsten Rätsel wurden manchmal gelöst, weil die Besucher die Exponate schon einmal in anderen Museen gesehen hatten.

Museum der Kultur der Karpatendeutschen
Die Ausstellung ist bis September im SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen in Preßburg zu sehen.
In der Ausstellung sieht man einen kleinen Ausschnitt ihrer Tätigkeit. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für Sie. Was ist das für ein Gefühl, das alles hinter sich zu lassen?

Wenn ich zurückblicke, hatte ich immer das Glück Menschen um mich zu haben, die sehr lieb und wohlwollend waren, die mir in meinem Leben sehr geholfen haben. Mein Leben war auch die Erfüllung meines Traumes, darüber denke ich öfter nach. Restaurieren würde ich jedem gönnen. Wenn jemand dazu einen Bezug hat, ein Talent, ein künstlerisches Gefühl und den Willen, etwas physisch zu machen, ist es eine ideale Arbeit – nicht nur weil man jeden Tag etwas dazu lernt. Ich habe an vier verschiedenen Museen gearbeitet, diese Erfahrungen haben mir natürlich auch geholfen. Das gebe ich jetzt an meinen Nachfolger Juraj Rapoš weiter, mit dem ich diese Ausstellung vorbereitet habe. Darin sind auch vier Exponate zu sehen, die er unter meiner Aufsicht restauriert hat.

Welche Pläne haben Sie für den Ruhestand?

Ich bin seit 2012 Mitglied in einer Gemeinschaft in Ratzersdorf/Rača, wo ich lebe. Wir wollen in Rača ein Museum eröffnen. In der Rente werde ich mich also darum bemühen, ein weiteres Museum zu gründen. Wir haben bereits mehrere Räumlichkeiten zur Verfügung, wo wir auch schon einzelne Ausstellungen gemacht haben. Momentan bereiten wir eine Ausstellung über das Schulwesen vor. Rača ist bekannt für die deutschen Winzer, die hier lebten. Ich werde also sicher weiter mit den Karpatendeutschen zusammenarbeiten.

Red