Deutschsprachige Presse in der Slowakei

30 Jahre Karpatenblatt: Die Vorgänger

Für die Karpatendeutschen hat das Karpatenblatt eine unersetzliche Rolle. 30 Jahre eines Monatsblattes bedeuten auch 360 Ausgaben unserer Zeitschrift mit um die 6.000 Seiten, ohne Lücke, immer rechtzeitig. Heute ist das Karpatenblatt die einzige Zeitschrift der deutschen Minderheit in der Slowakei und die einzige monatlich erscheinende Zeitschrift in deutscher Sprache in der Slowakei. Vorher war es aber ganz anders: Bis 1918 wurden insgesamt 127 deutschsprachige (in Preßburg 87, Kaschau 18 usw.) und 31 zweisprachige Zeitungen herausgegeben.

Die Anfänge des deutschsprachigen Zeitungswesens auf dem Gebiet der heutigen Slowakei liegen im Jahre 1764, als am 14. Juli in Preßburg die erste Ausgabe der Preßburger Zeitung erschien. Die Zeitung wurde ursprünglich zweimal wöchentlich, ab 1842 dreimal wöchentlich, ab 1848 täglich und ab 1880 sogar zweimal täglich – als Morgen- und Abendblatt – gedruckt. Bis zum Jahre 1840 war die Preßburger Zeitung eine Nachrichtenzeitung. Später wurden auch populärwissenschaftliche Beiträge veröffentlicht. Die Preßburger Zeitung hatte zwischen 1767 und 1849 zwölf Beilagen, meist belletristischen Inhalts.

Die Familie Landerer bewahrte das Recht, die Preßburger Zeitung herauszugeben, bis zum Jahre 1812, danach ging sie in städtischen Besitz über. Im Jahre 1871 übernahm die Zeitung Carl Angermeyer der Ältere (1838-1917), welcher auch das bekannte Jahrbuch „Preßburger Wegweiser“ herausgab. Digitalisiert findet man die Preßburger Zeitung auf der Webseite www.difmoe.eu

Für weitere periodische Presse in Preßburg verbesserten sich die Bedingungen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und mehrere Zeitungen wurden neu gegründet: das Preßburger Tagblatt (1870-1873, 1892-1924), der Westungarische Grenzbote (1872-1945, ab 1918 Grenzbote), die Westungarische Volkszeitung (1896-1902) und die Preßburger Presse (1898-1928). Aber auch in anderen Städten erschienen Zeitungen, die den Einwohnern lokale Nachrichten vermittelten, zum Beispiel das Tirnauer Wochenblatt (1869-1880) in Tyrnau, die Neutra-Trenchiner Zeitung (1870-1881) und die Pannonia (1872-1897) in Neutra. Im Hauerland wurden keine deutschsprachigen Zeitungen produziert.

Karpatenpost und Kaschauer Zeitung

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich auch die Zips zu einem weiteren Zeitungs- und Verlagszentrum der Deutschen in der Slowakei. In Leutschau etwa erschien der Zipser Anzeiger (1863-1874). Die Zeitung widmete sich in vielen ihrer Artikel der wirtschaftlichen Entwicklung des Zipser Komitats, wobei gesellschaftliche und politische Fragen nur am Rande erwähnt wurden. Der Zipser Bote war ab 1875 die Nachfolgezeitung des Zipser Anzeigers und erschien bis 1908 in deutscher Sprache. Bei Touristen und Naturfreunden war die Zeitschrift „Die Karpathen“ sehr beliebt, sie erschien ab 1873.

Ab 1880 erschien die Karpathen-Post in Kesmark, wo ab 1908 auch der Evangelische Glaubensbote für die Zips herausgegeben wurde. Die Karpathen-Post verstand sich von Anfang an als unabhängiges Wochenblatt, das über das öffentliche und kulturelle Leben innerhalb des Zipser Deutschtums berichtete. Als Beiblätter zur Karpathen-Post erschienen das Edelweiss (1880) und das Unterhaltungsblatt (1884-1918). Im Juli 1882 ging die Karpathen-Post in das Eigentum von Paul Theodor Sauter über, welcher von nun an bis zu seinem Tod in Personalunion als Eigentümer, Verleger und hauptverantwortlicher Redakteur fungierte.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Kaschau Druck- und Verlagsort mehrerer Zeitungen, von denen viele allerdings nur kurze Zeit überdauerten. Von den neugegründeten Blättern hatten das Kaschau-Eperjeser-Kundschaftsblatt (1838-1871), die Kaschauer Zeitung (1872-1914), die Kaschauer Illustrierte Zeitung (1872-1894) und die Pannonia (1872-1897) eine längere Lebensdauer.

In der Tschechoslowakei

Nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918, sind nur neun Zeitungen regelmäßig erschienen, die noch in der Monarchie gegründet wurden. Es entwickelte sich die Parteipresse. Die Karpathen-Post ist zu einer offiziellen Zeitung der Zipser Deutschen Partei geworden. Der Christlichsozialistischen Landespartei gehörte die Deutsche Zeitung für die Slowakei (1922-1926) und seit 1934 wurde das Presseorgan der Karpatendeutschen Partei, das Wochenblatt Deutsche Stimmen, verlegt.

Am 25. August 1929 wurde die Preßburger Zeitung nach 165 Jahren aus finanziellen Gründen eingestellt. Im April 1930 entstand die Zeitung erneuert unter dem Titel Neues Preßburger Tagblatt, von Januar 1936 bis Mai 1939 als Neue Preßburger Zeitung.

Das erste deutsche Kirchenblatt für alle Diözesen der Slowakei gab Pfarrer Jakob Bauer aus Schmiedshau im Auftrag der Bischöfe heraus: die Schrift Katholisches Leben (1932-1938). Sie erschien als Anhang des in Leitmeritz und dann in Teplitz-Schönau verlegten „Unser Familienblatt“.

Es wurden zahlreiche Tageszeitungen, Wochenblätter, Zeitschriften sowie Fach-, Gewerbe- und Vereinsblätter verlegt, von denen viele nicht länger als ein oder zwei Jahre erschienen. Eine besondere Stelle hatte das Karpathenland, welches von 1928 bis 1939 viermal im Jahr in Reichenberg erschienen ist. Nachher wurde es bis 1943 in Preßburg herausgegeben. Darin findet man mehrheitlich Beiträge aus der Feder der Karpatendeutschen.

Insgesamt erschienen von 1918 bis 1939 in der Slowakei 46 deutschsprachige (in Preßburg 34, Kesmark 5 usw.) und 32 mehrsprachige Zeitungen. Bei den Karpatendeutschen war auch die Presse der Deutschen aus dem tschechischen Teil der Republik bekannt. Statistisch erfasst erschienen auf dem Gebiet der heutigen Slowakei bis 1918 insgesamt 127 deutschsprachige (darunter 87 in Preßburg und 18 in Kaschau) und 31 zweisprachige Zeitungen.

Deutsche Zeitungen 1939-1945

Die Zensur und Gleichschaltung der Presse in den Kriegsjahren führten zu Restriktionen, mehrere Zeitungen hörten auf zu erscheinen, wie gleich im Jahre 1939 die Neue Preßburger Zeitung und 1942 die Karpathen-Post.

Der Grenzbote als Tageszeitung und die Deutsche Stimmen als Wochenblatt waren Presseorgane der Deutschen Partei. Sie blieben neben reichsdeutschen und slowakischen Zeitungen bis 1945 die einzigen schriftlichen Informationsquellen der Karpatendeutschen. Die Deutsche Partei versuchte durch Neugründungen zur Förderung ihrer Weltanschauung mit entsprechenden Zeitschriften Lücken zu schließen. Eine Reihe von Fachzeitschriften, Vereins- und Verbandsorgane passten sich ihrer Ideologie an und durften weiter erscheinen. Dagegen verdrängte der „Kalender der Deutschen in der Slowakei“ (1941-1945) eine Vielzahl von deutschen Kalendern, die eine lange Tradition hatten und beliebt waren. (Fortsetzung folgt.)

Red