Corona – wie lange noch?

Wir haben diese Coronazeit von Beginn an von der realistischen Seite aus betrachtet und dabei uns immer davor gehütet, diese zu leicht oder zu schwer zu nehmen. Wir sahen und sehen in ihm ein gewaltiges Völkerdrama, das unter Aufbietung aller unserer Kräfte zu einem segensreichen, genesenden Ende geführt werden muss.

Es ist nicht gleichgültig, wie lange dieses Ringen dauern soll; aber diese Frage steht in keinem Verhältnis zu der, dass wir es gewinnen müssen und auch alle Voraussetzungen dafür gegeben sind, dass wir es gewinnen können und werden.

Die große und entscheidende Frage eines kommenden Europas ist von einer säkularen Bedeutung. Sie war schon längst vor Ausbruch der Coronakrise reif zum Anschneiden, und es gehörte nicht allzu viel Sehergabe dazu, um zu erkennen, dass sie in seinem Verlauf überhaupt zum Angelpunkt seiner ganzen Problematik werden würde. Dass die reaktionären, europafeindlichen Mächte sich schon gegen ein Aufwerfen dieser Frage zur Wehr setzen würden, war vorauszusehen. Sie leben von der Ungelöstheit dieses Problems und kein Mittel ist ihnen zu abwegig oder zu widersinnig, seine Lösung zu hintertreiben.

Inmitten geschichtlicher Neugeburt

Man mag es bedauern oder nicht, jedenfalls steht fest, dass große geschichtliche Neubildungen nur unter großem Einsatz von Opfern mit viel Mühe und Schweiß, und leider auch Blut zustande kommen. Es wäre kurzsichtig, einen solchen geschichtlichen Prozess mit der Elle der zeitbedingten Sorgen und Wünsche zu messen und damit den Blick für das eigentliche Wesen eines solchen Vorganges zu verlieren.

Gerade wir, Karpatendeutsche, die wir unter dem alten, eben in der Überwindung begriffenen Zustand unseres Kontinents viel zu oft zu leiden hatten, müssen dafür auch das meiste Verständnis haben. Wir leben im Zeitalter einer geschichtlichen Neugeburt mit allen Schmerzen, aber auch mit allen Wünschen und Hoffnungen einer kommenden Beglückung, die ein solches mit sich zu bringen pflegt.

Wie lange noch?

Die Frage nach der Dauer der Krise wird meist in ihrem Wunschbild vom Fragesteller selbst bestimmt. Sie hängt fast immer davon ab, was der einzelne sich eigentlich verspricht. Eine endgültige Antwort darauf gibt es nicht. Wie man in einer Krisenzeit vor Ausbruch einer Pandemie meistens nur wenig darüber sagen konnten, ob überhaupt und wann sie kommt, so weiß und kann man auch im Verlauf einer Pandemie meist nur wenig darüber sagen, zu welchem Zeitpunkt und wie die zweite Welle eingedämmt werden könnte. Aber die Erfahrung der Geschichte lehrt, dass wie eine Krise oder gar ein Krieg auch der Frieden oft dann nicht kommt, wenn man ihn nahe glaubt, und ebenso oft dann plötzlich da ist, wenn man kaum damit gerechnet hat.

Zusammen zum Erfolg

Die Probleme, die damit aufgeworfen sind, können nur aus dem Geist der Gemeinschaft heraus gelöst werden. Alle Maßnahmen der Regierung, sie mögen im Einzelnen noch so viel Ungemach mit sich bringen, dienen auch auf diesem Gebiet dem Wohl des Volkes. Sie sind überhaupt nur einzuhalten, wenn die Bevölkerung sich in Disziplin an ihrer geregelten Durchführung beteiligt. Es gibt kein Problem der Krise, das nicht durch die Solidarität aller zu lösen wäre. Jeder, auch der härteste Knoten entwirrt sich am Ende doch, wenn alle, statt ihn durch Kurzsichtigkeit fester zu ziehen, mithelfen ihn zu entwirren.

Wir müssen uns mit den gegenwärtigen Fragen der zweiten Welle kühl und nüchtern auseinandersetzen. Es ist unsere menschliche und christliche Pflicht, diese Gefahren mutig ins Auge zu fassen und alles zu tun, um sie auf ein möglichst erträgliches Maß zu begrenzen.

Darum heißt das erste Gebot: Disziplin!

Wer außerhalb der erlassenen Richtlinien, die reiflich überlegt sind, eigenmächtig verfährt, tut das auf eigene Gefahr. Er darf sich nicht beklagen, wenn er plötzlich vor besonders großen Schwierigkeiten steht. Das alles bedingt eine noch weiter gehende Umstellung unseres ganzen Verhältnisses zur Krise, auch zum Leben selbst.

Es wird dadurch zwar härter, aber auch klarer werden. Gelingt es uns dabei noch obendrein, etwas mehr Rücksicht und Höflichkeit untereinander obwalten zu lassen, dann haben wir damit eine Stellung zur Krise bezogen, die gänzlich unangreifbar ist.

Wir haben das meiste Verständnis dafür, dass viele unter uns etwas überarbeitet und darum auch mehr als gewöhnlich reizbar sind. Das aber ist für niemanden ein ausreichender Grund, vom frühen Morgen bis zum späten Abend seine üble Laune spazieren zu führen. Wer sein Amt trotz der Schwere der Krisenzeit mit Höflichkeit oder sogar mit Mutterwitz und guter Laune versieht, ist ein wahres Gottesgeschenk, der Liebling des fahrenden Publikums und ein Sonnenstrahl am grauen Winterhimmel.

Schlussfolgerung

Keiner ist allwissend; ich kann nur nach den bisher inmitten der Coronabekämpfung gesammelten und selbst gemachten Erfahrungen handeln und das tue auch ich, so gut ich es vermag. Ich gehorche dabei nur meinem Gewissen und meinem Pflichtgefühl. Möglich, dass die eine oder die andere getroffene Maßnahme zu viel ist, aber besser zu viel tun, als zu wenig oder sogar gar nichts. Das alles ergibt bald eine gute und glatte Rechnung.

Oswald Lipták