Archtitekt Christian Ludwig

Der berühmte Pressburger Architekt Christian Ludwig

Christian Ludwig war ein bedeutender Architekt. Von ihm entworfene Gebäude prägen bis heute das Bild der slowakischen Hauptstadt. Sein Sohn Horst Ludwig bringt uns hier den Menschen näher, dessen Spuren nicht nur in der slowakischen Hauptstadt zu finden sind.

Christian Ludwig
Christian Ludwig um 1942

Christian Ludwig wurde 1901 geboren und war Nachkomme der in der Lebensmittelbranche etablierten Preßburger Unternehmerfamilie Ludwig. Kriegsbedingt maturierte er vorzeitig an der Realschule und studierte anschließend in Brünn und München Architektur. Nach Beendigung seiner Ausbildung kehrte er nach Preßburg zurück und eröffnete bald darauf sein eigenes, bis 1945 bestehendes Atelier in der Schöndorfergasse 53 (jetzt Obchodna 41).

Ludwig war in Preßburg als Architekt rasch bestens bekannt. Außer zahlreichen Zins- und Einfamilienhäusern projektierte er mehrere bis heute bestehende Gebäude im Zentrum der Stadt. Dazu zählen das sogenannte Lutherhaus am Palisadenweg mit den zwölf Reliefs von Rigele und das Café Regina am Eingang zur historischen Altstadt vor dem Michaeler Tor. Ganz in der Nähe am Platz des slowakischen Volksaufstandes befindet sich das Warenhaus Brouk und Babka (jetzt Dunaj), welches in einer Bauzeit von nur 100 Tagen errichtet wurde und das erste Nur-Warenhaus Preßburgs war. Und am Wichtigsten von allen im Stile des Funktionalismus errichteten Bauten ist das erste Preßburger Hochhaus, das Manderla.

Klicken Sie sich hier durch einige der bekanntesten Bauten von Christian Ludwig in Bratislava/Preßburg:

Neuer Lebensmittelpunkt in Oberösterreich

1939 verlegte Ludwig den Schwerpunkt seiner Tätigkeit nach Oberösterreich. Grund war die für einen Architekten herausfordernde Möglichkeit bei den dortigen zahlreichen und großen Bauprojekten mitzuwirken. In der nur noch kurzen Friedenszeit und in den ersten Kriegsjahren wurden eine große Zahl an Wohnbauten sowie ganze Siedlungen von ihm entworfen und realisiert. In der zweiten Kriegshälfte wurde aus ihm situationsbedingt ein Tiefbauer. So projektierte er mehrere große unterirdische Krankenhäuser, zum Beispiel in Linz.

Evakuation der Familie

Seine eigene Familie evakuierte er bereits 1944, kurz nach dem Beginn des Aufstands. Bedingt durch die Kriegslage hatte er vorgesorgt, und zwar durch Übersiedlung eines Teiles seiner beweglichen Habe in eine städtische Wohnung im westlichen Niederösterreich. Diese von seiner engeren Familie nie genutzte Wohnung diente in den letzten Kriegswochen und der ersten Nachkriegszeit den Angehörigen seiner Brüder sowie seinen Eltern als Bleibe. Seine eigene Familie wurde im Sommer-Haus eines Freundes in einem Dorf (also kaum Gefährdung durch Bomben) nahe Linz untergebracht.

Schon im Herbst 1945 konnte das Erdgeschoss einer Gründerzeitvilla im sichereren amerikanischen Sektor bezogen werden; Anfang der 50er Jahre wurde dann eine Alt-Villa in Linz erworben. Christian Ludwig sorgte weitblickend dafür, dass seiner Familie das typische Flüchtlings- und Vertriebenenschicksal vollkommen erspart blieb.

Architekt nach Kriegsende

Die Architekturtätigkeit von Ludwig setzte nach Kriegsende in Linz unterbrechungslos fort. Anfangs waren viele Tiefbauprojekte dabei; so war er als Geschäftsführer einer damals bedeutenden Baufirma an zahlreichen Kraftwerkbauten, wie etwa Kaprun und Jochenstein auch projektierend beteiligt. Selbstredend wurden während dieser Periode auch viele Villen, Wohnhäuser (Hochhäuser eingeschlossen) und Fabriken von ihm geplant und gebaut.

Der Entenbrunnen von Robert Kühmayer am Šafarik-Platz

Neben den Bauten sind noch zwei Denkmäler in Preßburg erwähnenswert, nämlich das Grab von Christian Ludwig am Gaistorfriedhof sowie der Entenbrunnen. Er war gemeinsam mit seinem Bruder Karl und dem Künstlerneffen Ivan Kühmayer einer der drei Buben, die Modell standen, nämlich der liegende.

Christian Ludwig auf einem Ölbild aus dem Jahre 1961 (am Attersee)

1967 beendete ein Herzinfarkt sein schaffensreiches Leben. Viele bezeichnen Christian Ludwig gerne als einen guten Menschen, er vertrat sein ganzes Leben eine humanistische Gesinnung und half ethnisch oder politisch Verfolgten während aller bewegten Perioden. In der Kriegszeit waren das primär jüdische Mitbürger und danach vor allem Vertriebene und andere zu Unrecht Verfolgte. Danksagungen von allen Seiten erfolgten.

Rückkehr nach Preßburg

Seiner Gattin (einer Deutschen aus Nordmähren), die ihn Jahrzehnte überlebte, war es noch vergönnt bei seiner „Rückkehr“ nach Preßburg mit dabei zu sein, als um die Jahrtausendwende eine Ausstellung zu seinen Werken zeitgleich mit einer Ausstellung des Sohnes Christian Ludwig-Attersee in der Slowakischen Nationalgalerie stattfand.

Horst Ludwig

(Bilder: Horst Ludwig privat)