„Der Karpatendeutsche Verein ist Teil meiner Identität“
Johann Alexander Konrad Schwabik (27) ist ein karpatendeutscher Sportler und Unternehmer aus Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves. Gleichzeitig leitet er das Rennrad-Team SCHWABIK CYCLING CEA, um die Jugend zu unterstützen und zu motivieren. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie er seine Karriere mit dem Unternehmen gemeistert hat.
Karpatenblatt: Johann, du bist Sportler. Hattest du immer den Traum, ein Profi zu werden?
Johann Schwabik: Ich war schon von meiner Kindheit an sportbegeistert. Als ich elf Jahre alt war, wünschte ich mir ein Rennrad. Mein Vater war früher auch Radsportler, also hat er mir sehr viel über den Radsport beigebracht. Der Traum meiner Kindheit war es, einmal als Radprofi an der Tour de France teilzunehmen. Mit vierzehn habe ich mich in einem Radsportklub angemeldet und so hat meine Kariere angefangen. Kurz danach sind die ersten Siege gekommen. Dadurch habe ich mich fürs slowakische Nationalteam qualifiziert, wo ich acht Jahre die Slowakei repräsentiert habe. Ich war mehrfacher Slowakischer Meister und habe an fünf Weltmeisterschaften teilgenommen.
Wie wichtig ist es, einen Plan B zu haben?
Man muss einfach einverstanden sein, dass nicht immer alles so kommt, wie wir es uns wünschen, auch wenn wir das Maximum gegeben haben. So war es auch bei meiner Radsportkarriere. Ich habe meine Zeit, Energie und Geld in die Vorbereitung investiert, um einen Vertrag mit einem Profi-Team zu unterschreiben. Ich war in Bestform, aber ich konnte es nicht unter Beweis stellen, da ich bei einem Rennen in Österreich einen Unfall hatte. Darauf sind drei Operationen in Graz gefolgt. Da war mir klar, dass ich nicht mehr die Tour de France gewinnen werde und ich habe mich entschlossen, dass ich meine Erfahrungen mit dem Sport und besonders dem Radsport anders nützen werde.
Wie bist du denn mit sportlichen Niederlagen umgegangen?
Ich habe mich nicht zu ernst genommen. Nach jeder Niederlage habe ich analysiert, welche Fehler ich gemacht habe und was ich in der Zukunft verbessern kann. Mit dieser Methode haben mich die Niederlagen gestärkt. Damit man nicht demotiviert ist, hilft es auch, andere Hobbys zu haben. Für mich war das die Gesellschaft von Freunden, Natur und lange philosophische Gespräche. Der Sport hat mir viel beigebracht. Die Erfahrungen als Sportler machen mich zu einem stärkeren Menschen – auch in nicht sportlichen Tätigkeiten.
Was machst du jetzt beruflich?
Weil ich viele Kenntnisse über Radsport und Fahrräder besitze und Kreativität mag, habe ich angefangen, unternehmerisch tätig zu sein. Ich leite jetzt ein Fahrradgeschäft in Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves. Außerdem bin ich im Bereich E-Commerce tätig und leite ein Internet-Geschäft mit Fahrrädern und Zubehör. Ich fühle mich auch berufen, meine Erfahrungen mit dem Radsport an die Jugend weiterzugeben. Mit meinem Vater bilden wir die Radsportjugend in unserer Stadt aus und es ist wunderbar zu beobachten, wie die Leistung unserer Jugend sich von einem zum nächsten Jahr verbessert.
Du bist auch in der Karpatendeutschen Jugend aktiv. Warum bist du Mitglied im Karpatendeutschen Verein?
Mit dem KDV bin ich seit meiner Kindheit verbunden. Der KDV ist ein Teil meiner Identität. Als ich klein war, habe ich zusammen mit meinen Eltern und Geschwistern an verschiedenen Veranstaltungen des Vereins teilgenommen. Damit sind für mich also auch Kindheitserinnerungen verbunden. Im Sommer 2019 hat mich Patrik Lompart kontaktiert und wir haben zusammen über die Aktivitäten der Karpatendeutschen Jugend gesprochen und darüber, was wir verbessern könnten. Ich finde, dass es eine wunderschöne Idee ist, unsere Identität auch der Jugend zu vermitteln. Ich denke mir, dass die Idee KDV/KDJ eine so starke Perspektive hat, dass wir nicht nachdenken müssen, ob sie nachhaltig ist, sondern wie wir sie noch weiter verbreiten können.
Legst du zu Hause Wert auf die deutsche Sprache und deutsche Sitten?
Das ist das Hauptmotiv, worauf wir (die deutsche Minderheit) am meisten fokussiert sein sollten. Wozu die ganzen Veranstaltungen und Projekte, wenn die deutsche Sprache und auch die Sitten in der Slowakei nicht mehr lebendig sind? Die Sprache macht die Kultur aus und ich bin davon überzeugt, dass es erstmal wichtig ist, unsere Sprache auf eine höhere Ebene zu stellen und erst dann kommt alles andere. Es gibt Familien, in denen bis heute Deutsch gesprochen wird – Gott sei Dank. Aber wir sollten das Maximum dafür tun, dass alle Mitglieder oder auch Sympathisanten Deutsch sprechen.
Wenn du dir etwas für den KDV wünschen würdest, was wäre es?
Ich wünsche mir, dass der KDV in der Slowakei auch mich und meine Altersgenossen überlebt, dass die deutsche Sprache in unserem Verein, aber auch in der Slowakei viel mehr verbreitet und gelebt wird und dass auch meine Kinder (wenn ich das Glück haben werde) ihre Identität kennen werden.
Danke für das Gespräch!
Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.