Der Schriftsteller Josef Roob (1919-2011)
Josef Roob wurde am 4. März 1919 in Unter-Metzenseifen geboren. Sein Vater Johannes war Schmiedemeister und Besitzer einer Hammerschmiede. Der Vater und seine Mutter Julianna Wagner wurden in Ober-Metzenseifen geboren, ebenso deren Vorfahren, die sich dort sechs Generationen bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen lassen.
Josef besuchte die Grundschule seiner Geburtsstadt und studierte am Gymnasium in Leutschau/Levoča. Nach dessen Auflösung im Jahr 1936 wechselte er nach Jihlava und legte dort 1938 das Abitur ab. Direkt anschließend begann er in Preßburg an der Comenius-Universität das Studium der Rechtswissenschaften an der im Studienjahr 1921/22 eröffneten Juristischen Fakultät. Nach vier Semestern wechselte Josef Roob zu dem von der Prager Karls-Universität neu angebotenen Studiengang Volkswirtschaftslehre, bei dem ihm seine in Preßburg abgelegten Prüfungen anerkannt wurden. Nach weiteren vier Semestern schloss er dieses Studium als Diplom-Volkswirt mit sehr guten Leistungen ab und bekam das Angebot, dort zum Dr. rer. pol. (doctor rerum politicarum: Doktor der Staatswissenschaften) zu promovieren.
Schwere Jahre
Im Jahr 1943 stand er vor der Verteidigung seiner Doktorarbeit zum Thema „Genossenschaftsentwicklung und Bedeutung von 1919-1938 in der Tschechoslowakischen Republik“. Da er sich kurz zuvor geweigert hatte, der Waffen-SS beizutreten, musste er statt dessen die Universität innerhalb von 24 Stunden verlassen. Ein halbes Jahr verbrachte er in einem Arbeitslager. Aus diesem entkam er während der chaotischen Zeit vor dem Zusammenbruch und kehrte nach Metzenseifen zurück. Dort arbeitete er in der Landwirtschaft und im Hammerwerk. Nach Kriegsende entging Josef Roob, inzwischen verheiratet und Vater, der Vertreibung nur durch die schwere Erkrankung seiner Frau, die nach mehreren erfolglosen Operationen im August 1947 starb. Josef blieb mit dem zwei Jahre alten Kind zurück. Obwohl er sich vor dem Krieg nicht von den Faschisten vereinnahmen ließ, hatte er es als Deutschstämmiger und Nichtkommunist schwer, eine seiner Ausbildung entsprechende Arbeit zu finden. Einen Teil seiner im Studium erworbenen ökonomischen Kenntnisse konnte er schließlich im Geschäft des Metzenseifner Kaufmanns Michael Schmiedt anwenden.
Der Anerkennung folgt Invalidität
Nach und nach erkannte die neue Regierung, dass sie auf deutschstämmige Fachkräfte nicht gänzlich verzichten konnte. Josef Roobs Kenntnisse wurden gebraucht und er wurde Mitte 1948 Hauptökonom der Staatlichen Bank. In den Jahren 1966 bis 1971 arbeitete er in Österreich.
Bald nach seiner Rückkehr erkrankte er. Auch eine schwere Operation konnte nicht helfen, die Folge war sein Ausscheiden aus der Berufstätigkeit und ab 1975 die Invalidenrente.
Von diesem Zeitpunkt an beschäftigte er sich intensiver mit der Geschichte und Kultur der in das damalige Königreich Ungarn zur Ansiedlung gerufenen Deutschen und Österreicher. Mit seinen Arbeiten und der eigenen dichterischen Tätigkeit machte er sich bald einen Namen als Literaturhistoriker, Ethnologe, Übersetzer und Dichter. Vor allem aber schrieb er Prosa. In seinen Werken, die mehrheitlich im Eigenverlag erschienen, kennzeichnete er auch sehr klar die Situation der Deutschen in der Tschechoslowakei und später in der Slowakei und setzte sich für das Bewahren ihrer Kultur ein.
Mitinitiator des KDVs
Aus seinem Wirken wird verständlich, dass Josef Roob zu den Mitinitiatoren der Gründung des Karpatendeutschen Vereins (KDV) in der Slowakei gehörte. Er war mit Wilhelm Gedeon einer der führenden Köpfe bei der Vorbereitung und Gründung des Vereins.
Bereits in der ersten Ausgabe der Zeitschrift des Verbandes, dem Karpatenblatt vom Juni 1992, finden wir zwei Beiträge von Josef Roob. Er veröffentlichte sein Gedicht „Blumenparodie“ aus dem Gedichtband „Zipser Sträußlein“ und einen Aufruf, diese Zeitschrift als konstruktives Informations- und Mitteilungsblatt der Karpatendeutschen zu nutzen. Josef Roob starb am 11. März 2011 in Sillein/Žilina. Sein Grab befindet sich wie das seiner verstorbenen Angehörigen auf dem Friedhof in Metzenseifen.
Umfangreiches Schaffen
Seine Werke wie die „Novellen und Gedichte eines Karpatendeutschen“ (Neografia Verlag, 1992), die 1994 im Dolinar-Verlag erschienene „Slowakei – Deutsche Anthologie der Hammerschmiede“, „Meister Klement und die Stockhiebe“ (Hudak Verlag, 1995), seine im Eigenverlag erschienenen „Mein Leben. Memoiren-Essays-Gedichte“ (2004), „DAS GESTERN – HEUTE – MORGEN“ (2006) und das melancholische „Das letzte Läuten der Glocken in der Heimat“ (2007) sowie seine als „Poézia“ im Jahr 2006 herausgegebenen Gedichte in slowakischer Sprache werden auch zukünftig interessierte Leser finden.
Dr. Heinz Schleusener