Der Traum vom eigenen Ski-Museum
Zweimal fanden die Weltmeisterschaften in den Nordischen Disziplinen in der Hohen Tatra statt, 1935 und 1970. Das Ski-Museum in Tatranská Lomnica/Tatralomnitz erinnert in einem Teil seiner Ausstellung an die vor 50 Jahren erfolgte Austragung der Wettkämpfe. Darüber sprachen wir mit Martina Hubačová, die gemeinsam mit ihrem Mann Ing. Vladimír Hubač das Museum gründete.
Frau Hubačová, wir führen dieses Gespräch in Deutsch. Woher stammen Ihre guten Deutschkenntnisse?
Martina Hubačová: Mein Deutsch könnte besser sein. Gelernt habe ich es in der Grundschule, am Gymnasium und an der Universität. Mit meiner Oma, deren Mutter aus Österreich kam, sprach ich Deutsch. Da hatte es mein Mann Vlado schwerer. Er lernte die Sprache erst, als er in Deutschland arbeitete.
Liefen und laufen Sie selbst Ski?
Wir kommen beide aus Tatranská Lomnica. Als Kinder und später in der Jugend waren wir in verschiedenen Sportarten aktiv, auch im Wintersport. Vlado zog es zum Langlauf und später Biathlon, mich zum Skilauf. Heute ist Skialpinismus unser gemeinsames Hobby. Auch unsere drei Söhne treiben Sport.
Kommen wir zum Ski-Museum. Seit wann besteht es?
Das Ski-Museum in Tatranská Lomnica ist das erste private Museum dieser Art in der Hohen Tatra und wurde am 13. Mai 2013 eröffnet.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Ski-Museum zu gründen?
Ende der 90er Jahre richtete Vlado mit einem Partner eine kleine Pension hier in Tatranská Lomnica ein. Das Innere des Restaurants wurde mit alten Skiern, Skistöcken und Skischuhen dekoriert.
Mein Mann mochte diese „Exponate“ sehr und fing an, weitere nur für sich selbst zu sammeln. Er wurde von Leuten angesprochen, die ähnliche „Stücke“ im Nachlass ihrer Vorfahren fanden. Schlitten, Schlittschuhe und Schneeschuhe kamen hinzu. Schließlich war die Sammlung so umfangreich, dass Vlado das Eröffnen eines eigenen Museums vorschlug.
Wie ging es weiter?
Für mich war nicht vorstellbar, dass wir uns davon ernähren könnten. Seine Idee gab Vlado jedoch nicht auf, er sammelte weiter. Mit jedem neuen, historisch bedeutsamen Stück überzeugte er auch mich. Schließlich konnten wir gemeinsam seinen Traum verwirklichen.
Wir verkauften die Beteiligung an dem Gästehaus an den Mitgründer, nahmen einen Kredit auf, erwarben das Grundstück und bauten. Um das Risiko, welches das Betreiben eines Museums darstellt, etwas zu verringern, ergänzten wir die Ausstellungsräume um ein kleines Café. So können die Besucher nach dem Erkunden des Museums einen guten Kaffee und Kuchen in der Atmosphäre alter Zeiten genießen.
Können Sie heute sagen, dass diese Verbindung von Museum und Café tragfähig ist?
Wir wussten nicht, worauf wir uns einließen, was uns erwartete und wie es ausgehen würde. Angesichts der Einzigartigkeit des Projekts gab es nicht viele Leute, die uns beraten konnten. Die meisten haben uns abgeraten. Die Kombination von Museum und Café hat sich bewährt. Persönlich kann ich mir das Museum ohne Café nicht mehr vorstellen. Das Café wird gern besucht.
Welchen Zeitraum umfassen Ihre Ausstellungsstücke, wie groß ist die Ausstellungsfläche?
Die Fläche des Museums beträgt ca. 300 Quadratmeter. Die Ausstellung des Museums beschreibt die Geschichte des Wintersports in der Hohen Tatra größtenteils bis 1945. Am 14. Februar wurde sie um eine temporäre Ausstellung zum 50. Jahrestag der Organisation der Weltmeisterschaft in den nordischen Disziplinen in Štrbské Pleso/Tschirmer See erweitert.
Wie kommen Sie zu neuen Objekten für das Museum?
Die große Mehrheit der Exponate wurde gekauft. Es gibt aber auch Stücke, die von ihren ursprünglichen Besitzern gespendet wurden. Die Leute kommen entweder persönlich oder kontaktieren uns per Mail oder Telefon. Manche Leute merken erst, dass sie so etwas zu Hause haben, wenn sie das Museum besuchen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es sich um ein Museumsstück handelt, ist es immer besser, ein Foto zu machen und es uns zuzusenden.
Auf welche Objekte sind Sie besonders stolz?
Zu unseren „Top“-Exponaten gehören sicherlich die 307 cm langen Skier skandinavischen Typs und drei Bobs, die einst für Bobbahnen in Tatranská Lomnica verwendet wurden.
Historische Ausstellungsstücke sind meist mit einer Geschichte verbunden.
Jedes unserer Objekte hat eine eigene Geschichte. Die gerade erwähnten skandinavischen Skier gehören zu den Exponaten, deren Weg in unser Museum etwas komplizierter war.
Diese Skier kaufte mein Mann über das Internet. Die Verkäuferin lebte in den USA und gab sie nur dort zum Verkauf frei. Ich führte mit ihr deshalb eine ziemlich lange Korrespondenz und bat sie, diese Bedingung zu ändern. Die Skier wurden zu Beginn des letzten Jahrhunderts von einer Familie aus Skandinavien in die USA gebracht. Ich argumentierte, dass sie nun, fast ein Jahrhundert später, wieder in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren und einen Ehrenplatz im Wintersportmuseum haben würden. Das überzeugte die Frau.
Den Transport der Skier von den USA nach Europa mussten wir aber organisieren. Aufgrund der Länge von 307 cm konnten sie nur per Schiff transportiert werden. Da sie zu den teureren Exponaten gehören, wollten wir nicht einmal darüber nachdenken, was mit ihnen hätte passieren können. Das Glück war uns hold, die Skier kamen nach mehr als vier Monaten unversehrt in unserem Museum an.
Warum haben Sie sich so viel Mühe mit einer Sonderausstellung zur Ski-WM 1970 gegeben?
Die Nordische Weltmeisterschaft, die 1970 in Štrbské Pleso/Tschirmer See stattfand, ist ein Meilenstein in der Geschichte der Hohen Tatra sowie in der Geschichte des Wintersports in der Slowakei. Trotz der schwierigen Zeit (nach 1968), in der sie stattfanden, wurden ihre Vorbereitung, Organisation sowie die Durchführung gut gemeistert.
Die Menschen engagierten sich, um etwas zu schaffen, von dem ich wage zu sagen, dass es auch nach 50 Jahren nicht übertroffen wurde. Die Ausstellung zum 50. Jahrestag dieser Weltmeisterschaft ist den Menschen gewidmet, die zum Erfolg dieser Meisterschaften beigetragen haben. Sie haben unseren Dank und unsere Bewunderung. An sie auf diese Weise zu erinnern, ist das Mindeste, was wir für sie tun können.
Haben Sie Pläne für die zukünftige Gestaltung des Museums?
Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, die Museumssammlung jedes Jahr mit neuen Exponaten zu bereichern, und wenn Zeit und Geld es ermöglichen, temporäre Ausstellungen wie in diesem Jahr zur WM 70 durchzuführen.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Hubačová!
Dr. Heinz Schleusener