„Die Arbeit beim KDV war für mich eine Chance, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln“
Max Rößler war fast drei Jahre lang Kulturmanager des Instituts für Auslandsbeziehungen beim Karpatendeutschen Verein. Zum Schluss seines Berufsabschnittes in der Slowakei hat er uns nicht nur verraten, was ihm alles gelungen ist, sondern auch welche Tiefen er überwinden musste, wo seine Wege hinführen und welche Bedeutung der Karpatendeutsche Verein für ihn hat.
Du hast fast drei Jahre als ifa-Kulturmanager beim Karpatendeutschen Verein in der Slowakei verbracht. Wie erinnerst du dich an deine Anfänge in der Slowakei?
Die Anfänge in der Slowakei scheinen schon so weit entfernt zu sein. Als ich im Januar 2021 in die Slowakei gekommen bin, waren wir noch mitten in der Coronapandemie. Das bedeutete für mich, die neue Stelle online aus dem Homeoffice kennenzulernen. Das war nicht immer leicht, aber durch die tolle Unterstützung vom KDV und anderen Organisationen im Netzwerk Deutsch, konnte ich mich dennoch gut einleben.
Du hast zahlreiche Projekte veranstaltet und dadurch viele Jugendliche beeinflusst. Welches Projekt hältst du für das wichtigste?
Ich denke, alle Projekte hatten ihre Wichtigkeit und ich bin froh, dass ich auf so breite Art und Weise Veranstaltungen planen konnte. Ein Thema, das mich aber schon von Anfang an begleitet hat und mich auch in meinem weiteren Lebensweg begleiten wird, ist das Thema Diskriminierung. Ich denke, die verschiedenen Formen von Rassismus, Sexismus oder Antiziganismus zu beleuchten ist enorm wichtig und es war gut, dass ich diese Themen in verschiedenen Workshops mit Teilnehmenden besprechen konnte. Auf das Methodenheft, das aus diesen Workshops entstanden ist, bin ich besonders stolz und hoffe, dass dadurch weitere Veranstaltungen stattfinden werden.
Nebenbei hattest du die Möglichkeit, unterschiedliche Städte und Dörfer zu besuchen. Welcher Ort hat dich besonders überrascht?
Ich konnte durch die Coronapandemie erst verspätet damit anfangen, die Slowakei zu erkunden und ich habe mein Herz an die tolle Natur dieses Landes verloren. Ob in der Tatra oder in der Fatra – Wanderungen in der Slowakei sind immer ein ganz besonderes Erlebnis. Diesen Sommer habe ich es dann endlich geschafft, auch Kaschau/Košice zu besuchen und war ganz begeistert von den kulturellen Möglichkeiten!
Sicherlich hast du nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen erlebt. Welche Situation war für dich die schwierigste, mit der du dich auseinandersetzen musstest?
Natürlich gab es auch schwierige Momente. Diese fingen bei der Umsetzung digitaler Projekte an, auch wenn ich mich heute freue, da ich so viel über Online-Veranstaltungen gelernt habe. Doch auch im Verlauf der letzten Jahre gab es immer wieder kleinere Probleme. Manchmal gab es nicht genug Anmeldungen oder Teilnehmende sagten kurzfristig ab, was manchmal frustrierend sein konnte, da die meisten Projekte schon Monate im Voraus geplant und organisiert wurden. Es hat dann am Ende aber immer funktioniert, die Projekte mit interessierten Teilnehmenden umzusetzen.
Wenn du ein Thema wählen solltest, das mehr Resonanz bekommen sollte, welches wäre es und warum?
Ich denke, dass es in unserer Zeit viel zu viel zu tun gibt und manchmal weiß man gar nicht, wo man zuerst ansetzen sollte: Die Klimakrise findet vor unseren Augen statt, Desinformation ist auf dem Vormarsch und viele menschenverachtende Aussagen sind heute zu einer schrecklichen Normalität geworden. All diese Themen brauchen unsere Aufmerksamkeit und es müssen ganz konkrete Lösungen gefunden werden. Aber ein Thema, das leider weniger Aufmerksamkeit erhält und mit all den anderen Themen zusammenhängt, ist Armut und Reichtum in unserer Welt. Während die Ärmsten der Welt und in unseren Gesellschaften am stärksten leiden, fährt das reichste Prozent der Weltbevölkerung absurde Gewinne ein. Diese Schere zwischen Arm und Reich erodiert die Grundpfeiler unserer Demokratie, da reiche Interessensgruppen ihre Vorhaben gegen die Allgemeinheit durchsetzen können. Wenn wir uns also einfach darauf einigen könnten, den angehäuften Reichtum des obersten Prozents für das Gemeinwohl zurückzuholen, wäre schon viel geschafft.
Sicherlich hast du viele Pläne für deine Zukunft. Was planst du noch in diesem Jahr?
Bei mir beginnt ab September ein neuer Lebensabschnitt. Wir werden nach Berlin umziehen und dort werde ich mein Zweitstudium weiterführen. Viel weiter kann ich bisher noch gar nicht planen, da momentan alles im Wandel ist. Ich bin aber sehr gespannt auf die neuen Erfahrungen, die ich sammeln werde.
Du hast dem KDV und der KDJ dabei geholfen, sich weiterzuentwickeln. Mehrere Projekte wurden gestartet, deine Gedanken wurden umgesetzt sowie Fortschritte bei Erhaltung und Entwicklung der Traditionen erreicht. Was hat dir der KDV, beziehungsweise die KDJ gegeben?
Die Arbeit beim KDV war für mich eine Chance, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Ich hätte mir keinen besseren Arbeitsplatz wünschen können, da ich vor allem vom Vereinsvorsitzenden Dr. Ondrej Pöss und der Karpatenblatt-Chefredakteurin Katrin Litschko immer unterstützt wurde und mir der Freiraum und das Vertrauen geschenkt wurde, neue Ideen umzusetzen. Natürlich bin ich auch dankbar, viele spannende und tolle Menschen kennengelernt zu haben. Die Slowakei ist mir über die Jahre zur zweiten Heimat geworden und ich plane in Zukunft auch wieder zurückzukommen. In welcher Form wird man sehen.
Vielen Dank für alles! Wir wünschen dir beruflich und privat alles Gute und freuen uns auf ein Wiedersehen!
Das Gespräch führte Hubert Kožár. Für die Reihe „KDJ auf ein Wort“ spricht er mit jungen und junggebliebenen Leuten über die deutsche Sprache, die deutsche Minderheit und ihre Interessen.