Die Buchwald-Kapelle – mehr als eine Rekonstruktion
Die Ortsgruppe Ober-Metzenseifen/Vyšný Medzev des Karpatendeutschen Vereins hat viele engagierte Mitglieder. Dazu kommt ein Vorstand mit Ing. Zoltán Tomasch an der Spitze, der Ideen und Vorschläge aufgreift und zur Diskussion bringt und bei dem stets aufgeschlossenen Bürgermeister Ing. Róbert Nálepka Unterstützung findet. So konnte das aktuelle kultur-historische Projekt, die Wiederherstellung der Kapelle im Buchwald, am 15. September, dem Feiertag der Muttergottes von den Sieben Schmerzen, mit der Weihe der Kapelle erfolgreich abgeschlossen werden.
In Berlin sagt man im Dialekt j.w.d., wenn etwas „janz weit draußen“ liegt. Das kann man auch über die Kapelle im Buchwald sagen. Etwas abgelegen, verfiel dieses kleine, Jahrhunderte alte Bauwerk vor allem durch fortschreitende Zerstörung durch Unbekannte.
Ein wenig Schutz vor der Witterung bot lediglich der direkt neben der Kapelle stehende, etwa 400 Jahre alte Kastanienbaum. Besonders weh tat den Ober-Metzenseifnern, dass inzwischen auch die Tür herausgerissen wurde und mitsamt dem alten, kunstvoll geschmiedeten Beschlag und dem Schloss, einem weiteren Meisterwerk früherer Handwerkskunst, verschwand. Jetzt musste gehandelt werden, um diese Kapelle vor dem endgültigen Zerfall zu bewahren.
Von Ideen zum Vorhaben
Von den Mitgliedern der Ortsgruppe des Karpatendeutschen Vereins kamen verschiedene Vorschläge. Nach gründlicher Beratung wurde beschlossen, die Kapelle aus eigener Kraft zu restaurieren und teilweise zu rekonstruieren sowie eine Info-Tafel aufzustellen.
Dank an viele Beteiligte
Das war nur möglich, weil die Gemeinde Ober-Metzenseifen, der Karpatendeutsche Verein und die Firmen Roland Frindt und Rosenberg den Kauf von Bau- und sonstigem Material ermöglichten. Auch Jozef Wagner und Július Fabian schalteten sich erfolgreich ein. Geld ist die eine Seite, es musste mit viel handwerklichem Können und Verstand gearbeitet und das Ganze organisiert werden. Hier ist Ing. Erich Fabian zu nennen, dessen Management perfekt war. Ihm zur Seite standen Peter Dráb, Ján Seman, Ervín Meder, Peter Bodnár, Stanislav Balický und Bohuslav Štark.
Nach der Weihe der Kapelle wurden die Hauptakteure ausgezeichnet. Niemand der Beteiligten zählte die Stunden, die nach der Arbeit und an Wochenenden für die Arbeiten an der Kapelle verbracht wurden. Nach dem Beseitigen von Schmutz und Zerstörungen war zunächst die Statik der Decke zu sichern.
Im Inneren und außen wurde versucht, alles so originalgetreu wie möglich wieder herzustellen. Die Reste des ursprünglichen Altars wurden sorgsam ausgebaut, sie sind in der Ober-Metzenseifener Kirche aufbewahrt. Ein neuer Altar entstand unter Erich Fabians geschickten Händen in seiner eigenen, kleinen Werkstatt; ebenso führte er noch eine Reihe weiterer Tischlerarbeiten aus.
Blick in Geschichte klärt auf
Bei den Arbeiten am und um das Fundament der Kapelle fand man in der Erde ein Kreuz. Es gehörte zum Kapelleninventar und wurde vermutlich von den Vandalen weggeworfen. Nicht nur dieses Kreuz ließ bei den Beteiligten die Frage aufkommen, warum die Kapelle gerade an diesem Ort entstand. Die Antwort auf diese Frage fand Ing. Renata Balogová.
Handelsweg bis ins 19. Jahrhundert
Bei der feierlichen Einweihung und Segnung der Kapelle am 15. September 2020 trug sie ihre Ergebnisse vor. Mit Hilfe alter Dokumente und Landkarte konnte sie nachweisen, dass es einen Handelsweg von Joß/Jasov nach Göllnitz/Gelnica über Prakendorf/Prakovce gab, der wegen der gebirgigen Lage östlich an Ober-Metzenseifen vorbeiführte.
Heute existieren davon nur noch stellenweise Wegreste als kaum benutzte Feldwege. Dieser von Geschäftsreisenden genutzte Weg führte über Göllnitz bis nach Birndorf/Spišský Hrušov. Der Ort Birndorf wird 1253 erstmals erwähnt, im Jahr 1255 auch der Handelsweg.
Sogar Markt gegenüber Kapelle
Renata Balogová führte weiter aus, dass die Wiese, die sich heute gegenüber der Kapelle befindet, auf einer Karte aus dem 18. Jahrhundert als Markt eingetragen ist. Damit passt vieles zusammen: Die Kapelle als Ort der Ruhe und des Gebets für Reisende sowie ein Marktplatz ganz in der Nähe von Ober-Metzenseifen. Die Schmiede und Tischler des Ortes, in dem diese Gewerke in hoher Blüte standen, konnten „vor ihrer Haustür“ ihre Erzeugnisse anbieten und sich mit Dingen versorgen, ohne für damalige Zeiten weite Fahrten, zum Beispiel nach Kaschau/Košice oder Miskolc unternehmen zu müssen.
Mehrsprachige Informationen
Im Ergebnis der Arbeiten zum Erhalt der Kapelle hat sich die Ortsgruppe das Ziel gesetzt, für die zunehmende Zahl interessierter Touristen Informationsmaterial über den Ort, seine Geschichte und Bauten zu erarbeiten. Sie sollen für Slowaken, Deutsche und Ungarn verständlich sein. Begonnen wird mit dem markantesten Bauwerk des Ortes – der Kirche der Maria Magdalena.
Ortsgruppe Ober-Metzenseifen