Corona

Die Coronazeit und der Stil unserer Zeit

Was soll die Eröffnung einer Kunstveranstaltung wie der „Deutsche Kulturtag im Zeichen der Vielfalt“ oder „Voll der Osten – Fotografische Streifzüge durch die Geschichte“ in der von Corona so markant gezeichneten Zeit? Die Kunst, so meint man vielfach, ist doch lediglich eine Verschönerung des Lebens, nicht aber eine Lebensnotwendigkeit. Aber die Kunst ist eine Funktion des nationalen und internationalen öffentlichen Lebens und sie in die richtige Beziehung zu bringen, ist eine eminent wichtige öffentliche Aufgabe.

Die Geschichte, die große Lehrmeisterin unseres Daseins, liefert uns unzählige Beispiele zu kühner Behauptung, dass jede rechtzeitig erkannte Gefahr fast immer schon gebannte Gefahr ist. Über Dinge, die man besitzt, pflegt man im Allgemeinen nicht viel zu sprechen. Wer gebildet ist, trägt seine Bildung nicht zur Schau, wer Geschmack sein Eigen nennt, spricht nicht von Geschmack. Und so ist es auch mit dem Stil.

Menschen, Völker oder Zeiten, die ein natürliches und gewachsenes Stilgefühl besitzen, werden das Wort Stil nur sehr selten anwenden und es vielfach überhaupt nicht kennen.

Uns sind aus der Geschichte ganz große künstlerische und kulturelle Epochen bekannt, die uns heute als im höchsten Sinne stilbildend erscheinen, in denen das Wort Stil selbst aber vollkommen ungebräuchlich war. Wenn der Stil ein öffentlicher Diskussionsgegenstand geworden ist, dann beginnt er meistens zu fehlen.

Stil kann auch nicht gemacht werden; er entwickelt sich aus bestimmten Bedingungen heraus und wächst auf eine natürliche Weise in eine Zeit hinein. Die Ergebnisse dieses Wachstums sind dann auf allen Lebensgebieten eines Volkes festzustellen. Stil ist die Übereinstimmung zwischen Gefühl und Ausdruck, insofern also hat Stil nicht nur etwas mit Kunst oder Kultur oder Geschmack zu tun. Der Stil ist die bindende und schlüssige Ausdrucksform des Wesens eines Menschen oder eines Volkes, ja ganzer Epochen.

Stil im Gemeinleben

Auch die Politik hat Stil oder sie ist stillos. Besitzt sie Stil, dann ist sie auch von Format. Die Zeit vor der demokratischen Machtübernahme in Ost- und Mitteleuropa war ohne Stil. Sie besaß weder auf dem Gebiet ihrer künstlerischen noch ihrer kulturellen oder politischen Äußerungen überhaupt auch nur ein Gefühl für Stil. Das kam schon in der Tatsache zum Ausdruck, dass sie zwar große Worte gebrauchte, aber nicht die Kraft besaß, diesen Worten eine starke symbolische Prägung und einen ausfüllenden Inhalt zu geben.

Als trauriges Erbe werden solche Methoden weitergetragen. Hand in Hand damit geht heute die Ausstreuung von alarmierenden und den wahren Tatbestand vernebelnden Gerüchten von Hoaxes oder Hetzreden.

Wir stehen demnach in der von Corona gezeichneten Zeit allen möglichen Hoaxes, sprich üblen Nachreden, wie auch Unverschämtheiten jeder Art nicht mehr harmlos und naiv gegenüber. Dabei ist so manchen jedes Mittel recht. Die blödeste, dümmste und albernste Tendenzmeldung muss dazu herhalten, die öffentliche Meinung zu verwirren und mit steigender Nervosität zu erfüllen. Wir wehren uns und wir gehen nach altbewährter Sitte dagegen zum Gegenangriff über. Und zwar wenn schon, denn schon!

Wir Karpatendeutschen sind unseren Dornenweg sowohl durch die Schule der alten Totalität als auch der demokratisch geprägten Nachwendezeit hindurchgegangen. Und diese schicksalhafte und wellenschlagende Coronazeit bringt, wie paradox das auch lauten mag, beide Epochen unter einen gemeinsamen Nenner, nämlich den der sich daraus stets ergebenden wahren Werte.

Gerechtigkeit als Basis eines wahren Friedens

Vor einer maßgebenden Frage müssen sich alle Völker und Bewohner Europas entscheiden. Wir meinen dabei die Frage eines Friedens gleicher Rechte und gleicher Verpflichtungen, einen Frieden, der wirklich Klarheit in das drohende europäische Coronachaos bringt, einen Frieden, der den Klassenkampf der Völker, der drohend über uns allen schwebt, ablöst durch eine neue Ordnung unter den Nationen, die auf der Gerechtigkeit beruht und den Wohlstand und das Glück aller zum Ziel hat. Und zu diesem Ziel müssen wir alle beisteuern und dabei auch unser Bestes tun.

Der neue Stil, der unserem coronagequälten Erdteil bereits ein anderes Gesicht gegeben hat, ist auch von uns gebildet worden. Unter seinem unaufhaltsamen Wirken ist ein coronafreies besseres Europa im Werden, ein Europa der Ordnung, des gerechten Ausgleichs und des darauf beruhenden Friedens. Wir aber sind seine Fackelträger.

Schlussfolgerung

Es wäre zu vermessen, diese zweite Corona-Welle in ihren Einzelheiten festlegen oder analysieren zu wollen. Es ruht noch im Schoß der Zukunft. Nur so viel steht fest: Es wird eine harte Zeit werden und es gilt, die Ohren steif zu halten. Der Sieg über diese Pest der Neuzeit wird uns nicht geschenkt werden. Wir müssen ihn uns verdienen. Jeder hat daran mitzuarbeiten und dafür mitzukämpfen. Jedermann kann und muss sein Eigenes beitragen. Bei Stil und Formen der Zeit wirkt schließlich jeder mit. Die offene Frage ist nur wie.

Oswald Lipták