Die große Flinte um die Ecke werfen – Redewendungen unter der Lupe

Unsere Sprache ist ein reiches System an Zeichen, das der Kommunikation dient. Dazu gehören auch Redewendungen. Sie verschönern unsere Ausdrucksweise, machen unsere Alltagssprache bunter und begleiten uns auf Schritt und Tritt. In dieser Serie nehmen wir die Herkunft und Bedeutung ausgewählter deutscher Redewendungen sowie mögliche Übersetzungen ins Slowakische unter die Lupe.

Auf großem Fuß leben

Menschen, die über reichlich Geld für ihren teuren Lebensstil verfügen, leben sprichwörtlich auf großem Fuß. Aber was hat eigentlich ein großer Fuß mit Geld zu tun?

Die Redensart geht zurück auf eine Sitte, die im 12. Jahrhundert aufkam. In dieser Zeit war die Länge der Schuhe der Maßstab für den gesellschaftlichen Rang einer Person. Bürger, die nicht viel Geld hatten, trugen Schuhe, die ihrer wirklichen Fußgröße entsprachen. Die Schuhe der Ritter waren schon ein wenig größer, aber nichts gegen das noch längere Schuhwerk von Baronen und Fürsten. Der erste Mensch mit ungewöhnlich langen Schuhen soll ein französischer Graf gewesen sein. Er wollte damit eine Missbildung seines Fußes verbergen. Doch dann wollten zahlreiche Adlige auch solche schicken Schnabelschuhe haben. Zwei Jahrhunderte später war der soziale Rang einer Person an der Schuhlänge zu erkennen.

Die slowakische Sprache bezeichnet die Situation mit denselben Worten, und zwar „žiť na vysokej nohe“, was man auf Deutsch mit „auf hohem Fuß leben“ übersetzen kann.

Wer „auf großem Fuß“ lebt, der hat jede Menge Geld, das er verprassen kann.

Jemanden um die Ecke bringen

Wird jemand um die Ecke gebracht, dann wurde dafür gesorgt, dass diese Person verschwindet und mit höchster Wahrscheinlichkeit ermordet wurde. Wenn man die Herkunft der Redensart finden will, stößt man auf zwei mögliche Varianten. Die erste Herkunftsvariante beruft sich auf das Sprachbild. Ein Mensch verschwindet plötzlich aus unserem Blickfeld, so als ginge er um die Ecke. Die zweite Variante geht auf die alte Tradition zurück, jemandem an einer dunklen Straßenecke aufzulauern, ihn in eine möglichst vorher bereits ausgespähte noch dunklere Seitenstraße zu zerren, wo er sodann ausgeraubt und ihm noch Schlimmeres angetan werden kann, wenn es unvermeidlich ist. „Jemanden umbringen“ ist eine verkürzende, tabuisierende Verbalisierung dieser Redensart.

Die Redewendung könnte ins Slowakische als „zniesť zo sveta“ übersetzt werden. Diese slowakische Redewendung wird eher in der literarischen Sprache benutzt, findet aber zum Teil auch in der Alltagssprache Verwendung. Wörtlich übersetzt kann man diese Redensart mit „aus der Welt schaffen“ übersetzen.

Die Flinte ins Korn werfen

Wart ihr mal in einer schwierigen Situation und seid dabei ins Stocken geraten? Dann habt ihr sicherlich mehrmals die Redewendung „die Flinte nicht ins Korn werfen“ gehört. Mit dieser Redewendung wollte man euch sowohl Unterstützung zeigen als auch die Hoffnung ausdrücken, dass ihr nicht den Mut verlieren sollt.

Die Redewendung bezieht sich ursprünglich auf die Söldner, die um des Geldes wegen kämpften, aber nicht unbedingt von der Sache an sich überzeugt waren und daher nicht bereit waren, bis zuletzt zu kämpfen und zu sterben. Also kapitulierten sie in einem aussichtslosen Kampf und warfen wortwörtlich ihre Waffen ins Feld (ins Korn).
Eine andere Erklärung stammt aus dem Jagdwesen und bedeutete, die Flinte in den Anschlag zu nehmen und über die Zieleinrichtung am vorderen Laufende, dem „Korn“, zu zielen. Später wurde das als ins Korn werfen, also aufgeben, missverstanden. Auf Slowakisch sagt man „hádzať flintu do žita“, was im Grunde die gleiche Bedeutung hat. Hierbei wurde das Wort „flinta“ aus dem Deutschen übernommen.  

Die Redewendung „die Flinte ins Korn werfen“ gibt es in der deutschen und in der slowakischen Sprache.

Matej Lanča