Echo auf Helmut Bistikas „Herzlicht“ und ein Weg alles unter einen Hut zu bringen

Im Ostslowakischen Museum in Kaschau/Košice stellt derzeit der mantakische Künstler Helmut Bistika seine Werke aus. Unter dem Titel „Herzlicht“ lockt und lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf das blutende Herz der Menschen von heute.

Der Künstler meistert sein Vorhaben, indem er sich surrealer Elemente bedient und so dem Besucher eine gewisse Herzbetrachtung der heutigen, von lauter Gegensätzen gezeichneten Zeit ermöglicht. Dabei führt er uns durch ein Labyrinth der Lichter und Schatten unserer Seelen- und Herzensstürme.

Roter Faden seines Gesamtwerks

Das ganze Werk von Helmut Bistika lässt sich in den Worten des Scholastikers Thomas von Aquin ausdrücken: „Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen.“ Die in seinen Bildern zum Ausdruck kommenden Veränderungen in Rhythmen, Linien und Formen führen zu immer neuen Charakteren, die dem Betrachter ein Bewusstsein von sich selbst vermitteln.

Die Bildauswahl und ihre kompositorische Anordnung sind surreale Ensembles und spiegeln damit die heutige Realität voller kollektivem Unsinn und Schizophrenie wider.

Die Dornenkrone
Die Dornenkrone

Kontrast zwischen Sein und Schein

Im Gegensatz zur idealen Schönheit ihres Körpers dominiert das „Kind ihres Herzens“ das schützende Familiennest einerseits, mit der Dornenkrone als Symbol für die emanzipierte Frau andererseits.

Somit wird der Kontrast zwischen Sein und Schein meisterhaft versinnlicht und hoch evozierend dargestellt. In diesem Sinne präsentiert sich der Autor als Künstler mit der Gabe, mit dem Herzen zu sehen. Durch sorgfältige Wahrnehmung seiner Werke haben wir den Eindruck, als wollten sie uns den großen Schmerz, den wir jedoch durch gleichgültiges und egoistisches Handeln selbst verschulden, ja sogar weiter nähren, aus dem Herzen räumen.

Kritischer Betrachter

Der Künstler ist auch in der Lage, seine eigene Generation und ihr sinnloses Handeln kritisch zu betrachten. Die Komposition zweier sitzender Figuren mit einem Kinderwagen voller Plastikflaschen ist ein adäquates Symbol, ein Vermächtnis und ein ungewolltes Erbgut für die nächste Generation.

Der Kinderwagen voll mit Plastik
Der Kinderwagen voll mit Plastik.

Das Herz unserer Mutter Erde blutet – dies ist ein Mahnruf an unsere Zivilisation und die Kernaussage wie auch wahres Motto der Ausstellung des Künstlers.

Hintergründe

Die Hintergründe für seine Ausstellung wurden in seinem im Jahre 2018 erschienenen Buch „Herzlicht. Herzleid“ präsentiert. Seine Bildwerke, begleitet mit Gedichten von ihm und seiner Frau Jana Bistiková in slowakischer und deutscher Sprache stellen dadurch eine neue Phase seines künstlerischen Schaffens in Bild wie auch in Wort dar.

Dieses Werk appelliert nicht mehr an die Spontanität und Vielfältigkeit des Kindes aus seinen früheren Werken, die im Buch „Eabtaal“ (2014) gesammelt wurden, sondern entlarvt Schmerz und Traurigkeit und schockiert durch seine offene Körperlichkeit und Intimität. Das Buch „Herzlicht. Herzleid“fügt sich aus einem Zusammenspiel von Bild und Wort als eine tiefe Erfahrung von Menschlichkeit und künstlerischem Schaffen zusammen.

Vom Zeitgeist in die Pflicht genommen

Für Bistika ist Kunst nicht nur eine pure Ausdrucksform, sondern auch Verpflichtung für andere. Er ist zugleich ein wichtiger Vertreter der Kunsttherapie. In seinem Engagement zum Wohle anderer organisiert er Kunstworkshops für Kinder und Jugendliche. Zugleich macht er Kunst mit und für behinderte Menschen, was auf seinen erzieherischen Beruf zurückzuführen ist.

Einen wichtigen Platz im gesamten Schaffen des Künstlers nehmen zugleich auch Sprache, Kultur und Traditionen der deutschsprachigen Einwohner von Metzenseifen, die Mantaken, und deren authentische Angaben und Aufzeichnungen ein. Somit werden in der Zeit der Digitalisierung Tradition, Erinnerungs- und Sprachkultur mit modernem Kunstverständnis unter einen Hut gebracht.

Ich will nicht hübsch und lieblich mahlen
Ich will nicht hübsch und lieblich mahlen…

Folgerung

Dies ist also der Weg, den wir einschlagen sollten – mit einem Bein in der traditionellen Erinnerungswelt fußend, mit dem zweiten nach einer besseren Zukunft suchend und gemeinsam mit Herz und Hand das Leben mit und für uns sinnvoll nutzend.

Und auf diesem Wege gibt es für jeden von uns ein wahres und wegweisendes Licht – das „Herzlicht“, wie es uns Helmut Bistika in schillerndem Glanz und mannigfaltigen Schattierungen präsentiert.

Oswald Lipták

Fotos: Ostslowakisches Museum/Východoslovenské múzeum