Ladislaus Müller aus Einsiedel

Ein Brief an den kürzlich verstorbenen Ladislaus Müller aus Einsiedel an der Göllnitz

(Mantakisch)

Lieba Laci,

bie ich dafoan hob, pist Du em Alda von 88 Joahren von uns gegangen. Es Haz hot ma beh getoon. Boast Du doch a Aansiedla Landsmonn, da aanzege hie en Deutschland, den ich, benn aach nich oft, oba regelmässeg getroffen hob und mit den ich hob gekinnt mantakesch dischkuriern, off Sitzungen vom Hilfskomitee, pein Kulturtagungen en Stuttgart und pein Seminaren en Bernried. Duut hob ich Dich dalebt als aufrichtigen, grodlinigen Mitmensch, dea imma gesogt hot, bos a denkt, aach benn es nich imma allen gefallen hot.

Biä hoba uns eascht nooch meina Pensioniereng kennengeleat. Von mein Eldan hob ich oba schon als Kind von da Familie Müller dazeehlen geheat. Sie hobn imma mit grußen Respekt perichtet, dass dos dahaam a huuchgeachtete Familie boa. Ab und zu hobn se sich aach Prief geschriebn.

Lieba Laci, Du host met Deina Oabet em Hilfskomitee und andren vielfältegen Aktivitäten vill Guttes fa deine Landsleut getoon. Darieba bean andere pessa perichten kinnen. Jed Joa pist en Dein geliebtes Aansil gefoan und host de Leit ongehalten, es Mantakische nich ze vagessen. Du biäst uns allen fehlen. Biä be ba uns oba biedasehn, aso bie es da Farra Franz Ratzenberger aus Schbadla prophezeit hot en sein Gedicht „En Himmel“:

„….Denn bie jed aanzeg, aanzeg Joa

Da Frihling kimmt met Prangen,

Aso been biä duächs goldne Toa

En Himmel aach gelangen.

Duut bee ba alle onsre Leut

En onsan Oam froh schlissen

Ond gruße, gruße Seeligkeit

Pei onsan Gott genissen“

Dein Rudi

Ladislaus Müller gestorben
Das Fest zur Gründung des Luthervereins in der Slowakei 1935 in Einsiedel, aufgenommen vor dem Aufgang zur evangelischen Kirche, an der Kreuzung der Straßen nach Schwedler, Göllnitz und Schmöllnitz. Links ist der Laden „Es Gebelb“ der Familie Müller zu sehen.
(Hochdeutsch)

Lieber Laci,

wie ich erfahren habe, bist Du im Alter von 88 Jahren von uns gegangen. Das Herz hat mir wehgetan. Warst Du doch ein Einsiedler Landsmann, der einzige hier in Deutschland, den ich, wenn auch nicht oft, doch regelmäßig getroffen habe und mit dem ich mantakisch sprechen konnte, auf Sitzungen des Hilfskomitees, bei den Kulturtagungen in Stuttgart und bei den Seminaren in Bernried. Dort habe ich Dich erlebt als aufrechten und gradlinigen Mitmenschen, der immer gesagt hat, was er denkt, auch wenn es nicht immer allen gefallen hat.

Wir haben uns erst nach meiner Pensionierung kennengelernt. Von meinen Eltern habe ich aber schon als Kind von der Familie Müller erzählen gehört. Sie haben immer mit großem Respekt berichtet, das sie zu Hause in Einsiedel eine hochgeachtete Familie war. Hin und wieder haben sie sich auch Briefe geschrieben.

Lieber Laci, Du hast mit Deiner Arbeit im Hilfskomitee und anderen vielfältigen Aktivitäten viel Gutes für Deine Landsleute getan. Darüber werden andere besser berichten können. Jedes Jahr bist Du nach Einsiedel gefahren und hast Deine Landsleute angehalten, ihr Mantakisch nicht zu vergessen. Du wirst uns allen fehlen. Wir werden uns aber wiedersehen, so wie der Pfarrer Franz Ratzenberger aus Schwedler in seinem Gedicht „En Himmel“ prophezeit hat :

„.. denn wie jedes einzige, einzige Jahr

Der Frühling kommt mit Prangen

So werden wir durchs goldene Tor

In den Himmel auch gelangen.

Dort werden wir alle unsere Leute

In unsren Arm froh schließen

Und große, große Seeligkeit

Bei unsrem Gott genießen.“

Dein Rudi

Rudolf Göllner

Ladislaus Müller aus Einsiedel
Ladislaus Müller am Uhorná-Teich (Foto: Ladislaus Müller privat)