Gedenktafel in Schwedler

Enthüllung einer Gedenktafel in Schwedler

Das bescheidene Dorf Schwedler ist am 1. September dieses Jahres zum Veranstaltungsort eines bahnbrechenden Ereignisses sowie wahren Verweises für die Zukunft geworden. Dabei wurde auch ein gutes Beispiel für das wahre Zusammenleben aller Bürger nicht nur in Schwedler, sondern auch in der ganzen Slowakei, ja aller Menschen guten Willens unseres alten Kontinents geliefert wurde.

Es war kein Zufall, dass gerade am 1. September die Enthüllung der Gedenktafel an die 64 einstmaligen Bürger unserer Gemeinde, die Opfer des Zweiten Weltkrieges waren, stattfand. An diesem Tag brach im Jahre 1939 die größte Katastrophe der alten und neuen Zeitgeschichte mit allen verheerenden Konsequenzen für die ganze Menschheit, für die Slowakei und natürlich auch für unsere Zips und unser geliebtes Schwedler aus.

Die Opferzahl liegt bei 72 Millionen, darunter waren in der weit überwiegenden Masse, nämlich zwei Drittel (!) unschuldige Zivilbewohner, obwohl diese eigentlich mit dem Kriegstreiben meist gar nichts zu tun hatten. Eine Folge waren Aus- und Umsiedlungen, ja Vertreibungen, die auch um Schwedler keinen Bogen machten.

Dieser Krieg hob die Welt aus den Angeln

Jedwede Schranken und Hemmungen bezüglich der Humanität wurden aufs Entsetzlichste mit Füßen getreten. Alle abgründigen Eigenschaften, die irgendwo im Menschenwesen bisher nur schlummerten und schliefen und ab und zu mephistophelisch ihr Unwesen flüsternd und raunend betrieben, haben sich nun entfesselt und in bisher unglaublicher und kaum geahnter Art und Weise in allen Abtönungen des Bösen und des Grauens breit gemacht.

Jetzt erst erkannte die Menschheit ihre verwerfliche dämonische Seite, die durch diesen und eigentlich jeden Krieg immer zum Vorschein kam, immer kommt und immer kommen könnte. Darin liegt auch ein beträchtlicher Teil des Verweises dieser Veranstaltung. Man verwies darauf, wo und wohin jedweder künftiger Krieg führen könnte. Wer nämlich aus der eigenen Geschichte nichts zu lernen vermag oder dies sogar versäumte, der ist dazu prädestiniert, diese selbst erneut zu durchleben.

Die letzte Ruhe

Tragisch bei unsern 64 Opfern ist, dass bei all diesen Männern ihre Wiege zwar in unserem Schwedler stand, ihre letzten Ruhestätten aber in ganz Europa verstreut sind. Kein Denkmal, kein Kreuz, ja nicht mal ein Kranz schmückte und ehrte eine Ruhestätte dieser ehemaligen Bewohner von Schwedler.

Gedenktafel in Schwedler

Neue Gedenktafel erinnert an die Opfer des Zweiten Weltkrieges in Schwedler/Švedlár

Nun war letztendlich die Zeit gekommen, da sich die Geister nicht mehr scheiden, sondern endlich zum Einklang kommen können und zwar für immer und ewig. Aus diesem Krieg resultierten und resultieren weiter noch unerfreuliche Folgen und Folgerungen, wie die danach folgende kommunistische Totalität.

Der Weg zur Gedenktafel

Es haben sich dennoch Leute eingefunden, die das Projekt Gedenktafel zu Wege brachten. Die Initiative ging von Herrn Ladislaus Murzko aus, einem Schwedlerer Landeskind. Er war seiner Heimat stets in Sinn und Tat treu geblieben und hat mit wirksamer Beihilfe des derzeitigen Bürgermeisters Herrn Vladimir Končík sowie der Gemeinderäte von Schwedler das Projekt nicht nur geplant sondern auch zu Ende gebracht.

Der Gedanke, diese Gedenktafel an einem Ehrenplatz der Gemeinde, nämlich am würdigsten Gedenkplatz innerhalb unseres Trauerhauses auf dem Friedhof anzubringen, damit diese nicht von Vandalen zerstört werden kann, ging gerade aus dem Vorschlag des Bürgermeisters von Schwedler und aus dem Beschluss des Gemeinderates hervor.

Notwendigkeit des Gedenkens betont

In Anwesenheit der Pfarrer beider Konfessionen, Herrn Mag. Vladimir Schwarc für die evangelische und Herrn Mag. Martin Pivovarník, PhDr. für die katholische Kirchengemeinde, Vertretern des Karpatendeutschen Vereins, insbesondere der Vorsitzenden unserer Ortsgruppe Frau Ing. Gabriela Ivančová und unseres Sängerchors „Schbaadla“, des glänzend spielenden Posaunenchors aus Einsiedel, der Gemeinderäte und vieler anderen Anwesenden eröffnete der Bürgermeister die eigentliche Enthüllung der Gedenktafel.

In seiner Ansprache betonte er, wie notwendig es sei, der Opfer des Zweiten Weltkrieges zu gedenken und sie zu ehren sowie geschichtliche Überlieferungen für die Gegenwart und Zukunft daraus abzuleiten.

Grußworte auf Deutsch und Slowakisch

Besonders herzlich wurde Herr Ladislaus Murzko erwähnt, der zu unserem Leidwesen nicht an dieser Veranstaltung beiwohnen konnte. Der Gesundheitszustand seiner geliebten Ehefrau ließ es nicht zu. Er schickte allen Anwesenden sein Grußwort zu, das als Ansprache von Oswald Lipták auf Deutsch und von Gabriela Ivančová auf Slowakisch verlesen wurde. Hervorzuheben ist auch die hervorragende sprachliche Leistung, die Frau Patrizia Moskálová, Assistentin des Bürgermeisters, beim Vorlesen von Texten in deutscher Sprache leistete.

Nach dem Choral unserer Schbaadla-Damen und dem ausgezeichneten Spiel des Einsiedler Posaunenchors verlas Frau Ivančová die Namensliste der 64 Männer aus Schwedler, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren und denen ein hartes Schicksal unterband, ihre letzte Ruheplätze auf unserem Friedhof zu finden.

Im Gedenken an die gefallenen Soldaten

Sie waren Soldaten wie viele andere, die fremde Erde jetzt mütterlich umfängt. Sie ruhen in Frankreich oder Flandern, in Russland oder Italien, auf dem Balkan oder sonst wo anders und träumen nun ihren ewigen Traum von Frieden, Glück und Geborgenheit. Dies waren vor dem Krieg keine Träume, sondern wahrste Tatsachen, die ihnen und ihren Familien dieser Krieg grausam entraubte.

Die beiden Geistlichen stellten in ihren Predigten auf eigene Art und Weise die Grausamkeit und Wurzeln des Kriegsgrauens und jedweden Krieges bloß. Sie wiesen zugleich darauf hin, wohin es führt, wenn irgendjemand, irgendwo und irgendwann sich an Gottes Stelle positioniert und das Weltgeschick unter eigener Regie zu meistern glaubt.

Der Glaube bestünde nämlich auf der Gnade Gottes und nicht eines Menschen, heiße er Stalin, Hitler oder sonst wie. Jedermann auf dieser Welt habe sich diese Tatsache zu Herzen zu nehmen und sein Handeln ins Tagesleben umzusetzen, also sein ganzes Leben danach auszurichten.

Jeder Predigt folgte natürlich die entsprechende Einweihung der enthüllten Gedenktafel und nun folgten die feierlichen Dankesworte von Seiten Frau Ivančová und des Bürgermeisters Vladimir Končík. Es wurde dabei das erbauliche Zusammenwirken und die erfreuliche Zusammenarbeit mit der Familie Ladislaus Loy hervorgehoben, ebenso das Handanlegen aller tüchtigen Mitarbeiter und Mitbürger.

Engagement einfacher Menschen

Es sind einfache und bescheidene Leute, die keine ausgefeilten Reden mit Eleganz und Mut zu handhaben verstehen, weil ihre Worte Taten sind und ihre Stärke im Charakter besteht. Wie damals haben sie ihre reine aus ihrem Gewissen entsprießende Pflicht mit unbeschreiblicher Freude und beispielloser Hingabe getan und tun all dies auch heute noch, ohne dabei viel Ruhm für sich zu beanspruchen oder vielleicht viel Aufsehen von sich zu machen.

Nur diejenigen Leserinnen und Leser, die die schweren Kriegs- und Nachkriegszeiten durchmachten, können verstehen, was für einen Weg unsere Gemeinde zu diesen Zeiten der Verfolgung, Aussiedlung oder Drangsalierung hinter sich brachte. Und was für einen großen Erfolg wir an diesem Tag zu verzeichnen haben, indem wir alle dieser festlich-besinnlichen Stunde beiwohnen konnten. Wir wurden vom Hauch der Vergangenheit, der Gegenwart und vielversprechenden Zukunft beatmet und wachgerufen.

Solche Menschen, die oft zu den Altersgenossen unserer Toten zählten und immer noch zählen, bildeten und bilden hier und da, wie auch an jedem Ort wo sie das Schicksal hingeschleudert hat, das Rückgrat sowohl unserer Gemeinde als auch unseres Vaterlandes, ja jedes Landes, wo immer sie auch damals lebten und weiter mit ihren Familien leben. Sie waren und bleiben uns allen ein Halt, an ihnen prallten alle Verleumdungen, Verfolgungen und jedwede Verspottung wie an einer Mauer ab. Sie ließen sich von keinem Misserfolg bei der Verrichtung ihres Tages- und Lebenswerkes entmutigen oder einschüchtern.

Sie bauten Brücken zwischen den Zeiten

Sie waren es, die Brücken zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erfolgreich bauten und erbauten, die den Eisernen Vorhang niederrissen und somit einen wahren Weg zu einem gemeinsamen Europa ebneten, ob sie sich ihres Anteils bewusst sind oder nicht. So, wie einst unsere Vorfahren in unserem Heimatland erfolgreich ihre eigenen Wurzeln geschlagen haben. Darin obliegt auch der vielfältige Verweis dieser festlich-besinnlichen Stunde für die Zukunft. Die Toten in Würde zu ehren, den Betagten die gebührende Ehre zu erweisen und dem Leben einen freien Weg zu Freiheit in Frieden und Einklang für die kommenden Generationen zu ebnen.

Abschließend ertönten die wunderschönen Akkorde der Staatshymne der Slowakischen Republik und alle Anwesenden fühlten plötzlich das Miteinander von Lebenden und Toten – also auch mit den in ferner Fremde liegenden Soldaten, womit diese feierliche Veranstaltung ihr würdiges Ende nahm.

 Osvald Lipták, Schwedler