Deutsche Familiennamen in der Slowakei

Familiennamen deutscher Herkunft in der Slowakei (1. Teil)

Der Kontakt der deutschen und slowakischen Bevölkerung spiegelt sich bis heute in mehreren Schichten des slowakischen Wortschatzes wider. Dessen Bestandteil sind auch Familiennamen. In der Slowakei gibt es ca. 200 000 Familiennamen, von denen einige deutsche Herkunft haben. Manche Familiennamen deutscher Herkunft überlebten in unveränderter Form, manche passten sich an das slowakische Sprachsystem völlig oder teilweise an. Aber warum und wann entstanden die Familiennamen? War Herr Herzog wirklich ein Herzog?

Die heutigen Familiennamen haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit, als die Menschen feststellten, dass sie Benennungen mit deutlicher Identifizierungsfunktion brauchten. Zunächst existierte nämlich nur das einnamige System – zur Identifizierung einer konkreten Person reichte ein Name. Dieses System überwog noch im 12. Jahrhundert. Die Gesamtheit der Rufnamen im einnamigen System war aber begrenzt und besonders in größeren Städten wurden mehrere Menschen mit dem gleichen Rufnamen benannt. Eine präzisere Identifizierung der Personen wurde wegen administrativer Zwecke, wirtschaftlicher Interessen, juristischer Gesichtspunkte und der alltäglichen Kommunikation notwendig.

Deshalb tauchten im Laufe der Zeit bei den Eigennamen nähere Beschreibungen einer Person auf – sogenannte Beinamen. Der Name einer Person wurde durch Charakteristika ergänzt, die die Person während ihres Lebens gewonnen hatte. Manche Benennungsmotive sind auf den ersten Blick erkennbar, andere sind mit einem Geheimnis umhüllt. Solche Motive waren etwa körperliche und geistliche Eigenschaften, verschiedene Berufe oder damit zusammenhängende Gegenstände, das Verhältnis zu einem Ort (Wohnsitz, Herkunft), Ethnizität, Standesbezeichnungen, Verwandtschaftsverhältnisse, Alter, Tierbezeichnungen, Musikinstrumente, Kleidung, Lebensmittel, Getränke, Körperteile, körperliche Mängel, Vorstellungen und so weiter.

Von Beinamen zu festen Familiennamen

Im 14. Jahrhundert wurden Beinamen und (Adels-)Prädikate schon häufig verwendet. Sie waren weder vererbbar noch fest oder verbindlich. Im 15. Jahrhundert fingen die Beinamen an, vererbt zu werden, obwohl sie noch nicht über eine vorgeschriebene Form verfügten. Zuerst wurden die Beinamen von Bürgern verwendet, im 16. Jahrhundert wurden auch Untertanen mit Beinamen bezeichnet.

Das System der gegenwärtigen Personenbenennung in der Slowakei stabilisierte sich im 17. und 18. Jahrhundert, amtlich wurde es nach Reformen von Joseph II. (im Jahr 1786, für die jüdischen Familien galt ein Patent aus dem Jahr 1787) kodifiziert – vor der Kodifizierung der gesamtnationalen Sprache und einheitlichen Rechtschreibreform. Das Patent legte die Regeln des Benutzens des Familiennamens fest – die Bewohner hatten die Pflicht, feste Familiennamen anzunehmen.

Eintragung der Familiennamen

Die Form des Familiennamens, die in das Personenstandsregister der Geborenen eingetragen wird, stellt die „richtige“ Form des Familiennamens dar. Auf Entstehung und sprachliche Form der Familiennamen wirkte sich auch die Verwendung der lateinischen, deutschen, ungarischen und tschechischen Sprache aus. Zu den ersten Eintragungen der Familiennamen kam es in einer Zeit, als in der Stadtverwaltung viele deutsche Beamte tätig waren und Deutsch als Amtssprache galt (später Lateinisch, Ungarisch oder wieder Deutsch). Die Formen der Familiennamen waren also abhängig von den Sprach- und Schreibfähigkeiten der Schreiber.

Die Eigennamen in ungarischen Dokumenten wurden von Schreibern, die meist einer anderen als der slowakischen Nationalität angehörten, eingetragen. Auch wenn eine Familie einen deutschen Familiennamen trug, bedeutete das nicht unbedingt aisch, dass sie sich auch zu der deutschen Nationalität bekannte, in manchen Fällen kam es zu Übersetzungen der Familiennamen oder zu der Eintragung des Familiennamens mit deutscher Orthografie. Die Information, die ein Familienname übermittelte, war wichtiger als dessen Form.

Die Frage, wie die deutschen Familiennamen auf das Gebiet der heutigen Slowakei gerieten, beantworten wir im nächsten Artikel.

Barbora Cholková

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