Deutsche Familiennamen Slowakei

Familiennamen in der Slowakei (4. Teil)

Die Einwanderung der Habaner auf unser Gebiet kann als dritte Periode der deutschen Siedlungsaktivitäten bezeichnet werden und hängt mit der Reformation zusammen. Auf sie lassen sich einige deutsche Familiennamen zurückführen, die man auch heute noch in der Slowakei findet.

Die Sekte der Habaner bildete sich Anfang des 16. Jahrhunderts in der Schweiz und erweiterte ihren Wirkungskreis auch nach Deutschland und in die Niederlanden. Sie strebten nach sozialen Reformen, hatten Grundsätze des gemeinsamen Eigentums und der Herstellung. Sie lehnten weltliche Macht, Ämter, Vermögen, Gewalt und Kriege ab. Sie lebten nach Prinzipien der wirtschaftlichen und sozialen Gleichberechtigung mit strengen Regeln in ihren Gemeinschaften. Das wirtschaftliche und soziale Leben des Kollektivs wurde dem des Einzelnen übergeordnet. Aufgrund ihrer radikalen religiösen Ansichten wurden sie in ihren Heimatländern verfolgt und vertrieben. 1526 kamen sie nach Mähren, später in die Westslowakei, die im 16. und 17. Jahrhundert zu ihrem Zuhause wurde. Ihre Anzahl wird auf 20 000 bis 30 000 geschätzt. In die Slowakei wurden die Habaner vom nicht katholischen Adel aus wirtschaftlichen Gründen eingeladen. Die Habaner isolierten sich von der slowakischen Umgebung und lebten in ihren Siedlungen und Höfen, die auch wirtschaftliche, religiöse, ethnische und Erziehungsfunktion hatten.

Nach und nach bewohnten sie viele Orte in der Westslowakei. Sie hielten sich selbst für Deutsche und wurden so auch von den anderen Bewohnern wahrgenommen. Die Herrschaft war mit ihnen zufrieden, da sie bei der städtischen Entwicklung halfen. Auch in der Slowakei gab es allerdings Bemühungen, die Habaner zu vertreiben, aber erfolglos. Im 17. Jahrhundert wurde Sobotište zu einer Metropole der Habaner mit dem Sitz eines Habaner Bischofs. Eine der größten Gruppen der Habaner ließ sich in Veľké Leváre nieder.

Bedeutung der Bezeichnung

Der Ursprung der Bezeichnung „Habáni“ ist unklar und es gibt mehrere Erklärungsversuche dafür. Einerseits könnte „Habán“ eine Verballhornung von „Hannoveraner“ sein, andererseits wird vermutet, dass der Begriff „Habán“ vom deutschen „Haushaben“ abgeleitet wurde. Diese Benennung wurde nicht von ihnen kreiert, sondern von der slowakischen Umgebung. Eine weitere Version geht davon aus, dass das Wort eine Ableitung von „Hafer“ ist. Die Benennung „Habáni“ nahmen die Habaner selbst als ein Schmähwort wahr, heutzutage ist der Begriff neutral, in der Adjektivform wird er mit Qualität in Verbindung gebracht.

Die Habaner und die Handwerke

Die Habaner beherrschten mehr als 30 Handwerke: So waren sie beispielsweise ausgezeichnete Buchbinder, Schmiede, Schuhmacher, Hutmacher, Bierbrauer, Häfner, Töpfer, Müller, Bäcker, Weber, Dachdecker und vornehmlich Keramikerzeuger. Im Handwerk lag eigentlich der Schwerpunkt der Arbeit in ihren Höfen. Den besten Ruf hatten sie als Hersteller ihrer (bemalten) Majolika (Fayence). Typisch waren bemalte Krüge. Für ihre Produktion hatten sie in der Region Záhorie sehr gute Bedingungen (Lagern des Töpfertons, holzreiche Wälder fürs Brennen des Tons, den ungarischen Adel als Abnehmer).

Die Habaner assimilierten sich schrittweise und übernahmen von der einheimischen Bevölkerung nicht nur Sitten und Bräuche sowie die Sprache, sondern auch neue Verzierungselemente und keramische Gestalten.

Hier finden Sie einige deutsche Familiennamen, die sich auf die Habaner zurückverfolgen lassen. Die Forschungsaktivitäten der Autorin betrafen die Stadt Malatzka/Malacky, deshalb werden Familiennamen angegeben, die seit 1895 in Matrikelbüchern in Malacky eingetragen wurden.

Amsler. 1 Berufsname für Amselfänger, bzw. Vogelsteller,2 für die aus der Schweiz Stammenden kann Amsler einen Herkunftsnamen zu dem Weiler Amslen (Pfarrei Wald) darstellen.

Baumgartner. Ableitung von Baumgarten, 1 bezeichnete jemanden, der z. B. am Obstbaumgarten wohnte, einen Baumgarten besaß oder als Obstgärtner tätig war, 2 Herkunftsname zu den von Norddeutschland bis Österreich häufig gleichlautenden Ortsnamen.

Bernhausen. Vermutung: 1 Ortsnamen zu Bernhausen in Baden-Württemberg.

Glatzer. 1 Ableitung von Glatz(e) – Kahlkopf, Glatze, 2 Herkunftsname zu dem Ortsnamen in Schlesien.

Horn. 1 Wohnstättenname für jemanden, der an einem Berg- oder Ufervorsprung wohnte, 2 Berufsname für den Hornverbarbeiter oder -bläser, 3 Herkunftsname zu Ortsnamen in Deutschland oder Österreich.

Iser. 1 Nach Rufname Iser, 2 Übername, der sich auf das verarbeitete Eisen, eiserne Waffe oder Rüstung bezog, 3 Wohnstättenname zu dem Fluss Iser.

Kaufmann. Berufsname für Kaufmann, Verkäufer oder Käufer.

Keller. 1 Benennung des Kellermeisters, Verwalters der Weinberge oder der Einkünfte (an Höfen, Klöstern), 2 benannte jemanden, der in einem Haus mit einem Keller oder einem Kaufladen wohnte, 3 Herkunftsname zu dem Ortsnamen Keller (Deutschland).

Kleinedler. Dieser Familienname besteht aus zwei Teilen: klein (jung, klein), Edler (adlig, edel, ausgezeichnet in seiner Art, herrlich).

Lampl. 1 Nach Rufname Lambrecht, 2 Benennung nach Beruf für einen Schäfer, Fleischer oder Lampenhersteller, 3 Übername für einen gutmütigen Menschen.

Müller. Familienname nach Beruf.

Peller. 1 Ortsname entweder zu Bělá (Pölau) oder Pöla und Poll in Österreich, 2 nach Rufname Baldher.

Pullmann. Vermutungen von mehreren Autoren: 1 Abgeleitet von Pol (der Pole), 2 Wohnstättenname für den, der beim Pfuhl, wassergefüllter Vertiefung, bzw. beim stehenden, unreinen Wasser, Schlamm, wohnte, 3 Herkunftsname zu dem Ortsnamen Puhl.

Schmidt. Berufsname für Schmied.

Springer. 1 Berufsname für Springer, Tänzer, Gaukler, Seiltänzer, 2 Wohnstättenname von Spring (Quelle, Name für jemanden, der an oder bei einer Quelle wohnte), 3 Herkunftsname auf -er zu häufigen Ortsnamen wie Spring, Springe(n).

Stock. 1 Wohnstättenname nach einem Flurnamen, 2 Übername für einen steifen Menschen oder 3 Herkunftsnamen zu den Ortsnamen Stock (Deutschland, Schweiz) oder Stöck (Deutschland).

Stuck. 1 Wohnstättenname in der Bedeutung vom Teil eines Ganzen, eines Stück Landes, Baumstumpf, 2 Übername für einen kleinen, untersetzten Menschen, 3 Berufsübername für Tuchhändler oder Schneider.

Tittel. weist auf Dietel (Koseform von Rufnamen, die mit Diet- beginnen) hin.

Walter. eine Variante des Familiennamens Walther, der aus dem gleichlautenden deutschen Rufnamen entstand.

Winkler. 1 Ableitung auf -er von Winkel (Winkel, (Haus-) Ecke), 2 Berufsname für den Kleinhändler, Inhaber eines Kramladens, 3 Wohnstättenname in der Bedeutung von Winkel, Ecke, abseits gelegener, verborgener Raum, 4 Herkunftsname zu den häufigen Ortsnamen Wink(e)l, Winkeln.

Wirth. 1 Inhaber eines Wirthauses, Gastwirt, 2 Übername, der Ehemann, Hausherr bedeutet.

Wollmann. Berufsname für den Wollbereiter, -arbeiter oder -händler.

Barbora Cholková

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