Fasching in Forberg
In der Faschingszeit wurde in Forberg, wie überall in der Zips, ausgiebig gefeiert. Meist begann das Vergnügen um den 2. Februar. Dieser Tag war ein gesetzlicher Feiertag. Alle Schulen, Ämter und Geschäfte waren geschlossen. Alles war schneebedeckt, frostig, aber fast jedes Jahr schien dazu die Sonne. Bei diesem idealen Winterwetter ging der Ruf „Faschang“ durch das Dorf.
Es war auch oft höchste Zeit, um mit dem Feiern anzufangen, denn in manchen Jahren folgte schon eine Woche nach diesem Feiertag der Faschingssonntag, in Forberg „latzt Faschang“ genannt. Danach blieben nur noch zwei Tage bis Aschermittwoch und da war endgültig Schluss mit der Narretei für ein ganzes Jahr.
Der Höhepunkt war am „latzt Faschang“. Die jungen Burschen hatten sich alle verkleidet („verstallt“, wie es die Oberzipser nannten“). Sie trugen Masken, sehr schön aus Holz geschnitzt und bemalt. Es waren richtige Kunstwerke, die von Jahr zu Jahr pfleglich aufbewahrt wurden. Diese Gestalten zogen dann durch das ganze Dorf. Vorne kam als Erstes das Brautpaar. Die Braut trug eine helle, lieblich lächelnde Maske. In der einen Hand hielt sie einen gestrickten Beutel mit Asche gefüllt.
Hexen- und Teufelsfratzen
Mit diesem Aschesack schlug sie um sich, wenn ihr jemand zu dreist in die Quere kam. Sie ging Arm in Arm mit dem Bräutigam, der ein starres, aber freundliches Gesicht zeigte. Das Gefolge hinter den beiden war ein bunter, lärmend durcheinander wirbelnder Haufen mit Hexen- und Teufelsfratzen. Grimmig dreinschauende Räuber und andere Schreckgestalten waren auch dabei. Dahinter – und zum Teil auch links und rechts den Zug flankierend – kamen alle Dorfkinder. Die Erwachsenen standen als Zuschauer vor ihren Häusern oder guckten aus den Fenstern.
Die Hexen fuchtelten bedrohlich wild mit ihren Besen und blickten die Leute mit ihren erstarrten Grimassen furchterregend an. Auch die Teufel flitzten hin und her und haben manchem Kind einen Schrecken eingejagt, wenn ihm plötzlich eine grausige, diabolische Fratze von ganz nahe knurrend ins Gesicht glotzte. Die Kinderschar stob dann mit großem Geschrei auseinander und manches von ihnen schrie laut um Hilfe – „Rettong“ wie es auf Potoksch hieß – wenn ihm dann ein Teufel mit einigen Sprüngen nachsetzte.
Krapfen und Palatschinken
Das Brautpaar schritt von Haus zu Haus und wurde gut beschenkt. Es bekam Speck, Wurst, Eier, Schinken und manchmal auch Geld, und alles wurde schön in Körbe gepackt. Am Schluss brachte man die Lebensmittel in die Rockenstube und die Mädchen holten noch Krapfen dazu.
Dort setzte dann gegen Abend eine rege Tätigkeit ein. Es wurde auf dem Herd gebrutzelt und gebraten, gekocht und auch Palatschinken gebacken. Dank der reichhaltigen Geschenke war genug zu essen da. Die Burschen zählten das vorhandene Geld, dann wurde noch etwas zusammengelegt und vom „Gewölb“ schnell Getränke geholt.
Anschließend wurde gegessen, getrunken, gesungen, getanzt und gelärmt. Die Mädchen und Burschen waren heiter, lustig und ausgelassen bis in die Nacht hinein. Viele Wochen danach wurde noch lachend und mit Freuden über die Faschingserlebnisse von Jung und Alt erzählt.
Julie Roth
(aus „Sitten und Bräuche der Karpatendeutschen“, Stuttgart, 2000)