Bei der Gedenkfeier in Hainburg

Gedenken in und bei Preßburg: Die Gemeinschaft pflegen

Die Covid-Krise hat das Leben der Menschen wohl in der ganzen Welt verändert und auch uns vor einige unangenehme Probleme gestellt. Besonders hart hat uns betroffen, dass wir unsere so beliebten Veranstaltungen streichen mussten. Aber wenn man ein wenig darüber nachdenkt, kann man darin auch einige positive Verweise finden.

Nach der eher schwachen Erleichterung haben wir unsere Begegnungsstätte wenigstens für einen Tag pro Woche (Donnerstag) geöffnet und wir waren freudig überrascht, dass einige unserer „Treuesten“ die letzten schönen Sommertage im Garten gesessen sind, um zu plaudern. Man konnte die Freude über diese neuerlichen Zusammentreffen an ihren Gesichtern ablesen. So wurde uns in der Region bewusst, wie wichtig es ist, die Gemeinschaft zu pflegen.

Dann haben sich auch unsere Landsleute aus Österreich gemeldet und wir mussten feststellen, dass sie von den gleichen Problemen wie wir betroffen sind. Gleiche Probleme und Sorgen führen die Menschen zusammen. So hat uns auch diese schwere Zeit enger zusammengeschweißt. Mit „unseren Österreichern“, wie wir sie zu nennen pflegen, gibt es ja seit Jahrzehnten eine gute Zusammenarbeit. Wir haben sie bei ihren Veranstaltungen besucht, haben uns an so manchen Treffen in Hainburg, in Wien und anderen Orten beteiligt und bei unseren Festlichkeiten hatten sie immer ihren Ehrenplatz. Beim letzten Besuch unserer Freunde Stephan Saghy und Pater Alois Sághy von der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich Ende des Sommers haben sie uns eingeladen, an ihren Gedenken an die verstorbenen Landsleute und die Vertreibung der Deutschen aus der Slowakei, insbesondere der Bewohner der Schüttinsel und Preßburgs, teilzunehmen. Diese Einladung haben wir gerne angenommen.

Bei der Gedenkfeier in Hainburg
Bei der Gedenkfeier in Hainburg.

Gedenktag

So fuhr am Morgen des 28. Oktober eine kleine Gruppe aus Preßburg nach Hainburg. Die Region vertrat ihr Vorsitzender Michael Stolár und die Ortsgruppe ihre Leiterin Judita Kubincová. Es kam zu einer außerordentlichen Begrüßung vor dem Hainburger Friedhof mit unseren Landsleuten aus Österreich. Nach langer Trennung folgten Umarmungen, Händeschütteln, Wiedersehensfreude. Unsere Landsleute haben die Gedenkfeier hervorragend vorbereitet. Am Friedhof gedachten wir in einer Andacht, geleitet von Mag. Othmar Posch von der römisch-katholischen Pfarrgemeinde in Hainburg, der Opfer des letzten Weltkrieges und der Vertreibung aus der Slowakei.

Wir begannen mit dem Lied „Herr, ich bin dein Eigentum“ und der Vorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft, Herr Karl Putz, verlas Bibelzitate. Er sprach vom Leid der Betroffenen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Mit einem Marienlied endete diese Andacht. Danach fuhren wir auf den Braunsberg oberhalb von Hainburg, um uns mit den noch wenigen Zeitzeugen aus dieser schweren Zeit bei dem im Jahr 1980 errichteten Gedenkstein zu erinnern.

Anschließend ging es zum „Brucker Kreuz“ direkt an der österreichisch-slowakischen Grenze, wo man die Brucker 1945 aus dem Internierungslager in der Patronenfabrik zu Fuß nach Österreich getrieben hat. Dieser Gedenktag war eine Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse der Nachkriegszeit, aber auch Mahnung zur christlichen Gesinnung und Vergebung. Nur auf diese Weise können die Erinnerungen an diese für uns so schmerzlichen Gegebenheiten aufgearbeitet werden. Dieser Tag der Besinnung und des Gedenkens war für uns, die wir daran teilnehmen durften, ein Tag der Erkenntnis und Ansporn, in unseren Bemühungen um den Erhalt unserer bisher so wunderbaren Gemeinschaft nicht müde zu werden und Menschen zu finden, die uns in dieser langjährigen freudigen Arbeit unterstützen.

Beim Denkmal in Engerau
Beim Denkmal in Engerau.

Totengedenken in Pressburg

Eine kleine Gruppe Vertreter der Preßburger Region unter Leitung ihres Vorsitzenden Michael Stolár gedachte am 31. Oktober auf dem Soldatenfriedhof in Engerau/Petržalka der Opfer des Ersten Weltkrieges. Dieser Friedhof nahe der Grenze zu Österreich wurde 1916 als Teil einer militärischen Krankenstation angelegt und umschließt 331 Gräber von Soldaten verschiedener Nationalitäten – alles Opfer des unsinnigen Ersten Weltkrieges, die in den Jahren 1916 bis 1918 im Garnisonsspital in Preßburg und Abteilungskrankenhaus in Kittsee/Kopčany starben.

Der Friedhof verfiel seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und nach der kommunistischen Machtübernahme 1948, da er sich im unzugänglichen Grenzstreifen befand. Erst 2008 wurde er nach Art amerikanischer Soldatenfriedhöfe mit regelmäßigen Reihen weißer Kreuze wieder aufgebaut. Die Inschrift am zentralen Kreuz spricht von der Sinnlosigkeit der Kriege: „Halt an, Pilger, verkünde denen, die uns gesandt haben, dass wir hier liegen, wie es uns die Gesetze befohlen haben.“

Am Denkmal in Theben-Neudorf
Am Denkmal in Theben-Neudorf.

Am darauffolgenden Tag, dem 1. November, gedachte die Gruppe von Vertretern der Preßburger Region auch der Opfer des Massakers an deutschen Kriegsgefangenen in Theben Neudorf/Devínska Nová Ves. Am 10. Juni 1945 hielt am dortigen Bahnhof ein sowjetischer Kriegsgefangenentransport mit deutschen Soldaten, denen ein langer Weg in die sowjetischen Gulags bevorstand. Vor jedem Waggon standen Wachen, da erschallte ein Schuss und ein sowjetischer Soldat fiel tot auf die Gleise. Alle 42 deutschen Soldaten mussten vom Zug aussteigen, wurden gnadenlos erschossen und in einem Massengrab unweit des Bahnhofes verscharrt. An der Landstraße zwischen dem Stadtteil Theben-Neudorf und Thebner See/Devínske Jazero steht seit dem Jahre 2008 ein zweisprachiger Gedenkstein, der an diese Opfer des Krieges erinnert.

Rosi Stolár-Hoffmann