Gold im Blut – Patrik Blažek ist Weltmeister im Goldwaschen
Sein Herz pochte wie vor einer Klausur, er saß jedoch nicht in der Schulbank. Ihm stand ein anderer Test bevor. In seiner Hand hielt er eine schwarze Goldwaschpfanne. Daneben ein Metallbehälter mit Wasser und ein Eimer voller Sand, in dem echte Goldkörnchen versteckt sind. Patrik Blažek hatte keine Ahnung, wie viele von ihnen dort waren.
Das wussten nur die Organisatoren und die Schiedsrichter. Doch er wusste, dass er sie alle so schnell wie möglich finden muss – auf die klassische Weise, wie die Goldgräber dies seit Jahrhunderten tun. Vierhundert Goldsucher trafen sich im August im tschechischen Nový Knín, um am Finale der 28. Goldwasch-Weltmeisterschaft teilzunehmen. Patrik Blažek trat in der Junioren-Kategorie an.
Er blickte neben sich: ein Italiener, ein Pole, ein Tscheche, ein Österreicher… Er kannte sie bereits aus dem Halbfinale. Nur neun von über zwanzig Altersgenossen hatten es ins Finale geschafft. Er beruhigte sich und konzentrierte sich nur noch auf den Startbefehl. Als er ihn hörte, dachte er an nichts anderes mehr, lud den Sand in die Goldwaschpfanne und bewegte sie im Wasser vorsichtig, aber schnell genug. Einmal, zweimal, dreimal. Und wieder. Der Sand verschwand bei jeder Bewegung, bis der Eimer leer war und kaum noch etwas in der Goldwaschpfanne übrigblieb. Der Rest war außerordentlich kostbar.
Er sollte alle Goldflitter enthalten, die vierzehn Mal schwerer als Sand sind und deswegen immer unten bleiben. Er musste die Goldwaschpfanne nur noch ein wenig kippen, um das Wasser und den Rest des kleinen Sandes mit einer sanften Bewegung wegzuspülen. Die gelb glänzenden Stücken hatte er schon gesehen. Dann übertrug er sie vorsichtig in ein vorbereitetes Röhrchen mit sauberem Wasser und zählte sie: eins, zwei, drei … zehn! Er stoppte den Timer. Zwei Minuten und zwanzig Sekunden. Er hob die Hand, um der Jury mitzuteilen, dass er fertig war.
Erst dann streckte er sich und sah seine Gegner an. Einige waren noch immer über das Wasser gebeugt, aber bald hielten auch sie die Hände hoch. Es war vorbei. Noch kannte niemand das Ergebnis. Obwohl die Zeit beim Goldwaschen gezählt wird, wird für jedes verlorene Goldstück eine Strafe von drei Minuten erhoben. Unendlich scheinende Momente des Wartens folgten. Nach einer Weile stand es auf der Anzeigetafel: Er war Weltmeister!
Patrik Blažek hat definitiv Gold im Blut
Derzeit lebt er mit seinen Eltern in Priwitz/Prievidza, stammt aber aus dem nahe gelegenen Malinová – auf Deutsch Zeche oder umgangssprachlich Cach. So wurde dieses Dorf bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs genannt. Und es ist bekannt, dass in dessen Umgebung mehrere Jahrhunderte lang Gold gefördert wurde. Der Ort wurde von deutschen Siedlern gegründet, die großen Experten für den Abbau von Edelmetallen waren.
Die ersten Daten zu Goldfunden in dieser Gegend stammen aus dem 17. Jahrhundert. Aber wahrscheinlich wurde hier seit dem 13. Jahrhundert Gold gewaschen. Das erfuhr Patrik Blažek alles als kleiner Junge von seinem Großvater Ladislav Páleš, bei dem er immer seine Ferien in Zeche verbrachte. Gemeinsam spazierten sie an Orte, an denen noch Überreste des Goldwaschens zu sehen sind, wie Kanäle, über die das Wasser umgeleitet wurde, oder ganze Flächen mit vom Wasser geformten Steinen.
Patriks Großvater konnte mitreißend über seine Vorfahren sprechen, die alten Goldwäscher. Der Junge interessierte sich besonders für das Thema und fragte, ob man dort noch immer Gold finden könne. Der Großvater bejahte dies, meinte aber, dass es sich nicht mehr lohne. Man könnte das Goldwaschen aber mal ausprobieren.
Ein großer Traum wird wahr
Als Patrik Blažek gerade einmal zehn Jahre alt war, hatte er schon alles Mögliche im Internet über das Goldwaschen herausgefunden – auch, dass es Wettbewerbe im Goldwaschen gibt und welche Pfannen dabei verwendet werden. Mit Zustimmung seiner Eltern bestellte er schließlich online seine erste Goldwaschpfanne. Auch der Großvater war neugierig und so machten sie sich auf den Weg zum Gold. Sie wählten den Fluss Chvojnica, der durch das Dorf fließt. Sie luden Kies und Sand in die Goldwaschpfanne. Wie in den Filmen über Goldsucher versuchten sie das Material in dem fließenden Wasser zu waschen. Und das war der Moment, in dem Patrik zwei winzige, weniger als einen Millimeter große Flitter entdeckte. Es war ein großer Erfolg, der den jungen Goldwäscher ermutigte.
Der erste Wettbewerb
Nach einem Jahr nahm er am ersten Goldwasch-Wettbewerb teil. Er fand in Kremnitz/Kremnica statt und Patrik belegte in seiner Altersklasse den fünften Platz. Vor allem aber sammelte er neue Erfahrungen. Er bewunderte, dass viele Menschen sich dem modernen Goldwaschen widmen. Weltweit. Er sah ihnen zu, wie sie mit der Pfanne im Wasser arbeiteten, versuchte sie nachzuahmen und probierte es selbst aus. Während der Saison macht er sich auch heute noch mindestens einmal pro Woche auf die Suche nach Gold.
Der Traum vom Gold
Das größte Goldstück, das er jemals gefunden hat, ist drei Millimeter groß. Aber vielleicht erscheint eines Tages ein größeres Nugget. Aber es ist eher ein Traum. „In den letzten fünf Jahren, in denen ich in Zeche herumgereist bin, habe ich Gold mit einem Gewicht von nur zwei Zehntel Gramm gewonnen“, sagt der junge Goldwäscher. Heute könne man mit dem Goldwaschen nicht mehr reich werden. Zuhause hat er noch mehr Goldkörner, die er in dutzenden Wettbewerben gewonnen hat. Ihr Gewicht beträgt 3,5 Gramm. Die kann er behalten. Darüber hinaus gewann er 25 verschiedene Auszeichnungen, Pokale, Medaillen, Plaketten und Urkunden.
Nun ist die wertvollste Goldmedaille hinzugekommen – die des Weltmeisters. Darüber hinaus kann er stolz darauf sein, dass er 2017 der internationale Juniorenmeister von Österreich und Polen wurde. Letztes Jahr gewann er auch den ersten Platz in Nový Knín bei den tschechischen und slowakischen Meisterschaften. Seit drei Jahren verwendet er eine professionelle Goldwaschpfanne zum Schwenken, die viel flacher und mehrmals gerillt ist. Goldsucher nennen sie auch „CD“.
Auf der Suche nach dem Edelmetall
Schürfarbeiten auf der Suche nach Gold fanden in der Nähe von Deutsch Proben/Nitrianske Pravno oder Nickelsdorf/Poruba statt, jedoch mit geringem Ergebnis. Einer der größten Orte für das Goldwaschen in der Slowakei befand sich zwischen Fundstollen/Chvojnica und Zeche. In Fundstollen gab es auch Versuche, über einen Stollen nach der ursprünglichen Goldader zu suchen, um das Edelmetall wie in Kremnitz unterirdisch abzubauen, doch die Versuche scheiterten.
In Zeche wurde Gold nur durch Goldwaschen gewonnen. Genaue Aufzeichnungen über die Menge des so erhaltenen Goldes gibt es nicht. Es wird geschätzt, dass es ungefähr 700 Kilogramm gewesen sein könnten. Es war aber ein außergewöhnlich hochwertiges, reines Metall. Möglich soll außerdem sein, dass sich Gold aus Zeche auch in den Kronjuwelen von Kaiserin Maria Theresia befindet.
„In den letzten Jahren sind mehrere Einwohner von Zeche beim Graben von Brunnen auf verschüttete, überflutete Stollen gestoßen. Sie glauben also, dass unter dem Dorf Gold abgebaut wurde. Es ist zwar wahr, dass die alten Bergleute Stollen gebaut haben, aber um einfacher an die Anschwemmung zu gelangen. Sie mussten Kies und Sand herausbefördern und dort waschen“, verrät Patrik.
Er ist zwar im August während der Weltmeisterschaft erst fünfzehn geworden, weiß aber schon, was er nach der Schule machen möchte. Ihm wurde geraten, nach der Grundschule auf das Gymnasium zu gehen, aber er möchte lieber die Flugtechnische Mittelschule besuchen. So bald wie möglich will er Abitur machen, Geld verdienen und so seine Eltern teilweise entlasten. Denn sie finanzieren seine Reisen zu den Goldwasch-Wettbewerben. Und danach? Danach will Patrik Blažek Geologie studieren.
Mgr. Edita Grossová im Auftrag von Mgr. Pavol Remiaš
Fotos: Mgr. Pavol Remiaš und Patrik Blažek