Corona Verweis

Heuriger Oster- und Pfingstverweis

Die Einwohner unseres Landes haben in der Oster- und Nachosterzeit eine entscheidende Probe glänzend bestanden. Nur wenige gibt es unter uns, die von sich behaupten könnten, dass sie nicht auch einmal geschimpft oder gemeckert hätten. Das ist nicht von Belang. Worauf es ankam, das haben wir alle getan: Wir haben an uns gearbeitet, Disziplin bewahrt und keinen Augenblick vergessen, worum es geht. Mit diesen Tugenden haben wir die Einschränkungen zu und nach Ostern hingekriegt und Corona gemeinsam mit Erfolg die Stirn geboten.

Machen wir uns aber nicht zu viel vor, denn noch ziehen die Wehen sowohl über unser Land, als auch über unseren gequälten Erdteil. Aber wir können getrost sagen; hier wird gewiss eine bessere Welt geboren.

„Wes des Herz voll ist, des geht der Mund über“

Wir Karpatendeutschen sind eben aus ganz anderem Holz geschnitzt als so manche vielleicht vermutet haben. Klug und einsichtig, realistisch denkend und mit beiden Füßen auf der Erde. Wenn uns mal etwas nicht gefällt oder gegen den Strich geht, dann wird nicht herumgemeckert, dann schimpft man höchstens mal. Das ist nicht so schlimm, weil man so Luft schafft und schnappt.

Es kommt darauf an, dass Quell und Wert jeder Tat nicht auf der Zunge beruht, sondern dem Herzen. Worte sind meistens ineffektiv, wenn sie eine Botschaft übermitteln sollen, die nicht von Herzen kommt. Den Schlüssel zu jeder guten oder bösen Tat hält jeder in seiner Hand. Nun ja, Martin Luther vermag mit seinem berühmten Spruch recht behalten: „Wes des Herz voll ist, des geht der Mund über“.

Immer auferstehende Dreifaltigkeit

Als Christenhaben wir das größte Christenfest meist in Stille und Gebeten verbracht. Das Fest der Aufopferung und der Auferstehung des Herrn, der für uns sein Kreuzopfer auf sich genommen hat und mit seinem Blut auch unsere Sünden wegwischte. Nach dem Tod folgte aber die Auferstehung – die Auferstehung der ganzen Dreifaltigkeit, die jeder im Herzen trägt: Glaube, Hoffnung und Liebe. Es liegt an jedem selbst, wie er seinen Teil dieser uns auferlegten Prüfung weiter meistern und hinkriegen wird. Dies ist der wahre Verweis dieser Tage.

Nach jedem Dezember kommt wieder ein Mai

Mit Recht können wir stolz behaupten: Wir haben bestanden und den größten Wert und Reichtum unserer Herzen herausgeholt und zum Tragen gebracht. Dies erfüllt uns mit der Frühlingshoffnung, die herrlich im Refrain des aufmunternd lautenden ewig grünenden Liedes klingt: „Nach jedem Dezember kommt wieder der Mai.“

Der Mai ist gewiss der schönste Monat des Jahres. Seine Schönheit beruht jedoch nicht nur auf dem wunderschönen Mosaik aus herrlich duftenden Blumen, die überall zu sehen, zu riechen und zu spüren sind. Die wahre Schönheit des Monats Mai beruht gerade darin, die Kraft des neu gebärenden Lebens mit allen Sinnen zu verspüren.

Der Mai wird meistens als Monat der Liebe betrachtet, also der größten und meist begehrten Kraft des Lebens. Doch sie ist nicht bloß eine pure Kundgebung unserer Empfindungen, unserer Gefühle, unseres Tuns und unseres Denkens; sie vermag tatsächlich im guten Sinne des Wortes auch unsere Beziehungen untereinander erheblich zu verbessern. Sie ist die herrlichste und zugleich ehrwürdigste Offenbarung unserer Gefühle, unserer Taten und unseres Denkens, vor allem in diesen schwierigen Corona-Zeiten.

Pfingsten – Schnittpunkt unsres Wiederbelebens

Es gibt aber auch in diesen Zeiten und auf dem Marsch eines Volkes in eine helle Zukunft Augenblicke, in denen alle stillstehen, um Umschau zu halten. An einem solchen Schnittpunkt befinden wir uns heute. Wir sehen vor uns die goldenen Brücken, die sich zu dieser Stunde zwischen dem Allmächtigen und uns spannen. Fast haben wir das Gefühl, als könnten wir uns die Hände reichen, so wenig Entfernung liegt jetzt noch zwischen uns. Es gibt niemanden unter uns, der sich dem starken Zauber einer solchen seelischen Verbundenheit entziehen könnte oder vielleicht wollte.

Ein herrliches geistliches Zeugnis gibt davon auch ein feierlicher Tag der christlichen Kirche, der wir alle angehören. Diesen Tag feiern wir als christliche Gemeinschaft unter der Bezeichnung Pfingsten.

Weg zur Freude mit Kraft Gottes

Es ist ein Grund zur Freude, da Gott kraft seines Geistes auch uns Karpatendeutschen ermöglicht, in unsere wahre Heimat, nämlich in und zu sich, zurückzukehren.

Der Heilige Geist steigt heute in unsere Leben hinein, schiebt das Corona-Ungeheuer zur Seite, bringt in unsere Beziehungen und in unser Denken und Handeln ein heilendes Licht, um uns zu befreien und ein neues wahres Leben zu gewinnen. Alles für die Apotheose der Liebe Gottes, denn nur ihre Macht hat es geschafft, sich auf unsere Seite zu stellen und unser Schicksal zu ändern.

Vom Hoffnungsschimmer zum Segensbringer

Wir leben derzeit nicht nur in der Corona-Krise, nein, wir haben es auch schon mit einer daraus folgenden anscheinend nie dagewesenen großen Wirtschafts- und Finanzkrise zu tun. Es sind nicht etwa die marode Wirtschaft oder aber die auf schlechten Wirtschaftsbeziehungen beruhenden Ursachen, die diese Krise entfachten. Nein: Menschliche Unersättlichkeit und Arroganz sind ihre wahren Urheber.

Lassen wir uns von der Geschichte beraten, beraten nicht täuschen. Nehmen wir die Macht des Heiligen Geistes, der Werte Gottes, des neuen Lebens und der Gnade mit Hirn, Herz und Hand an.

Machen wir gemeinsam mobil gegen die menschliche Arroganz und Täuschung, die solche bitteren Früchte wie die Corona-Krise und ihre Folgeerscheinungen hervorbrachten.

Schlussfolgerung

Ein Band der Liebe umschlinge uns in diesen Stunden. Über Zeit und Raum hinweg reichen wir uns die Hände, so weit voneinander getrennt und doch einander so nahe. Wir schauen gläubig und voll Vertrauen in die Zukunft. Die kommende helle Zeit strahlt uns, wie der Dichter sagt, in göttlicher Ferne an. Es fordert Mühe, Schweiß und Opfer von uns, aber eines Tages wird sie kommen.

Möge der Allmächtige uns alle in seinen gnädigen Schutz nehmen. Vor Gott und vor den Menschen bekennen wir, dass wir nicht ablassen wollen von Glauben und Arbeit, bis für uns alle bessere Zeiten anbrechen und wir Corona und die darauf folgenden wirtschaftlichen Krisenerscheinungen überwinden werden. Dabei wird uns der Allmächtigste schon führen. Dies sei unser Bekenntnis zum Oster- und Pfingstverweis des Jahres 2020.

Oswald Lipták