Hugo Portisch verstorben
Einer der großen Söhne Preßburgs, Hugo Portisch, ist am 1. April in Wien gestorben. Geboren ist er am 19. Februar 1927 in Preßburg, wo seine Eltern Emil und Heidi Portisch seit 1920 lebten. Sein Vater wurde 1920 Redakteur und ab 1924 war er Chefredakteur der 1764 erstmals erschienen Preßburger Zeitung – bis sie 1929 eingestellt wurde.
Seine Schulzeit verbrachte Hugo Portisch in Preßburg. Über diese Zeit hat er einige Wochen vor seinem Tod in einer Videoaufnahme für das Österreichische Kulturforum beeindruckend berichtet:
Hugo Portischs Eltern verließen Anfang 1945 das Land und kehrten zu den Verwandten nach St. Pölten zurück, während Hugo noch immer das deutsche Gymnasium in Preßburg besuchte. Um nicht zur Wehrerziehung beziehungsweise zur Waffen-SS einberufen zu werden, engagierte er sich bei der Freiwilligen Feuerwehr, die ihn angesichts der ständigen Bombenabwürfe im letzten Kriegsjahr und der daraus entstandenen Brände als Freiwilligen sehr gut brauchen konnte.
Abitur und Studium
Eigenen Angaben nach erhielt er sein Reifezeugnis nach einem noch nicht beendeten Abiturlehrgang ohne formale Prüfung am 4. April 1945, nur wenige Stunden bevor die Rote Armee in die Stadt einmarschierte. Portisch fuhr gleich daraufhin zu den Eltern nach St. Pölten. Die Absicht, nach Preßburg zurückzukehren, erwies sich für Hugo Portisch und seine Eltern als nicht realisierbar; obwohl Vater Portisch Demokrat gewesen war.
Hugo studierte dann an der Universität Wien Geschichte, Germanistik, Anglistik und Publizistik und schloss 1951 das Studium als Dr. Phil. ab. In den Jahren 1958 bis 1967 war er Chefredakteur des „Kurier“, ab 1968 Chefkommentator des Österreichischen Rundfunks, von 1973 bis 1978 Korrespondent für den „Kurier“ und den ORF in London. Nach der Rückkehr nach Österreich stellte er als weltpolitischer Kommentator des ORF eine Reihe von TV-Dokumentationen her.
Seine Bücher
Bekannt wurde Hugo Portisch auch durch seine Bücher und die daraus resultierenden Fernsehsendungen. Weltpolitisches wie „Friede durch Angst“ (1969) und „Die deutsche Konfrontation“ (1974) wurden große Erfolge. Überaus erfolgreich wurden die Bücher und Fernsehserien „Österreich I“ (1989) und „Österreich II“ (1981–1995), in denen er die Geschichte der Ersten und Zweiten Republik allgemein verständlich sehr anschaulich darstellte.
Durch seine Art, komplizierte politische und wirtschaftliche Zusammenhänge auch für interessierte Laien verständlich zu erklären, wurde er zu einem der bedeutendsten Journalisten in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg.
Hugo Portisch war auch ein anerkannter Spezialist für Pilze. Mit seiner Frau hat er ein Buch übers Pilzesuchen veröffentlicht und präsentierte den ORF-Film aus der Dokumentations-Reihe Universum „Das geheimnisvolle Leben der Pilze“.
Hugo Portisch stand bis zuletzt in der Öffentlichkeit und starb nach kurzer Krankheit am 1. April 2021 im Privatkrankenhaus Rudolfinerhaus in Wien.
O.P.