Humanitäre Brücke Oberfranken-Transkarpatien
Die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland liefert seit Kriegsbeginn im Rahmen ihrer Hilfsaktion „Humanitäre Brücke Oberfranken – Transkarpatien“ dringend benötigte Hilfsgüter in die westukrainische Region und hat auch von dort Evakuierungen von geflüchteten Frauen und Kindern durchgeführt.
Es wurden bereits mehr als 70 Paletten gespendeter Hilfsgüter mit Unterstützung der Spedition Maisel in die Westukraine gebracht. In der regionalen Hauptstadt Uschgorod konnte sich nach einem kürzlichen Besuch des Projektleiters, Dr. Marco Just Quiles, nun auch eine größere Delegation der Stiftung unter Leitung des Stiftungsratsvorsitzenden Hartmut Koschyk ein Bild der Lage vor Ort verschaffen.
Vor Ort arbeitet die Stiftung mit dem Humanitären Koordinationszentrum der Stadt Uschgorod zusammen, das die Hilfsgüter in Transkarpatien, aber auch in der ganzen Ukraine verteilt. Seit kurzem beschäftigt die Stiftung Verbundenheit einen lokalen Mitarbeiter, Oleksander Chabanov, einen durch den Krieg arbeitslos gewordenen Deutschlehrer.
Nach der Umladung der Hilfsgüter wurde die Delegation vom Bürgermeister der Stadt Uschgorod, Bohdan Andriyiv, und Mitgliedern des Stadtrates und der Stadtverwaltung im Rathaus empfangen.
Die hunderttausend Einwohner zählende Stadt Uschgorod beherbergt und versorgt derzeitig 50.000 Binnenflüchtlinge. Es fehle besonders an Nahrungsmitteln und Medikamenten. Deswegen sei die Hilfe aus Oberfranken eine wichtige Stütze, so Andriyiv. Im Gegensatz zu anderen Grenzregionen verbleiben die meisten Binnenflüchtlinge in der Stadt: „Uschgorod ist für viele Binnenflüchtlinge die vorläufige Endstation. Deswegen sind unsere städtischen Notunterkünfte kritisch überfüllt. Wir stoßen bei der Nahrungsmittel- aber auch der medizinischen Versorgung an unsere Grenzen. Diese Situation wird sich bei einer Intensivierung der Kampfhandlungen in den Kriegsgebieten der Ukraine weiter verschlimmern.“
Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk bedankte sich bei Bürgermeister Andriyiv für den herzlichen Empfang in dieser schrecklichen Kriegssituation. Die humanitäre Notsituation verlange eine schnelle und pragmatische Hilfe, besonders vor Ort. Die Stiftung baue auf ein breites Netzwerk an Partnern in Deutschland und in der Ukraine. Aufgrund ihrer Tätigkeit als Mittlerorganisation für die deutsche Bundesregierung im Rahmen der Förderung der deutschen Minderheiten in der Ukraine, stehe man sowohl mit den lokalen Partnern in der Ukraine aber auch mit verschiedenen Bundesministerien im Kontakt.
Koschyk zeigte sich zuversichtlich, dass die derzeitigen Gespräche mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat sowie dem Auswärtigen Amt eine gezielte Hilfe ermöglichen werden.
Die anwesenden Repräsentanten des Humanitären Koordinationszentrums der Stadt Uschgorod, Alla Chernobuk und Arsen Melkumyan, schilderten die aktuelle Versorgungssituation in den vom Zentrum eingerichteten Hilfsunterkünften. Es fehle an Lebensmitteln, darunter vor allem haltbaren Lebensmittelkonserven und Babynahrung. Aber auch Hygieneartikel und Medikamente werden dringend gebraucht.
Empfang im Krankenhaus
Im Anschluss an das Treffen im Rathaus wurde die Delegation im städtischen Krankenhaus von Chefarzt, Herrn Dr. Iwan Kurach, empfangen. Die Versorgung vieler Kriegsflüchtlinge, von denen viele auch mit schweren Erkrankungen behandelt werden müssen, sei zunehmend komplizierter. Besonders dringend benötigte Medikamente seien schmerzlindernde und blutstillende Arzneimittel. Gezielte Spenden aus Deutschland seien daher sehr willkommen.
Chefarzt Dr. Kurach bedankte sich für die Bereitschaft der Stiftung, einen baldigen Hilfstransport mit medizinischen Hilfsgütern zu organisieren. Im Anschluss an die Krankenhausführung übergaben Koschyk und Just Quiles mehrere Kisten mit Medikamenten und Verbandsmaterial.
Gespräche mit Vertretern der deutschen Minderheit
In einem weiteren Gespräch mit Vertretern der deutschen Minderheit aus Transkarpatien erläuterte die Leiterin der Organisation „Deutsche Jugend Transkarpatiens“, Julia Taips, die Situation in der Region Mukatschewo. Mit ihren Organisationsstrukturen helfe seit Kriegsbeginn auch die deutsche Minderheit, Kriegsflüchtlinge zu versorgen. Wie auch die Stadt Uschgorod ist Mukatschewo ein Zielpunkt für Flüchtlinge aus der ganzen Ukraine. Besonders dramatisch seien die vielen Transporte mit Waisenkindern, die in die Stadt kommen. Die „Deutsche Jugend Transkarpatiens“ kümmert sich in Absprache mit der Stadt um die Versorgung und Unterbringung dieser Kinder.
Sehr kritisch ist die Lage im überregionalen Kinderkrankenhaus: Es fehle an Medikamenten und viele schwerwiegende Erkrankungen können in der derzeitigen Lage nicht ausreichend behandelt werden. Auch hier sagte die Stiftung Verbundenheit zu, Möglichkeiten einer konkreten Hilfe so schnell wie möglich zu prüfen.
Um den Besuchern aus Oberfranken einen weiteren Einblick in die Flüchtlingshilfe in der Stadt Uschgorod zu ermöglichen, besuchte die Delegation am Ende des Tages das Versorgungszentrum „Eulen-Nest“. Die Leiterin des Deutschen Sprachlernzentrum der Stadt, Dr. Viktoriya Syno, die seit Kriegsbeginn im Koordinationsteam des „Eulen-Nestes“ ehrenamtlich tätig ist, schilderte eindrucksvoll, wie täglich 50.000 Kriegsflüchtlinge in Uschgorod mit dem Nötigsten versorgt werden. Der nächste Hilfstransport wird auch Nahrungsmittel in das „Eulen-Nest“ bringen.
Insgesamt hat der ukrainische Regierungsbezirk Transkarpatien, der mit ca. 1 Million Einwohnern so groß wie Oberfranken ist, derzeit 200.000 Kriegsflüchtlinge aufgenommen.
Stopp in Metzenseifen
Auf dem Rückweg von Uschgorod nach Bayreuth traf die Delegation Herrn Zoltán Tomásch in Metzenseifen/Medzev in der Slowakei von der Firma Rosenberg zum Gespräch. Die Firma Rosenberg stellt seit Beginn der Hilfsaktion der Stiftung Verbundenheit und den Kooperationspartner der „Humanitären Brücke Oberfranken – Transkarpatien“ ihre Fabrik als Zwischenlager zur Verfügung. Im Gespräch mit Werksleiter Tomásch, der auch Vorsitzender des örtlichen Karpatendeutschen Vereins ist, wurden weitere Kooperationsmöglichkeiten besprochen. Die Stiftung Verbundenheit dankt allen Partnern in der Ukraine und der Slowakei sowie den Kooperationspartnern in Oberfranken, aber auch den politischen Unterstützern für die wichtige Zusammenarbeit.
Stiftung Verbundenheit/Red