Usbekistandeutsche

Im Fokus: Die Deutschen in Usbekistan

Wir stellen Ihnen das ganze Jahr über einmal pro Monat eine andere deutsche Minderheit vor. Dabei schauen wir über den Tellerrand in andere Länder. Dieses Mal werfen wir einen Blick nach Zentralasien.

Mit etwa 10.000 Angehörigen ist die deutsche Minderheit in Usbekistan in den vergangenen Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Ende der 1980er Jahre war die deutsche Bevölkerungsgruppe dort noch fünfmal größer.

Die verbliebenen Deutschen Usbekistans leben vor allem in den vier Städten Taschkent, Buchara, Samarkand und Fergana. Dort hat die Organisation Kulturgesellschaft der Deutschen Usbekistans e.V. „Wiedergeburt“ Kulturzentren, die vielfältige Kultur- und Bildungsprogramme anbieten.

Die Arbeit in den Kulturzentren der „Wiedergeburt“ richtet sich besonders an die Jugend. In Fergana fand beispielsweise 2015 ein Tanzfestival statt, bei dem sowohl deutsche als auch usbekische und internationale Tänze zu sehen waren. Im darauffolgenden Jahr wurde ein Theaterfestival der deutschen Sprache organisiert, an dem sich Jugendliche der vier Kulturzentren beteiligten.

Unterstützung aus Deutschland

Seit 1995 unterstützt die Bundesrepublik Deutschland die deutschstämmigen Bürger Usbekistans finanziell mit einer viertel Millionen Euro jährlich. Mit dem Geld erhalten verbliebene Deutsche direkte humanitäre Hilfe und die Kulturzentren werden gefördert.

Mit Unterstützung der deutschen Botschaft Taschkent sowie des Unternehmens „Knauf“ ging beispielsweise das staatliche Kammerorchester Usbekistans für Volksinstrumente „Sogdiana“ mit dem deutschen Stummfilm „Die Puppe“ in Taschkent sowie in den Städten Buchara, Karschi und Termes, Nukus, Urgentsch und Chiwa auf Tournee. Der Film „Die Puppe“ ist das Werk des herausragenden deutschen Regisseurs Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1919. Zu Zeiten der Uraufführung wurde der Stummfilm lediglich von ein bis zwei Musikern musikalisch begleitet.

Usbekistandeutsche
Das Kammerorchester Sogdiana spielte zum deutschen Stummfilm „Die Puppe“ © Deutsche Botschaft Taschkent

Das Orchester „Sogdiana“ begleitete den einstündigen Film durch musikalische Kompositionen aus den unterschiedlichsten Genres der europäischen und usbekischen klassischen Musik sowie der Schlagermusik. Jede musikalische Passage fügte sich dabei in die Handlung des Filmes ein, so dass eine Einheit von Film und Musik entstand.

Geschichtlicher Rückblick

Die Geschichte der vergleichsweise kleinen Minderheit reicht über 150 Jahre zurück. Die Zuwanderer brachten nicht nur die deutsche Sprache und kulturellen Eigenheiten nach Usbekistan, auch heute sind sie in Wissenschaft, Kultur, Landwirtschaft und Industrie aktiv. Die ersten deutschen Siedler in Usbekistan stammten zumeist aus den baltischen Provinzen Russlands. Allerdings sind heutzutage die Meisten der deutschen Volksgruppe im Land Nachfahren der 1941 von der Wolga nach Zentralasien deportierten sowjetischen Staatsbürger deutscher Nationalität.

Usbekistandeutsche Frank Walter Steinmeier
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte im Mai Usbekistan. © Deutsche Botschaft Taschkent

Heute gibt es in der Republik Usbekistan kein Gesetz, dass die Rechte nationaler Minderheiten regelt. Der Begriff „nationale Minderheit“ wird in der Gesetzgebung auch nicht benutzt. Die Maßnahmen der verschiedenen in Usbekistan lebenden ethnischen Gruppen zur Bewahrung ihres kulturellen Erbes werden durch das staatliche Republikanische Internationale Kulturzentrum (Interzentrum) koordiniert. Dieses Interzentrum verbindet auch die Aktivitäten der vier Kulturzentren der Deutschen.

Patricia von Mellenthin

Quelle: aussiedlerbeauftragter.de, koschyk.de, taschkent.diplo.de, agdm.fuen.org