Im Gespräch mit Zuzana Megová
Das Slowakische Institut in Berlin hat vor kurzem einen Leitungswechsel vollzogen. Dessen neue Direktorin, Zuzana Megová, war zuvor langjährige Generaldirektorin im slowakischen Kulturministerium. Sie hat Journalismus studiert, spricht drei Weltsprachen und absolvierte während ihres Studiums mehrere Auslandsaufenthalte in Deutschland. Im Karpatenblatt-Interview berichtet sie über ihre Arbeit in der slowakischen Kulturdiplomatie, die deutsch-slowakischen Beziehungen und die Zusammenarbeit mit der slowakischen Minderheit in Deutschland.
Im September 2022 haben Sie nach 10 Jahren im slowakischen Kulturministerium die Leitung des Slowakischen Institutes in Berlin übernommen. Wie gestaltet sich Ihre Arbeit?
Meine Hauptaufgabe ist es, die Crème de la Crème der slowakischen Kunst und Kultur dem deutschen und, wenn wir über Berlin sprechen, auch dem internationalen Publikum zu präsentieren. Das Slowakische Institut in Berlin hat den Vorteil, dass es in der slowakischen Botschaft untergebracht ist und somit über einen eigenen Ausstellungsraum verfügt, was bei anderen Instituten im Ausland nicht immer der Fall ist. Der größte Teil meiner Arbeit ist die kontinuierliche, ein- bis zweimonatige Vorbereitung der Ausstellungen in den institutseigenen Räumen. Die Hauptaufgabe besteht jedoch darin, slowakische Kunst in deutschen Kulturräumen zu zeigen, vor allem dort, wo sich das deutsche Publikum aufhält und wo es gewohnt ist, hinzugehen. Meine Aufgabe dabei ist es, die Beziehungen zwischen slowakischen Kunst- und Kultureinrichtungen und ihren Pendants in Deutschland anzuregen und zu stärken. Ein kleinerer Teil meiner Arbeit ist auch die Betreuung unserer Landsleute.
Was glauben Sie, mit welcher Art von Kunst wird die Slowakei in den Augen der deutschen Bürger assoziiert?
Wenn ich es zusammenfassen müsste, dann geht es meist um Oper, denn viele slowakische Künstler haben Engagements an den führenden Theatern Deutschlands gehabt. In gewisser Weise verbinden sie aber auch die Volkskultur und zeitgenössisches Design mit der Slowakei.
Wie sieht die Arbeit mit der slowakischen Minderheit in Deutschland aus?
Die Zusammenarbeit mit der slowakischen Minderheit in Deutschland ist wichtig für uns. Das letzte Mal, dass wir in engerem Kontakt standen, war im November, als Frau Präsidentin Zuzana Čaputová Deutschland besucht hat und daran interessiert war, mehr über die Landsleute und die slowakische Schule bei Frankfurt zu erfahren. Das Slowakische Institut bietet keine Slowakischkurse an, aber es gibt drei Lektorate in Deutschland, in Berlin, Köln und in Regensburg.
Sie haben Ihre Karriere im Journalismus begonnen. Wie nehmen Sie die Medienwelt heute wahr? Vermissen Sie diese Arbeit?
Zehn Jahre lang habe ich für die Tageszeitung SME gearbeitet und deshalb lese ich auch heute noch jeden Morgen Zeitungen und schaue auch jeden Abend die Nachrichten. Die Bedeutung der Medien hat mit der Intensität von Falschmeldungen nur noch zugenommen. Da ich aus einer Journalistenfamilie stamme, bin ich für dieses Thema sensibilisiert und ich denke, dass der Wert von seriösem und hochwertigem Journalismus noch nie so hoch war wie heute. Meiner Meinung nach ist es absolut entscheidend, sich auf die Medienerziehung für gefährdete Zielgruppen zu konzentrieren. Leider kann ich die Abschaffung der Rundfunkgebühren bei uns nur schwer nachvollziehen, denn sie haben die finanzielle Unabhängigkeit der Medien garantiert. Die Medien sind in erster Linie die Wächter der Demokratie und wenn ihre Finanzierung untergraben wird, ist auch die Freiheit der Medien bedroht.
In dem Grußwort auf der Webseite Ihres Institutes sprechen Sie von „Stärkung der Demokratie, Vertrauen in Institutionen, kritischem Denken (…)“. Wie wollen und können Sie diese Ziele erreichen?
Kulturdiplomatie kann auch dort Türen öffnen, wo schwierige politische Verhandlungen ein Problem nicht lösen können. Das ist keineswegs neu, schon in der Vergangenheit haben sich große literarische Werke mit Themen wie Krieg, Frieden oder dem Umgang mit Macht beschäftigt. In den Werken der Klassiker sind solche Themen immer präsent und können große Botschaften vermitteln und der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Durch die Aussagen solcher Kunstwerke, kann man das kritische Denken fördern und Antworten auf viele Fragen finden, mit denen wir auch heute noch auf gesellschaftlicher Ebene zu kämpfen haben.
Was ist Ihre Vision für eine erfolgreiche Präsentation der slowakischen Kultur und Kulturdiplomatie in Deutschland und im Allgemeinen?
Die Kulturdiplomatie in Berlin war schon immer auf einem hohen Niveau. Bislang ist es jedoch nicht gelungen, die Slowakische Philharmonie in der Berliner Philharmonie unterzubringen. Mein Traum wäre es, dass mein Aufenthalt in Berlin dazu beiträgt. Mein zweiter Traum wäre, dass meine Bemühungen dazu führen, dass die Slowakei Ehrengast auf der weltberühmten Frankfurter Literaturmesse ist. Jedoch müssen wir genügend Übersetzungen in die slowakische Literatur vorweisen und somit auch Lektorate unterstützen. Das ist eine schwierige und langjährige Aufgabe.
Im Jahr 2023 feiern wir 30 Jahre deutsch-slowakische Beziehungen. Wie bewerten Sie diese aus der Perspektive der Kulturdiplomatie?
Ich denke, dass die deutsch-slowakischen Beziehungen gut funktionieren und von hoher Qualität sind. Sie wurden vor allem von meinen Vorgängern geschaffen. Nach meiner Ankunft habe ich zusammengefasst, was in diesen 30 Jahren erreicht wurde; es gab schöne Ereignisse wie das Konzert von Edita Grúberová oder den Besuch von Präsident Andrej Kiska bei ihrem Konzert, wir hatten verschiedene Vertreter der traditionellen Volkskultur und der philharmonische Chor ist gern gesehener Gast im deutschen Konzerthaus. Es gab außerdem einen Auftritt des slowakischen Kammerorchesters im Berliner Dom. Die Messlatte liegt hoch und ich bin sehr froh, wenn es mir gelingt, sie zu halten und vielleicht noch eine Stufe höher zu legen.
Das Gespräch führte Ľudmila Glembová.
Fotos: Zuzana Megová privat