Kinderlager in Metzenseifen: Eine Reise ins Märchenwunderland
Das Thema war weder ausgefallen noch neu beim diesjährigen Kinderlager, doch lässt sich aus dem reichen Schatz deutscher Märchen immer wieder Neues gestalten. So wählten wir für jede Altersgruppe ein eigenes Märchen, das in sehr unterschiedlicher Form erarbeitet und am Abschlussabend den Eltern und Großeltern dargeboten wurde.
Die Jüngsten erlernten das Singspiel „Dornröschen war ein schönes Kind“, die Großen bekamen mit „Hans im Glück“ eine Geschichte, die von Inhalt und Botschaft her schon etwas interessanter für sie war und das Grüppchen rundum forderte. Manch ein Spieler musste gleich zwei Rollen übernehmen und diverse Kulissen und Requisiten wie Pferd oder Schwein mussten nicht nur gebastelt, sondern auch stets im richtigen Augenblick auf die Bühne getragen werden. Daran wurde einige Tage geübt, so dass bei der Aufführung jeder seine Einsätze und Handgriffe genau kannte.
Theaterkünste der Kinder
Den Höhepunkt des Elternprogrammes durfte diesmal die mittlere Gruppe mit einer sehr amüsanten Kurzfassung von „Aschenputtel“ vorführen. Die Kinder brauchten dabei ihren Text nicht auswendig zu lernen, sondern durften diesen ablesen. Dabei wurden auch moderne Ausdrucksweisen wie „Okay“ durch beständige Wiederholung – gerade auch an den unpassendsten Stellen – als lächerlich entlarvt. Welcher Prinz möchte schon auf einen Heiratsantrag die Antwort „Okay“ erhalten?!
Da die Vorbereitungen dieser Beiträge, ergänzt durch geeignete Lieder, bereits viel Zeit in Anspruch nahmen, bildeten die Theaterstücke dieses Jahr das zentrale Element des Deutschunterrichtes. Die fröhliche Beschäftigung mit der deutschen Sprache, die auch beim Fußball und den Bewegungsspielen am Morgen („Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?“, „Wolf, Wolf, wie spät ist es?“ und ähnliche) nicht zu kurz kam, sollten für angenehme Erinnerungen sorgen. Die spannenden und lustigen Stunden sind dank der deutschen Betreuer nun einmal mit dieser Sprache und Kultur verknüpft. Mehrere aus Deutschland angereiste Kinder der Betreuer erhöhten die Motivation und Notwendigkeit, die sonst von den meisten Metzenseifener Kindern überwiegend nur noch im Schulunterricht geforderten deutschen Sprachkenntnisse auch mit den eigenen Altersgenossen anzuwenden.
Wenn Märchen wahr werden
Da der Elternnachmittag bereits am Donnerstag stattgefunden hatte, blieb uns für den Freitag die Möglichkeit, das über Märchen Gelernte nochmals zu wiederholen und zu erweitern. Das geschah mithilfe eines Geländespieles, das sich an verschiedenen „märchenhaften” Stationen über das gesamte Außengelände des Hauses des Karpatendeutschen Vereins erstreckte. Der König hatte die Kinder gebeten, ihn bei der Rettung seiner Tochter, der Prinzessin, zu unterstützen, woraufhin diese sich in Gruppen auf den Weg machten. Eine Fee gab ihnen gute Ratschläge und Hilfsmittel mit auf den Weg. Dann ging es ans Lösen verschiedener Aufgaben. Zum Beispiel mussten Erbsen sortiert und goldene Kugeln in einen Brunnen geworfen, Rapunzels Zopf geflochten und ein Drache bezwungen werden. Die vielleicht beliebteste Aufgabe bestand darin, anstelle eines Frosches einen mit Wasser gefüllten Luftballon so gegen eine Wand zu werfen, dass er platzte. Welches Kind hätte in der Sommerhitze keinen Spaß daran?
Mit den an den Stationen erworbenen Textbausteinen galt es schließlich, eine schlafende Fee durch Gesang zu erwecken, um den Ort des vergrabenen Schatzes zu erfahren. Als ob all dies nicht schon aufregend genug gewesen wäre, steigerte sich das Vergnügen der Teilnehmer bis zum Höhepunkt, als unmittelbar vor dem Abschied die Betreuer das Spiel mit den Wasserbomben kurzerhand wiederholten und immer prallere über den Köpfen der johlenden Kinderschar zerplatzen ließen. Da fragte dann auch die eine oder andere Mutter beim Abholen verdutzt, ob wir schwimmen gewesen seien… Ganz sicher aber sollte dieser Tag den Kindern in bester Erinnerung bleiben!
Anstrengende, aber wunderschöne Woche
Am Sonntag zuvor hatten wir eine kleine Wanderung in die Metzenseifen umgebenden Hügel mit Lagerfeuer und traditionellem Speckbraten unternommen. Ein Ausflug mit Peter Sorger, dem Vorsitzenden der Region Bodwatal des Karpatendeutschen Vereins in der Slowake), rundete am darauffolgenden Samstag unseren Aufenthalt ab. Ganz im Norden der Slowakei erlebten wir auf dem Grenzfluss zu Polen, dem Dunajec, eine romantische Floßfahrt. Anschließend durften wir in Hopgarten die Bekanntschaft der Vorsitzenden der Region Oberzips des KDVs, Maria Recktenwald, und des Jugendvorsitzenden, Patrik Lompart, machen.
Deren Bericht, dass in Hopgarten kein einziger Roma lebe und in jedem Haushalt noch Mundart gesprochen werde, beeindruckte uns zweifellos. Letztlich waren wir uns aber einig, dass uns der von sanften Wiesenhängen umrahmte Ort Metzenseifen mit seiner Hammerschmiedetradition besonders ans Herz gewachsen ist. Denn schließlich sind viele der dortigen Zipser im Laufe der Jahre für uns liebe Freunde geworden, so dass wir doch ohne Wehmut abends zurückkehrten, bevor sich unsere Gruppe in den darauffolgenden Tagen durch die Heimreise nach und nach auflöste. Schöne Erinnerungen haben auch wir mitgenommen und freuen uns schon jetzt auf das Kinderlager im nächsten Jahr.
Gerhild