Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky mňauky, allerseits! Können Sie sich noch an den tschechoslowakischen Filmknaller aus dem Jahr 1975 erinnern, der den leicht einprägsamen, weil so schön kurzen Titel trug: „Wie soll man Dr. Mráček ertränken? oder Das Ende der Wassermänner in Böhmen“?
Die Geschichte ging so: In den böhmischen Flüssen und Bächen leben die Wassermänner. Sie sehen aus wie ganz normale Menschen, doch sie sind unsterblich und sammeln die Seelen Ertrunkener. Es gibt allerdings nicht mehr viele Wassermänner und ihre Zukunft in Böhmen ist unsicher. Händeringend versucht Familie Wässerlein, ihre Tochter Jana mit einem Wassermann zu verkuppeln, wobei es zu turbulenten Verwechslungen kommt. Am Ende lebt Dr. Mráček noch, aber mit den Wassermännern in Böhmen ist es vorbei. Ich habe diesen lustigen Film schon ein paar Mal mit meinem Butler, dem Herrn Schmidt, gesehen. Klasse!
Ich wurde jüngst an die Wassermänner erinnert, als in Tschechien ein neues Parlament gewählt wurde. Mein Butler schrieb in seinen langen Artikeln für große Zeitungen dabei davon, dass bei diesen Wahlen auch „Piraten“ mitgemacht haben. Da war ich platt.
Ich wusste nämlich gar nicht, dass es tschechische Piraten gibt, die auf Piratenschiffen über die sieben tschechischen Weltmeere fahren. Ich kenne Piraten auch aus Filmen, aber die haben alle irgendwann im 18. Jahrhundert gespielt. Die Schiffe waren aus Holz und hatten große Segel. Wenn es zu stürmisch war, fiel der Matrose aus dem Ausguck hoch oben gern mal aus seinem Korb, klatschte auf den frisch geschrubbten Schiffsboden und holte sich schlimme Dellen. Und seine Piratenkumpel begrüßten den armen Kerl in tschechoslowakisch synchronisierter Version grinsend mit „Ahoj!“ oder begannen mit einer Meuterei gegen den unsozialen Kapitän. Die Piraten haben aber vor allem fremde Schiffe mit wertvoller Fracht mit ihren Kanonen sturmreif geschossen, dann geentert und dabei gern blutig-grausame Massaker angerichtet.
Und solche Piraten wollten an den tschechischen Wahlen teilnehmen! Welche Aufregung! Mein Butler erzählte mir, dass in den vergangenen vier Jahren schon 22 Piraten ihr Unwesen im Parlament getrieben hatten, auf dem Trockenen, ganz ohne Schiffe, weil vermutlich andere Piraten irgendwann mal den Tschechen die Stöpsel aus ihren sieben Weltmeeren gezogen hatten.
Freilich haben die tschechischen Piraten vor den Wahlen im Trockendock die Segel falsch gesetzt und sind abgedriftet. Der Herr Premier Babiš hat gesagt, sie seien „neomarxistisch“ geworden. Das schwere Wort muss mir mein Butler noch mal erklären. Die Wähler haben das Wort glücklicherweise verstanden. Und zur Strafe nur noch vier Piraten gewählt. Hoffentlich rächen die sich nicht und jagen jetzt auch den Herrn Dr. Mráček oder gar den Herrn Babiš, der schon nicht mal mehr ein Premier ist. Sonst enden sie noch wie einst die böhmischen Wassermänner. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt