Kolumne: Schmidts Katze
Čau, čau und mňau! Das klingt irgendwie netter und nicht so hinterlistig und bedrohlich wie das, was der einstige Chefkater der Regierung, Robert Fico, dem Präsidenten-Kater Andrej Kiska, nach seiner Entlassung zugeraunt hatte: „Ich verabschiede mich keinesfalls. Wir werden uns schon bald wiedersehen“.
Mein Butler, der Herr Schmidt, hat mir erklärt, was da alles in den vergangenen Wochen über die Fernsehschirme aus der Slowakei flimmerte. Der Aufstand der Anständigen, die erst zur Aufgabe des Innenministers und dann selbst des unschlagbar erscheinenden Regierungschefs beigetragen hat. Der oberste Kater Kiska hat getan, was er tun konnte. Mehr ging nicht. Neue Katzen und Kater werden erst einmal nicht gewählt werden können, so lange die neue Regierung unter Kater Pellegrini im Nationalrat eine Mehrheit hat.
Ich fand den Auflauf der vielen Zweibeiner nicht nur in Bratislava bemerkenswert. Man muss sich wehren, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Das ist übrigens eine sehr sehr alte Katzenweisheit. Ich kenne das nämlich nur zu gut. Ich fühle auch jeden zweiten Tag, dass mich mein Butler zu wenig streichelt, mir Fresschen vorsetzt, von dem er wissen muss, dass es mir nicht schmeckt. Ja, gut, dass muss mich nicht gleich veranlassen, einen Auflauf von zehntausenden Katzen auf dem Platz des Slowakischen Nationalaufstands in Bratislava zu organisieren. Auch nicht mit Kerzen in den Pfoten. Ich denke, Katzen sind vernünftiger als manchmal die Zweibeiner. Wenn man weiß, dass Neuwahlen nicht so einfach möglich sind, weil im Katzenparlament die Mehrheiten dagegen sprechen, dann muss man das als Katze letztlich auch akzeptieren.
Wenn etwas aus der Krise gut herauskommen könnte, dann wäre es für mich die Entscheidung, dass der oberste slowakische Chefkater Andrej Kiska für weitere fünf Jahre als oberster slowakischer Chefkater kandidieren würde. Gegenkatzen oder -kater hat er nicht zu fürchten. Er hat die Krise super gemeistert. Also, Andrej, alter Kater aus Deutschendorf – mach es noch einmal!!! Wenn Du diesen Ruf nicht erhörst, weiß ich auch nicht mehr weiter. Es geht um das Schicksal des ganzen Landes!
Und ganz besonders geht es um die Freiheit der Presse. Wenn es die in der Slowakei nicht gebe, gäbe es künftig womöglich auch keinen Platz für mich mit meiner Kolumne für das Karpatenblatt. Ich verdanke diesen Platz wirklich der Pressefreiheit. Schließlich bin ich aus Sicht von Herrn Fico vermutlich auch so eine „dreckige antislowakische Prostituierte“, wie er die slowakischen journalistischen Zweibeiner genannt hat, mit denen er ganz anders umgehen würde, wenn er kein Politiker wäre. Was für ein schrecklicher Satz! Im Grunde ein Satz, der geradezu dazu aufrief, Ján Kuciak und seine Verlobte regelrecht hinzurichten.
Noch ist nicht klar, wie die Auseinandersetzung zwischen der Straße und Fico im Hintergrund enden wird. Ich habe mehrere Leserzuschriften bekommen, die mich wüst beschimpft haben. Ich „müsse“ ja so schreiben, weil ich aus ‚„dem Westen“ komme. Ob ich denn – so wurde ich gefragt – einen Maidan wie in der Ukraine – haben wolle? Nein, will ich nicht. Ich will eine Slowakei, in der Journalisten wie der heimtückisch ermordete Ján Kuciak normal arbeiten können.
Wenn etwas gut ist an der ganzen Causa: Europaweit wurden die Recherchen von Kuciak veröffentlicht. Und es gibt jetzt ein internationales Journalistenteam, das seine Recherchen fortsetzt. Manchmal haben die Zweibeiner richtig gute Ideen.
Bis nächsten Monat: Čau, čau und mňau!
Schmidts Katze Mourinka und ihr Butler Hans-Jörg Schmidt