Kolumne: Schmidts Katze
Čau, čau und mňau! Dass Katzen die liebsten Streichel-Vierbeiner sind, wissen schon kleine Menschenkinder. Hunde sind zottlig, vor allem die zottligen unter ihnen, und haben dementsprechend in der Beliebtheitsskala keinerlei Chancen. Außerdem bellen die auch gern mal und beißen. Deshalb haben wir Katzen die Weltherrschaft, nicht die Hunde.
Es gibt aber kleine Scheißerchen, die sich auch nett anfühlen, wenn man ihnen übers Fell streichelt. Die Kaninchen, von kleinen Kindern auch gern und falsch Häschen genannt. Auch wir hatten eines Tages die Idee, Kaninchen anzuschaffen. Also fuhren wir auf eine Kaninchenausstellung und kauften dort einen Rammler und drei Zibben, das sind die Mädels unter den Kaninchen.
Die Suche nach Namen hatte sich schnell erledigt. Wir nannten sie nach dem Moderatorenteam eines tschechischen Radios: „Fanda und seine tschechische Bande“. Unser Rammler, der wirklich nur Fressen, Verdauen und Rammeln im Kopf hatte, war Fanda, und die Zibben seine Bande.
Diese Kaninchen waren die teuersten in der EU. Nicht nur wegen des horrenden Anschaffungspreises. Diese Viecher hatten fast so einen erlesenen Geschmack wie ich. Im Herbst, kurz vor der Maisernte, klauten wir riesige Mengen Maiskolben von nahen Feldern. Im Winter kaufte mein Butler irre teure Möhren für die Bande. Die Zibben bekamen zwar alle Junge, aber die waren zu schwach, um das harte Leben im Sudetenland in Angriff zu nehmen. Nach drei Jahren hatten wir genug davon. Fanda und seine Bande haben total lecker geschmeckt.
Dass wir bei der Aufzucht etwas falsch gemacht hatten, hätten wir sofort gewusst, wenn wir die Diplomarbeit von Taťána Malá zu diesem Thema gelesen hätten. Oder besser das Original von Zita Pavlišová. Frau Malá hat große Teile der Diplomarbeit von Frau Pavlišová abgeschrieben. Und Jahre später noch eine andere Arbeit über die gemeinsame Verantwortung geschiedener Zweibeiner für ihre Kinder.
Frau Malá hat damit jetzt ein großes Problem. Sie lebt zwar auf einem Dorf in Südmähren, wo solche Plagiate an sich nicht so schlimm sind, wenn man eine einfache Frau ist. Frau Malá ist aber keine einfache Frau. Sie hat sich irgendwann der Politik zugewandt und stieg von der Kommunalpolitikern bis zur Chefin von ANO in Südmähren auf. Am Ende hat sie der Herr Babiš, was der Oberste der Prager Regierung ist, als seine Justizministerin ausgewählt. Und das ist das Problem.
Eine Justizministerin muss darauf achten, dass alles richtig und gerecht zugeht. Katzenquäler, Diebe und Mörder müssen hinter Gitter. Aber genau nach dem Gesetz. Das bedeutet, dass für eine solche Ministerin das Gesetz ziemlich doll wichtig sein muss.
Daran hatte Frau Malá bestimmt nicht gedacht, als sie ein bisschen abgeschrieben hat, was andere sich schon vor ihr ausgedacht hatten. Aber wir sollten nicht zu böse mit Frau Malá sein. Die Universität in Brünn, wo sie die Kaninchenarbeit verfasst hat, hat ihr bestätigt, dass ihre Arbeit „originell“ gewesen sei. Wahrscheinlich lag das an den Versuchen, die sie mit den Rammlern und Zibben unternommen hatte. Übers Stöckchen springen oder Bällchen holen. Oder so etwas. Kann man das verurteilen? Vielleicht ist Frau Malá selbst auch mal klein gewesen und hat Kaninchen wegen ihres Fells ganz doll lieb gehabt. Vielleicht hat sie auch mal Katzen gestreichelt. Das sollte man untersuchen. Und sie freisprechen. Ein Blindgänger mehr oder weniger in einer Regierung macht nichts. Sie kennen das in der Slowakei ja auch. Čau, čau und mňau!
Schmidts Katze Mourinka und ihr Butler Hans-Jörg Schmidt