Löffel auf den Katzenaugen haben – Redewendungen unter der Lupe
Die Sprache ist ein reiches System an Zeichen, das der Kommunikation dient. Dazu gehören auch Redewendungen. Sie verschönern unsere Ausdrucksweise, machen unsere Alltagssprache bunter und begleiten uns auf Schritt und Tritt. In dieser Serie nehmen wir die Herkunft und Bedeutung ausgewählter deutscher Redewendungen sowie mögliche Übersetzungen ins Slowakische unter die Lupe.
Tomaten auf den Augen haben
Gemüse wird nicht nur als Essen, sondern auch für Kosmetik benutzt. Manche Leute legen sich zum Beispiel Gurken auf die Augen, um die Haut um die Augen zu straffen und manche haben einfach Tomaten auf den Augen. Aber in diesem Falle haben die Tomaten keine Schönheitswirkung. Hat jemand Tomaten auf den Augen, geht er nicht mit den roten Früchten im Gesicht durch die Gegend, sondern die betroffene Person sieht oder bemerkt etwas nicht.
Ähnlich wie bei anderen Redewendungen gibt es mehrere Erklärungsversionen, wie genau diese Redensart ans Licht gekommen ist. Sprachwissenschaftler beschäftigen sich zurzeit mit drei möglichen Versionen, die die Herkunft erklären können. Die erste Herkunftsgeschichte verbindet die Redewendung mit der Farbe verschlafener Augen, die meistens an Tomaten erinnert. Häufig ist der weiße Bereich des Auges rot gefärbt, sodass es scheint, als hätte man Tomaten auf den Augen. Eine andere These führt nach Spanien, wo bis ins späte Mittelalter die Tomaten als „Frucht der Sünde“ galten und auch zur Bestrafung von Gesetzesbrechern dienten. Bekam jemand das Gerichtsurteil „Tomaten auf die Augen“, war er verpflichtet, über einen längeren Zeitraum mit Tomaten vor den Augen herumzulaufen. Die letzte Version führt zu Verkehrspolizisten, die bei alten Ampelanlagen standen und den Verkehr kontrollierten. Wenn die Ampel die Farbe änderte und der Fahrer nicht losfuhr, wurde er als jemand, der „Tomaten auf den Augen hat“ bezeichnet. Die Polizisten meinten, dass der Fahrer immer noch rot sah, obwohl es bereits grün war.
Vergleicht man die deutsche Variante der Redewendung mit der slowakischen, bemerkt man: Im Slowakischen hat man keine Tomaten auf den Augen, sondern „klapky“ (Klappen) – „mať klapky na očiach“, was man wiederum mit dem deutschen „Scheuklappen tragen“ vergleichen könnte.
Die Katze im Sack kaufen
Die Katze ist normalerweise als ein anschmiegsames, nettes Haustier bekannt, das ein guter Gesellschafter des Menschen ist. Manchmal kann sie aber auch ganz durchtrieben und unvorhersehbar sein. Diese unklaren Eigenschaften finden wir auch in der Redensart „die Katze im Sack kaufen“. Wer sprichwörtlich die Katze im Sack gekauft hat, hat sich nicht etwa ein neues Haustier zugelegt, sondern er hat Probleme bekommen und kann eine böse Überraschung erwarten.
Die Herkunft der Redewendung findet man in früheren Zeiten, als die Leute auf Märkten handelten. Nutzvieh wie Hühner, Kaninchen oder Ferkel waren immer sehr gefragte Waren. Es gab aber Waren, die man nicht wirklich nutzen konnte wie Katzen. Beim Handeln musste man immer vorsichtig sein, um nicht von gewieften Kaufleuten betrogen zu werden. Sonst konnte es passieren, dass ein Kaufmann den zahlenden Kunden ablenkte und ihm einen Sack mit einem zappelnden Etwas in die Hand drückte – darin war eine Katze. Die Leute glaubten, dass ihnen die Katzen gar keinen Nutzen bringen, darum wurden sie als etwas Sinnloses betrachtet. Wer eine Katze im Sack hatte, ging quasi mit leeren Händen nach Hause.
Die Redewendung ist in derselben Form ins Slowakische eingewandert und zwar als „kúpiť mačku vo vreci“. Auch interessant ist, dass die Bedeutung von der deutschen Version gar nicht abweicht.
Den Löffel abgeben
Ein Löffel ist normalerweise immer mit Essen oder Kochen verbunden. Im Deutschen erscheint er aber auch in der Redewendung „den Löffel abgeben“ und hat in diesem Falle nichts mit der Ernährung zu tun. Diese Redewendung drückt aus, dass das Leben am Ende ist und der Löffel nicht mehr benutzt wird. Der Löffel steht also symbolisch für die lebensnotwendige Aufgabe des Menschen, das Essen.
Eine Frage, die die Herkunft der Redewendung schon seit Jahren begleitet, ist, warum man einen Löffel abgeben muss, um sinnbildlich das Leben zu beenden. Die Antwort ist ganz einfach – da es in der Vergangenheit bei den armen Leuten größtenteils breiige Speisen zu essen gab, brauchte man nur einen Löffel, um diese Gerichte zu essen. Zur unverwechselbaren Symbolik des Löffels trägt auch eine Tradition bei. Jeder Bauer schaffte sich seinen eigenen, oft dekorativ verzierten, Löffel an, den er dann beim Essen verwendete. Wenn er ihn brauchte, hob er ihn auf und brachte ihn danach wieder an seinen Platz zurück. Wenn der Löffel nicht mehr im Gebrauch war, bedeutete das meist, dass dessen Besitzer das Zeitliche gesegnet hatte.
Auf Slowakisch könnte man eine ganze andere Redewendung finden, die aber inhaltlich dasselbe bedeutet. Die Redensart „otrčiť kopytá“ (die Hufe ausstrecken) hat auf Slowakisch einen pejorativen Beigeschmack und bedeutet auch, dass jemand gestorben ist. Die Redewendung ist in diesem Falle symbolisch gemeint, sie spielt auf die Bewegung an, die ein Pferd beim Sterben macht.
Matej Lanča
Im Karpatenblatt befasst sich Matej mit
Literatur, Sprache und Kultur,
die ihm besonders am Herzen liegen.