Magie und Merkmale der Weihnachtszeit
Nun ist diese unvergleichbare, herzergreifende Zeit unserer inneren Wiedergeburt wieder da. Diese Zeit mit all dem Magischen und Zauberhaften, das in jedermanns Herzen ein symbolisches Bethlehem entfacht. Endlich sind wir angekommen in der mit Sehnsucht erwarteten Weihnachtszeit.
Als Grundlage des christlichen Weihnachtens gilt die biblische Geschichte von der Geburt des Erlösers und das Feiern dieses einzigartigen Ereignisses. Die Kirche setzte den 25. Dezember als Tag der Geburt des Herrn fest, was auch mit der Verknüpfung der Geburt Christi mit der Sonnensymbolik früherer Religionen zusammenhing. Davon leiteten sich Sitten und Bräuche der meisten Weihnachtsmerkmale ab, deren Pflege häufig bis heute erhalten blieb. Leider ist das schon keine Selbstverständlichkeit mehr.
Krippe verbildlicht Geburt Jesu
Eine solche war zum Beispiel einst die Weihnachtskrippe. Diese durfte in keinem christlichen Haushalt fehlen. Meistens handelte es sich um selbst zusammengebastelte und in einem Bild zusammengefügte Figurinen, wobei diese die Geburt Jesu darstellten.
Als Dekoration mit religiösem Hintergrund durften natürlich die Drei Könige zusammen mit dem Hintergrund eines mit Flügeln über der Krippe herumflatternden Engels und einem Bethlehem-Stern nicht fehlen. Hinzu kam die Inschrift: „Friede den Menschen guten Willens“. Was für ein Paradox im Zusammenhang mit dem Ort, wo sich dieses Städtchen befindet!
Die Kleinstadt Bethlehem liegt in Israel, also im Staat des Volkes Judas und ist als Geburtsort Jesu Christi und des Königs David zugleich bekannt. Die ersten Christen ließen an dem Platz, wo der Erlöser geboren worden war, eine kleine Kapelle errichten. Der römische Kaiser Hadrian ließ aber an demselben Ort einen dem heidnischen Gott Adonis geweihten Tempel erbauen, um die Christen zu vertreiben.
Es war erst Helena, die Mutter des christenfreundlichen Kaisers Konstantin dem Großen, die an demselben Ort den großen Tempel der Geburt des Herrn erbauen ließ. Aber nun sind wir vom malerischen Bethlehem unserer Kinderzeit woanders angelangt. Lassen sie uns weitere heute kaum wegzudenkende Weihnachtsmerkmale näher betrachten.
Das Symbol des Weihnachtsbaums
Der Weihnachtsbaum beispielsweise zierte auch die Hausstuben unserer Vorfahren. Woher kommt aber dieser Brauch und was symbolisierte er ursprünglich?
Einige Forscher gehen dabei sehr weit zurück, nämlich in die vorchristliche Zeit der alten Germanen und vergleichen ihn mit der mythischen Esche Yggdrasil. Andere behaupten, dass es sich dabei um die symbolische Darstellung des heiligen Baumes des germanischen Gottes Wotan handelt. In der Literatur ist auch oft angeführt, dass der Weihnachtsbaum auf das Julfest der alten Germanen zurückgehe. Die immergrünen Zweige der Tanne als Symbol ewiger Lebenskraft mögen die Germanen schon verehrt haben, ebenso wie sie auch zur Zeit der Wintersonnenwende grüne Tannenzweige auf öffentliche Plätze und vor die Gehöfte gelegt hatten. Aber damit ist die Kultur des Weihnachtsbaums noch weit nicht begründet.
Die Geschichte des Weihnachtsbaums stammt allem Anschein nach aus Deutschland. Als ältester Beleg für einen grünen, beleuchteten Tannenbaum gilt der Eintrag in der Bremer Zunftchronik aus dem Jahre 1570. Dieser stammt aus dem Leben der städtischen Handwerker, dessen Mitglieder sich in Zünfte organisierten. Dabei ging es um einen kleinen, mit Datteln, Äpfeln, Nüssen, Süßigkeiten, Papierblümchen und Brezeln geschmückten Tannenbaum. Der wurde innerhalb des Zunftgebäudes aufgestellt, die Kinder einzelner Zunftmeister hatte man dazu eingeladen. Die Kinder durften ihn zu Weihnachten abschütteln und die Leckereien verzehren. Auch in Basel zogen 1597 die Schneider- und Schustergesellen mit einem Baum voller Käse und Äpfel in der Stadt umher, bis sie schließlich in ihrer Herberge blieben und alle übrigen Leckereien vernaschten.
Dieser Brauch machte in sämtlichen Städten Deutschlands Schule und fasste daraufhin in Europa und der ganzen Welt Fuß – in den Häusern und Herzen aller Menschen guten Willens.
Ausbreitung der Baumtradition
In Böhmen beispielsweise existiert die erste schriftliche Erwähnung darüber erst aus dem Jahre 1851. In Berichten nennt der Schriftsteller Václav Krolmus die besprochene Tanne „Christenbaum“. Der Brauch ist von den Zünften danach in die Familien übergegangen. Aber nicht nur die Zunfthäuser waren die Geburtsstätten des Weihnachtsbaumes und seiner Verbreitung.
Es standen in erheblichem Maße auch die Protestanten dahinter, nämlich die Anhänger der Lehre Martin Luthers. Gerade die Protestanten haben eine hohe Bescheidenheit bei der Schmückung der Kirchen eingeführt. Noch für etwas Anderes können alle Kinder Martin Luther und dem ganzen Protestantismus dankbar sein: für die Weihnachtsgeschenke. Diese haben gerade die Protestanten eingeführt und zwar als Motivation und Belohnung für die Einhaltung des vorweihnachtlichen Fastens.
Im 17. und 18. Jahrhundert verzeichnete der Brauch mit dem geschmückten Baum einen Siegeszug und gelangte so Anfang des 18. Jahrhunderts auch nach Wien. Hohe Beamte und Wohlhabende übernahmen die neue Mode und Bürger ließen sich wiederum von ihnen inspirieren. Nach und nach schmückten die Bäumchen zu Weihnachten auch Bürger, die keine „Lutheraner“ waren. Und wenn nun Wien den Weihnachtsbaum hatte, so war es nur noch ein kleiner Schritt bis er auch in Preßburg und anderen Städten der Slowakei zu finden war.
Weihnachten in konsumorientierten Zeiten
Während der ganzen Geschichte der Weihnachtsfeiertage verbindet sich das Geistliche mit dem Materiellen, das Weltliche mit dem Heiligem. Ob Weihnachten heute weiterhin eine Gelegenheit sein sollte, die eigene Kaufkraft zu demonstrieren, bleibt jedem selbst überlassen, der sein Herz am rechten Fleck hat. Denn auch Weihnachten und deren Merkmale sind schließlich Herzensangelegenheiten. Man betet schließlich auch mit Herz und Hand. Eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Oswald Liptak