Mit dem Blick zurück nach vorne schreiten
In dem Buch über Hopgarten „Sie flohen, um zu bleiben“ lesen wir am Schluss: „Die Familien sind entfremdet. Es schwindet das Zusammenhalten der Dorfbewohner, das Interesse an Anderen. Wir gehen mit der Zeit.“ Das Buch schließt mit der Frage: „Wie geht es wohl weiter?“ Darauf antworte ich: Die Zukunft ist offen! Es liegt an uns, wie wir die Zukunft sehen.
Ich denke und hoffe, ein Weiterschreiten ist möglich und frage: Finden sich nicht junge Menschen der Slowakei in der Karpatendeutschen Jugend im vereinten Europa zusammen und gestalten sie nicht auf ihre Weise die Idee der Karpatendeutschen? Hat die Erlebnisgeneration für die jüngere Generation schon hinreichend einladende Rahmenbedingungen geschaffen? Bietet der Karpatendeutsche Verein in den Regionen schon ausreichend Kultur-, Sprach- und Erinnerungsseminare an, auch in Kooperation mit dem Goethe-Institut Bratislava, den Deutschlehrern an Schulen sowie dem Verband der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei? Ist es nicht denkbar, dass sich gerade in wirtschaftlichen Ballungsräumen der Slowakei Menschen in einer Organisation zusammenfinden, in der sie ihre ökonomischen, sprachlichen und kulturellen Interessen vertreten und die Geschichte der Karpatendeutschen entdecken? Könnten nicht im deutschsprachig mitgeprägten Europa die in der Slowakei lebenden jungen Menschen einen kulturellen Beitrag für das sich entwickelnde vereinte Europa leisten und dabei die Kultur der Karpatendeutschen achten? Zu dieser Erinnerungsarbeit laden auch die kulturellen Schätze des SNM-Museums der Kultur der Karpatendeutschen in Preßburg und des Museums der Stiftung Karpatendeutsches Kulturerbe in Karlsruhe ein.
Diese Aufgabe kann die Erlebnisgeneration der heute 80- bis über 90-jährigen Karpatendeutschen nicht leisten. Gefragt sind jüngere Menschen, die jenseits ihrer Profession, Position und Herkunft die einst belebende deutsche Kultur in der Slowakei nun auf ihre Weise pflegen – nicht in Worten, sondern in Taten. Erst das Tun zeigt, was sie wirklich wollen.
Das Prinzip Hoffnung
Bei diesen Fragen und Aufgaben können wir uns von Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“ leiten lassen, das heute meist dann zitiert wird, wenn ausgedrückt werden soll, dass man in einer bestimmten Situation nichts mehr tun kann. Das steht allerdings ganz im Gegensatz zu Bloch, der Hoffnung nicht als Warten auf einen zufälligen glücklichen Ausgang oder eine günstige Wendung verstand, sondern als bewusst planendes und aktives Einwirken auf die Entwicklung von Mensch und Gesellschaft. Die so verstandene Hoffnung baut auf und schafft Wirkliches.
Ich schließe mit einem Wort von Ernst Moritz Arndt, einem deutschen Schriftsteller und Historiker über das „Gestalten der Zukunft“: „Was werden wird, ist dunkel, wie die Welt sich wieder gestalten wird, ist verborgen, aber das Alte ist vergangen und Neues muss werden. Was geschehen muss, ist hell, was wir tun müssen, ist keinem verborgen: Wir müssen das Rechte und das Redliche tun.“
Univ.-Prof. Dr. Dr. et Prof. h.c. Ferdinand Klein