Nachhaltigkeit in der Mode

Zum 30. Jubiläum der deutsch-slowakischen Beziehungen wagen wir einen Blick in die Zukunft. Die Karpatenblatt-Redaktion hat daher in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Slowakei mehrere Schreib-Workshops und einen Essay-Wettbewerb zu dem Thema „2053 – Deutschland, Slowakei und Europa. Eine Vision für die Zukunft?“ organisiert. Zahlreiche spannende Essays sind bei uns eingegangen und nach einer schwierigen Entscheidungsphase haben wir sechs Artikel zur Veröffentlichung ausgewählt. Einmal monatlich lesen Sie eine dieser sechs Visionen für unsere Zukunft. Welche davon Realität wird, liegt an uns.

Im Jahr 2053 wird man nachhaltiger denken und nur noch die notwendige Kleidung kaufen. Dieses Konzept wird nicht nur auf Deutschland oder die Slowakei, sondern auf die ganze Welt zutreffen, weil die Menschheit nur gemeinsam eine Veränderung schafft. Heute versuchen viele, gegen den Klimawandel zu kämpfen, indem sie öfter mit dem Fahrrad fahren oder den öffentlichen Personenverkehr nutzen, mehr Materialien recyceln oder weniger Kunststoff verwenden. Auf der anderen Seite – wenn es um übermäßiges Einkaufen geht, verschließen die Leute oft die Augen.

Der Mehrheit ist nicht bewusst, was die Auswirkungen des sinnlosen Shoppens sind. Am Wochenende sind die Einkaufszentren fast immer voll mit Menschen, die oftmals riesige Einkauftaschen mit sich tragen. Statistiken zeigen, dass im Jahr 2022 das Einkaufen das zweitbeliebteste Hobby der Deutschen war. Jeder Deutsche kauft jährlich im Durchschnitt 60 neue Kleidungsstücke. Das wäre kein großes Problem, wenn man diese ganzen Sachen auch tragen würde. Jeder Slowake wirft pro Jahr durchschnittlich 4 bis 12 Kilogramm an Kleidung weg. Und in deutschen Privathaushalten landen jährlich ganze 1,3 Millionen Tonnen Kleidung im Müll. Für die Marken ist es sehr wichtig, Klamotten schnell und billig herzustellen, damit Leute die neuen Modetrends kaufen.

Die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken sind dabei lebensbedrohlich, weil die Schneiderinnen ohne Pause arbeiten müssen, damit sie überhaupt etwas verdienen können. Bei jeder Temperatur arbeiten sie 14 bis 16 Stunden pro Tag und die Angestellten erleben oft Missbrauch. Leider ist aus diesen Fabriken auch Kinderarbeit bekannt. Im Jahr 2013 stürzte eine Modefabrik in Bangladesch ein und 1.135 Leute kamen ums Leben. Die Arbeitgeber waren sich über den Zustand des Gebäudes bewusst und nutzten trotzdem weiter diese gefährliche Fabrik. In diesen Ländern verschmutzen die Fabriken die Flüsse mit Farbstoffen und die Einwohner leiden an verschiedenen Krankheiten. Die Modeindustrie verursacht mehr Treibhausgase als der Flug- und Schiffsverkehr. Die Herstellung der Textilien verbraucht außerdem zu viel Wasser. Auch Erdöl, Erdgas und Kohle sind notwendige Grundstoffe für die Modeindustrie, weil die Kleidungsstücke aus synthetischen Fasern hergestellt werden. Wenn der Gebrauch dieser Fasern so weitergeht, wird das auch das Leben der Menschheit insofern beeinflussen, dass unsere Kleidung komplett aus Plastik bestehen wird. Plastik bedroht nicht nur die Gesundheit, sondern auch das Leben im Meer. Manche Bekleidungsprodukte bestehen aus Kunstfasern und sie setzen beim Waschen Mikroplastik frei. Das gelangt dann ins Meer und in die Böden.

Im Jahr 2053 wird man den Wert von Kleidung schon kennen. Denn über die Jahre haben ja immer mehr Menschen unter den Auswirkungen der Modeindustrie gelitten. Manche Menschen bekamen Hauterkrankungen durch die Kleidungsstücke. Die Modeindustrie hat enorm viel Wasser verbraucht und die Luft so verschmutzt, dass man ohne Mundschutz nicht mehr rausgehen konnte. Wir mussten uns an höhere oder niedrigere Temperaturen anpassen, die sich täglich verändern. In 30 Jahren wird der Klimawandel schon sichtbar sein und die Menschen in der Slowakei unter extremer Hitze und Überflutungen leiden. Das Einkaufen „schneller Mode“ wird nicht mehr so häufig passieren, weil die Leute sich mehr für diese Themen interessieren. Die Herstellung solcher Modeprodukte wird sinken und mehr Menschen wählen nachhaltige Erzeugnisse, weil diese Klamotten dann länger halten. Regional ansässige Unternehmen werden nachhaltige Mode herstellen, die vielleicht teurer, aber garantiert umweltfreundlicher ist. Die Folgen der Klimakrise werden sich abmildern, wenn die Gesellschaft gemeinsam gegen den Klimawandel kämpft.

Zum Schluss: Viele Leute wollen von dieser Problematik nichts wissen, weil Einkaufen ihre Lieblingsaktivität ist. Sie halten das Shoppen für eine Antwort auf alles. Wenn sie traurig oder glücklich sind, gehen sie ins Einkaufszentrum. Deshalb ist es sehr wichtig, sich mit dieser Problematik zu beschäftigen. Wenn Sie demnächst ein Kleidungstück kaufen, fragen Sie sich doch mal: „Brauche ich wirklich dieses neue T-Shirt, Kleid oder die Shorts?“ Während des Einkaufs übernehmen Sie die Verantwortung, was später mit diesen Bekleidungsstücken passieren wird. Die Gesellschaft muss zusammenhalten, um schlechtere Produktions- und Umweltbedingungen zu verhindern.

Alexandra Olmánová