Das Schmöllnitzer Wunderkupfer

Das Schmöllnitzer Wunderkupfer

Eisen in Kupfer verwandeln? Ist das eine Anspielung auf die Alchemie eines Paracelsus, dessen Lehre im Mittelalter auch in unseren Bergstädten Schule machte? Unseren Ahnen gelang es tatsächlich, Wissen und Wunderglauben unter einen Hut zu bringen, indem sie die weltberühmte Methode der Kupfergewinnung – die Zementation – entdeckten.

Das malerische Tal in den Gründen umsäumen auf beiden Seiten Nadelwälder und Wiesen und sie bedecken so die Berge und Abhänge des Zipser Gemer-Erzgebirges. An dessen Fuß befinden sich viele Orte mit Erzvorkommen, die eine reiche Bergbautätigkeit aus weit zurückliegenden Zeiten bezeugen. So liegt auch in der Nähe des von Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom zum Úhorná-Teich führenden Weges eine uralte Pyritlagerstätte, die einst Wiege einer einzigartigen Art der Kupfergewinnung war.

Anfänge und Prinzip

In dieser Lagerstätte, die nach historischen Angaben bereits nach der Ankunft deutscher Bergleute im 13. Jahrhundert erschlossen wurde, bauten unsere Ahnen fast 600 Jahre lang Kupfer- und Silbererze mit Goldgehalt ab. Dabei entstand auch Grubenwasser, das Substanz für eine einzigartige Technologie wurde.

Das Grubenwasser enthält neben Schwefelsäure verschiedene lösliche Verbindungen und Bestandteile, von denen der Blaustein die größte wirtschaftliche Bedeutung hatte. Denn dieser Blaustein gab den Förderern bereits im 15. Jahrhundert den Anstoß, daraus hochwertiges Kupfer zu gewinnen. Dabei ließ man die im Grubenwasser enthaltenden Blausteinausschüsse mit Abfalleisen zusammenwirken, was das ganze Zementationsprinzip ausmachte. Die Anwendung selbst stockte dann die Kupferproduktion immens auf.

Angaben der Annalen

Diese sogenannten Zementwässer wurden nachweislich bereits vor 1497 zur Kupfererzeugung verwendet. Es wurde damals ein Vertrag zwischen dem Schmöllnitzer Kammergrafen und dem damaligen Grundherrn Thurzo über die Lieferung von Eisen zur Zementation abgeschlossen. Von nun an schnellten die Produktionsraten steil nach oben. Aus einem Protokoll von 1566 geht hervor, dass durch Zementation jährlich aus Grubenwassern circa 500 Wiener Zent (1 Zent = 56 kg) Zementationskupfer gewonnen wurden. Diese Menge stieg im 18. Jahrhundert bereits auf 1000 und im 19. Jahrhundert sogar auf 3000 Wiener Zent. Das Material wurde dann in etlichen Hüttenanlagen weiterverarbeitet.

Technologie

Die Technologie war an sich relativ einfach. Wasser aus dem Pumpschacht wurde mit Kreiselpumpen zur Zementierungsanlage transportiert. Diese bestand aus mehreren Wasserrinnen aus Rotfichte mit einer Länge von circa 400 cm, einer Breite von circa 30 cm und einer Tiefe von circa 30 cm. Diese Wasserrinnen waren mäanderförmig miteinander verbunden und übereinandergestapelt. Das Zementwasser wurde durch diese Rinnen geleitet und in den Trögen gelagerter Eisenschrott diente als „Ionenleiter“.

Das geröstete Kupfer setzte sich zusammen mit anderen Bestandteilen in Form eines feinen Schlamms am Eisen ab. Nach ein bis zwei Wochen wurde die abgesetzte schlammige Kupferschicht herausgenommen.

Ende

Über die Zeit war die Kupferproduktion eine gute Einnahmequelle für Schmöllnitz. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging die Zementkupferproduktion allerdings stark zurück. Grund dafür war der zu geringe Kupfergehalt im Zementwasser und zu hohe Produktionskosten. Die Pumpanlagen wurden entsorgt und in Betrieb blieb nur die einzige Hauptzementierungsanlage, die Wasser aus dem Pech-Schacht verarbeitete. 1961 wurde die Kupferproduktion endgültig eingestellt. Damit erlosch auch die letzte noch erhaltene Anlage dieser Art in der Slowakei. Was aber nicht erlöschen darf, ist unsere Erinnerung an den erfinderischen Geist unserer Ahnen, deren Fleiß und Schweiß so ein ewiges Denkmal und Verweis für uns und unsere Zukunft setzten.

Oswald Lipták